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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Gebet und rannte zum Fenster. Eine leise Stimme grüßte ihn. „Hey, Hap! Viens ici. “
    Wie fast jeder nannte Ti’Boos Sohn Val Gilbeau Hugh einfach nur „Hap“ – jeder außer seiner Mutter. In New Orleans gehörten Spitznamen zur Kultur; es war unmöglich, ihn wieder loszuwerden.
    Hugh antwortete. „Val?“
    „Wer denn sonst, Schlaumeier? Komm runter!“
    „Sei leise!“
    Hugh schlüpfte in Hose und Pullover und fischte seine Schuhe unter dem Bett hervor. In der ersten Woche auf Grand Isle hatte er die Dachrinne repariert. Nun rutschte er an ihr herunter, bis er neben Val auftauchte. Sein Freund war schon fünfzehn, fast ein Mann, aber dennoch einen Kopf kleiner als Hugh. Hugh schien nach jeder Mahlzeit ein paar Zentimeter zu wachsen. Hosen, die ihm im letzten Sommer noch gepasst hatten, reichten ihm inzwischen nur noch bis zu den Knien. Val war stämmig und muskulös, während Hugh nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Aber es war Val, der die Inselmädchen beobachtete und ihnen den Weg abschnitt. Val mit seinen funkelnden dunklen Augen und dem trägen Lächeln.
    „Du rutschst an dieser Rinne runter wie ’n Mädchen.“
    „Es ist fast Mitternacht. Was machst du hier?“
    „Ach? Wen interessiert denn, wie spät es ist?“ Val zog Hugh vom Haus weg. „Wie viele Liegestütze hast du heute Nacht gemacht, Hap? Un peu? “
    Hughs Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. „Genug. Ich hab genug gemacht.“
    „Dann gehen wir jetzt segeln.“
    „Spinnst du? Mitten in der Nacht?“
    „Wenn du Schiss hast …“
    Diese Worte hatten Hugh schon mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht. Er ließ sich nicht mehr so leicht von Vals Frotzeleien verführen. Er wusste es besser. „Ich habe keinen Schiss.“ Hugh versetzte Val einen kleinen Rippenstoß. Er wusste, dass Val ihn in den Sand stampfen konnte, wenn er in der Stimmung war, aber das passierte selten. Sie waren Freunde, solange Hugh denken konnte.
    „Wenn das so ist, komm mit!“, sagte Val.
    „Wohin?“
    „Chénière Caminada.“
    „Du spinnst echt.“
    Val zuckte mit den Schultern. Es war eine extrem eloquente Geste. Niemand konnte sich besser mit den Schultern ausdrückenals Val. Er wandte sich ab.
    Hugh konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. „Warum dahin?“
    „Wirst du sehen, wenn wir da sind.“
    Hugh wog ab: Tugenden wie Gebete und Schlaf gegen das verbotene Vergnügen einer mitternächtlichen Segeltour zu einem Ort, an dem Geister hausten. Er war schwach. „Wir müssen aber wieder zurück sein, bevor es dämmert. Mein Vater wird Gift und Galle spucken, wenn er mich erwischt.“
    „Wir werden pünktlich zurück sein.“
    „Erst sagst du mir, was du da willst.“
    „Kommst du dann mit?“
    „Vielleicht.“
    Val sah Hugh an. „Da gibt’s was zu sehen, was du noch nie gesehen hast.“
    „Was?“
    „Wenn ich es dir sage! Du brauchst ja nicht mitzukommen.“ Val ging den Pfad zum Strand hinunter. „Ich fahr jetzt los.“
    „Na gut, ich komme mit.“ Hugh folgte seinem Freund.
    „Hap. Wohin willst du?“
    Hugh und Val blieben gleichzeitig stehen und drehten sich um. Aus dem Schatten des Hauses löste sich ein Junge und kam auf sie zu. Hugh stöhnte. „Siehst du? Ich hab dir gesagt, dass du zu laut bist, Val.“
    „Lauf! Schnell!“
    Hugh packte ihn am Arm. „Sei nicht albern! Wenn wir wegrennen, schreit er und mein Vater taucht innerhalb von zwei Sekunden hier auf.“
    Vals Anspannung ließ nach. Er hatte keine Angst vor Hughs Vater. Er hatte vor niemandem Angst. Aber er wollte auch keine Scherereien bekommen.
    Ferris blieb vor ihnen stehen. „Hau ab, Ferris!“, sagte Val. „Du bist noch ’n bebé. Geh zurück ins Bett!“
    „Ich bin kein Baby! Und du bist nur ein blöder Cajun!“
    „Ich bin vielleicht ’n blöder Cajun, aber ich hab Glück – dieInsel ist voller blöder Cajuns. Und blöde Cajuns halten zusammen. Verstehste?“
    Ferris plusterte sich auf. Für einen Neunjährigen war er schon recht groß, grobknochig und stämmig. Sein Haar war etwas dunkler als das von Hugh und seine Augen waren genauso grün wie die ihres Vaters. „Ich hab keine Angst vor dir.“
    „Sollteste aber“, warnte ihn Val in einem harmlosen Tonfall. „Ferris, bei Nacht ist es hier draußen gefährlich“, mischte Hugh sich ein.
    Ferris spuckte vor ihm auf den Boden.
    „Geh ins Bett!“
    „Ich geh nirgendwohin! Jedenfalls nicht, bevor ihr mir nicht gesagt habt, wo ihr hinwollt.“
    „Wir gehen nur an den Strand

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