Gefahrliches Vermachtnis
wie wichtig ich jedem von euch bin.“
„Ferris, du täuschst dich. Du bist mein Sohn. Ich liebe dich.“
„Dein Sohn ist in Marokko.“ Er sah auf seine Uhr, bevor er Aurore in die Augen blickte. „Zum Mitschreiben – mein Plan sieht folgendermaßen aus: Ich werde zur Marine gehen und als Held zurückkehren. Doch bevor ich gehe, werde ich Cappy Robillard heiraten und alles daransetzen, dass sie möglichst bald schwanger wird, damit sie ihre Meinung nicht noch ändert, sobald ich weg bin. Wenn ich zurückkomme, werde ich mein Jurastudium beenden und ein bis zwei Jahre als Jurist arbeiten. Während ich mir einen Namen unter den Juristen mache, werde ich mich in der Partei hocharbeiten. Und dann, wenn die Zeit reif ist, werde ich kandidieren. Und dann? Keine Ahnung. Aber in ein paar Jahrzehnten wird die Zeit reif dafür sein, dass jemand aus Louisiana im Weißen Haus sitzt.“
„Kann sein, aber es sollte wohl besser niemand sein, der es nur aus persönlichem Ehrgeiz tut. Von der Sorte hatten wir in unserem Land schon genug. Hast du denn aus dem Scheitern deines Vaters nichts gelernt?“ Sie streckte die Hand aus, fasste ihn aber nicht an. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe. Dein Vater hat dich immer auf seine Seite gezogen und ich habe nichts dagegen unternommen. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht liebe. Ich habe dich immer genauso geliebt wie Hugh. Ich konnte nur einfach nicht zu dir durchdringen. Ich dachte, es wäre schlimmer für dich gewesen, wenn Henry und ich um dich gestritten hätten wie um eine Trophäe. Ich habe immer versucht, dir zu zeigen, wie wichtig du für mich bist.“
„Klar. Und ich bin dir natürlich dankbar.“ Er drehte sich von ihr weg. „Das spielt alles sowieso keine Rolle. Ich habe alles gelernt, was ich brauche, um im Leben weiterzukommen. Und jetzt mache ich mich auf den Weg.“
Sie hatte die Kluft zwischen ihnen noch nie als so groß empfunden und sie hatte sie noch nie so sehr bereut. „Ferris, heirate nicht einfach nur so, weil es in deine Zukunftspläne passt. Heirate Cappy oder wen du willst, weil du sie liebst. Gib deinem Leben eine Bedeutung.“
„Womit wärst du denn zufrieden, Mutter? Ich werde ein Mädchen aus einer der besten Familien Louisianas heiraten. Dann werde ich mein Leben für mein Land aufs Spiel setzen, und falls ich in einem Stück nach Hause komme, werde ich in die Politik gehen. Was willst du denn noch?“
„Du tust es aus den falschen Gründen.“
„Würdest du mir denn glauben, wenn es anders wäre? Sieh mal – du hast zugelassen, dass Dad mich erzogen hat, und wenn du mit dem Ergebnis nicht zufrieden bist, ist das dein Problem. Falls ich dir zu sehr nach King Henry geraten bin, dann kannst du nur dir die Schuld dafür geben.“
Er machte einen großen Bogen um sie herum und verließ das Zimmer. Seine Worte hingen in der Luft.
Ferris hatte nicht vorgehabt, Cappy zu heiraten. Ihre Jungfräulichkeit war der Talisman, den er als Erinnerung an glücklichere Zeiten und einen Sieg über eine scheinbar unüberwindliche Hürde mit in den Krieg nehmen wollte. Doch dann, als er die stöhnende Cappy am Abend des Weihnachtsballs bei den Bennetts auf dem Rücksitz seines Roadsters in den Armen hielt, hatte er begriffen, welchen Sieg er unbedingt noch erringen wollte. Er wollte, dass sie ihm gehörte. Bis zu ihrem Tod, Amen.
Ferris war noch zu jung zum Heiraten, aber nach dem Krieg wäre er vermutlich alt genug dafür. Und dann? Dann hätten ihm die Männer, die näher an zu Hause stationiert waren, ein Mädchen wie Cappy längst weggeschnappt. Ferris war nichtscharf auf eine Kinderbraut oder das, was andere Männer übrig gelassen hatten. Für ihn war das Beste gerade gut genug und Cappy genau die Richtige.
Ferris, der normalerweise dazu neigte, freiheitsbeschränkende Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben, sah den Vorteil einer Hochzeit in jener Nacht glasklar. Er würde Cappy heiraten und während des Krieges als freier Mann leben. Von Seemännern oder Soldaten erwartete niemand echte Treue. Nach seiner Rückkehr wäre er vermutlich bereit für eine echte Bindung und dann könnte er seine beachtliche Libido für etwas Produktiveres als Sex nutzen.
Falls Cappy seinem Antrag an diesem Abend zustimmen würde, lägen ein paar herrliche Tage vor ihnen. Während des Krieges fiel der Karneval in New Orleans aus, was Cappy, die sich seit ihrer Geburt darauf gefreut hatte, Karnevalskönigin zu werden, sehr verdross. Doch … wenn sie
Weitere Kostenlose Bücher