Gefahrliches Vermachtnis
bringen!“
„Sie werden dir verzeihen, wenn das Baby da ist.“ Insgeheim war sich Aurore da aber keinesfalls sicher. Die Robillards hatten ihre Tochter für einen König erzogen, aber sie hatte sich für einen einfachen Edelmann entschieden. Vielleicht würden sie Cappy verzeihen, wenn sie entschieden hatten, dass sie genug gelitten hatte. Doch bis dahin überließen sie Aurore diese Bürde.
Cappy fuhr mit ihrer Klagelitanei fort. „Und ich habe seit Wochen nichts von Ferris gehört!“
„Die Post funktioniert im Krieg nicht so gut wie zu Friedenszeiten. Er ist vielleicht auf einem Schiff unterwegs. Du wirst sicher bald von ihm hören.“
„Ich glaube, er wollte weg. Er wollte nicht hier sein, wenn das Baby kommt.“
„Ich bezweifle, dass Uncle Sam und die U.S.-Marine auf Ferris’ Wünsche eingegangen wären.“
„Ferris Lee bekommt immer, was er will.“
„Ja. Und du wirst ihm die Stirn bieten müssen, wenn du glücklich bist. Doch im Moment solltest du nur darüber nachdenken, wie du dir das Leben leichter machen kannst.“
„Meine Ehe annullieren lassen?“ Einen Augenblick lang kam das einzige Geräusch, das im Salon zu hören war, von einer Spottdrossel vor dem Fenster. Cappy seufzte. „Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.“
Aurore griff nach der Hand ihrer Schwiegertochter. Sie mochte Cappy nicht besonders, aber sie empfand Mitgefühl für die missliche Lage der jungen Frau. „Ich weiß, dass es schwierig ist und dass du dir manchmal wünschst, du könntest die Zeit zurückdrehen und das letzte Jahr noch einmal leben. Aber da das nicht geht, musst du in die Zukunft schauen.“
„Meine Zukunft sind ein kreischendes Kind und eine unzuverlässige Nanny. Alle guten Schwarzen haben uns verlassen, um in den Fabriken zu arbeiten. Ich werde mich selbst um mein Kind kümmern müssen.“
Aurore ließ ihre Schwiegertochter los. „Frauen kümmern sich seit Jahrhunderten um ihre Babys. Wir können dir eine Hilfe besorgen, aber ein paar Dinge musst du schon selbst machen. Vielleicht ist es Zeit, das jetzt zu lernen.“
„Und wie soll das gehen?“
„Haben deine Freundinnen Kinder?“
„Einige.“
„Dann rufe sie an, und frag sie, ob du sie besuchen kannst.“
„So wie ich aussehe?“
„Niemand erwartet eine Schönheitskönigin. Du wirst dich besser fühlen, wenn du mit anderen jungen Müttern gesprochen hast. Finde heraus, wie sie damit umgehen. Spiel mit ihren Kindern. Lass dir ein paar Muster für Babypullis geben. Beschäftige dich. Dann geht die Zeit schneller vorbei.“
Auf Cappys Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. Es machtesie fast wieder hübsch. „Ich stricke nicht.“
Aurore lächelte auch. „Ich zeig es dir.“
„Du kannst nicht stricken. Du bist gar nicht der Typ dafür.“
„Dann lernen wir es gemeinsam.“
Während des gesamten Sommers hatte es Gerüchte gegeben, dass deutsche U-Boote den Mississippi hinaufkommen könnten. Aurore hatte alles, was sie über die Hoch- und Niedrigwasserzeiten des Flusses, U-Boot-Geschwindigkeiten und die Länge der Zeit, die so ein U-Boot ohne aufzutauchen unten bleiben konnte, berechnet. Sie bezweifelte, dass ein U-Boot die hundert Meilen von der Flussmündung bis zur Stadt unbemerkt zurücklegen konnte. Aber die Gerüchte hielten sich hartnäckig.
Sie stand am Fenster ihres Büros in der Reederei und schaute hinaus auf den Mississippi. Ihre Fenster waren groß. Selbst bei leichtem Nebel hatte man eine beneidenswerte Sicht. Auf dem Fluss war ziemlich viel Betrieb, genauso wie sie es am liebsten mochte.
Während die Hausfrauen von New Orleans ihre täglichen Lebensmittel zusammensammelten oder sonntags einsame Soldaten zum Essen einluden, entwarf Aurore mit ihren engsten Mitarbeitern Strategien, um die amerikanische Seefahrt zu schützen.
Dutzende von Schiffen waren bereits im Golf von Mexiko untergegangen. Viele U-Boot-Angriffe hatten direkt vor der Küste Louisianas stattgefunden.
Während die Regierung nach Wegen suchte, die U-Boot-Hauptquartiere zu zerstören, bemühte Aurore sich darum, die wertvolle Fracht der Reedereischiffe zu schützen.
Diese Aufgabe erledigte sie überwiegend ohne Henrys Hilfe. Er war so sehr mit der Politik beschäftigt, dass er keine Zeit mehr für die Reederei hatte. Seine Launen wurden immer unberechenbarer. Wo er seine Wut früher im Zaum gehalten hatte, verlor er inzwischen regelmäßig die Kontrolle über sich. SeineAnfälle hatten ihn viele Freunde gekostet.
Aurore hielt so viel
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