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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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länger Zeit im Bauch zu vertrödeln. Mit achtzehn bewegte er sich in einem Tempo durchs Leben, dasAurore Angst machte. In einem Ford Roadster, den sein Vater ihm geschenkt hatte, raste er von einem Ereignis zum anderen. Das Leben war ein Festessen und sein Appetit unersättlich.
    „Nun, jetzt seid ihr ja beide da.“ Sie machte sich von Hugh los. „Wie lange bleibst du?“
    „Ich fahre am Montag. Ich bin nur gekommen, um mich zu verabschieden.“
    „Dann hast du dich also entschieden, das Angebot deines Vaters anzunehmen?“
    „Ich habe keinen Grund hierzubleiben. Monsignore behauptet immer noch, ich sei noch nicht reif für die Priesterweihe. Ich soll mir die Welt ansehen. Abenteuer erleben.“
    Das Letzte sagte er mit einem schiefen Lächeln. Sie fragte sich, ob vielleicht ein winzig kleiner Teil doch nicht Priester werden wollte.
    „Und in Louisiana gibt es keine Abenteuer?“, fragte sie.
    „Ich muss weggehen.“
    Seine Gründe hingen unausgesprochen in der Luft. Aurore wusste, dass sie zu besitzergreifend war und sein Vater zu fordernd.
    Henry war über die Jahre immer kritischer mit Hugh geworden. Sie hatte versucht, ihren Sohn nicht zu eng an sich zu binden. Aber am Ende hatten sie beide keinen Erfolg gehabt. Nun verließ er sie.
    Sie ging zum Altar zurück, um ihre Blumen fertig zu arrangieren. Er folgte ihr.
    „Ich wollte immer schon mehr von Europa sehen, aber es gab nie die Gelegenheit dazu. Was könnte besser sein? Ich werde dort leben und Gulf Coast Shipping repräsentieren. King Henry wird zum ersten Mal zufrieden mit mir sein und ich kann nächstes Mal von ein paar Abenteuern berichten. Glaubst du, dass der Monsignore mich deswegen wegschickt? Weil er meine Version der Dinge hören will, die er vermisst?“
    „Hugh!“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte.
    „Es wird eher so sein, dass er sichergehen will, dass du weißt,was du aufgibst.“
    „Dann muss ich wohl alles einmal ausprobieren.“
    „Sag so etwas nicht.“ Sie sprach leise. „Zumindest nicht unbedingt hier.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Geh nach Hause. Ich komme bald nach. Geh und besuch deinen Bruder.“
    „Ist er nicht auf der Jagd nach Inselmädchen?“
    „Geh jetzt!“ Sie sah ihrem Sohn hinterher. Die Kirche war Hugh so wichtig wie Ferris das Vergnügen. Eines Tages würden sie beide auf zwei verschiedenen Seiten des Altars stehen.
    „Eines Tages wirst du mir auch noch eines meiner anderen Kinder stehlen, nicht wahr?“, flüsterte sie, als sie vor dem Tabernakel stand.
    Nicolette war vor achtzehn Jahren bei Rassenunruhen in Chicago ums Leben gekommen, und Aurore fühlte sich immer noch wie an dem Tag, als sie davon erfahren hatte.
    Henry hatte ihr davon erzählt, als sie im Krankenhaus lag und ihren neugeborenen Sohn in den Armen hielt. Er war am Morgen im Klub gewesen, wo er in einer überregionalen Zeitung gelesen hatte, dass Rafe unter den Toten war.
    Henry wusste von Rafe und Nicolette. Er genoss die Geheimnisse anderer Leute und hatte Aurore wegen ihres Geheimnisses und ihres Familiennamens geheiratet. In der Hochzeitsnacht hatte er sie gewarnt. Wenn sie tat, was er von ihr erwartete, würde nie jemand etwas erfahren. Falls nicht, würde sie es bitter bereuen, genau wie das Kind, das sie weggegeben hatte.
    Ihr Leben bestand daraus, ihn in seinem eigenen Spiel zu schlagen und den Schaden, den er anrichtete, so gering wie möglich zu halten. Den größten Schaden richtete er in der Nacht von Ferris’ Geburt an. Nachdem er Rafes Namen in der Zeitung gelesen hatte, rief er in Chicago an, um alle Fakten zu erfahren, die er ihr nicht vorenthielt. Rafe war tot, erschossen von weißen Kugeln, die nach dunkler Haut trachteten. Aurores Tochter war im nachfolgenden Feuer gestorben, das einen ganzen Häuserblock niedergebrannt und ein halbes Dutzend Menschen obdachlosgemacht hatte. Nicolette war nie wieder aufgetaucht. Es gab keine Hoffnung, dass sie noch am Leben war.
    Nach dem Wochenbett hatte Aurore Spencer um Nachforschungen gebeten. Seine Nachrichten, die er zwei schreckliche Wochen später lieferte, waren dieselben wie Henrys. Nicolette war in einer der Wohnungen verbrannt. Der alte Mann, bei dem sie wohnte, war entkommen. Sie tragischerweise nicht.
    Und nun arrangierte Aurore jeden Juli die Blumen in der Kirche und putzte das Silber, während sie sich an ihr Kind erinnerte, das sie nicht behalten, aber immer geliebt hatte. Und sie dachte an den Vater ihrer Tochter.
    Aurore war fast fünfzig. Ihr dunkles Haar

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