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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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schnellen Blick zu, wie um zu unterstreichen, daß sie eigentlich noch nie so was getan hatte, außer mit Gro.
    Wir ließen die Stripperinnen Stripperinnen sein und konzentrierten uns aufeinander. Zuerst spielten wir Ringlein, Ringlein, du mußt wandern.
    »Bist du noch verheiratet?« fragte Gro und sah Jakob an.
    Er schüttelte den Kopf, nickte aber gleichzeitig. »Offiziell schon. Aber sie – hat mich verlassen.« Und er lächelte etwas gequält.
    Ihr Blick schwenkte höflich zu mir, und ich sagte: »Nein. Seit zehn – elf … zwölf Jahren nicht mehr.«
    »Als war’ das ein Grund, stolz zu sein«, schnaubte sie.
    »Und du, Gro?« fragte Jakob und schielte auf ihren glänzenden Ring.
    Sie bekam einen elfenhaften Gesichtsausdruck. »Doch, immer noch. Aber …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Noch immer mit Kapitän Krok?«
    Sie sah ihn scharf an und nickte langsam.
    »Und du?« fragte ich Kari.
    »Nein. Nicht mehr.«
    Gro sah ihre Freundin ernst an, und sah aus, als wolle sie etwas sagen.
    Aber genau in dem Moment ließ die schwarze Stripperin das vorletzte Kleidungsstück fallen, warf die Arme zur Seite, spannte an, was sie an Armmuskulatur hatte, und schob uns ihren Unterleib entgegen, verdeckt von einer vergoldeten Kammuschel, die mit einem Faden befestigt war, der aus demselben Blattgold hätte sein können. Dann wandte sie uns den Rücken zu und verschwand mit wiegendem Gang aus dem Rampenlicht, den Faden wie einen Ariadnefaden zwischen ihren nackten Schinken. Eine Zehntelsekunde lang reichte sie Bella Bruflåt bis zu den Kniekehlen. Aber weiter auch nicht. Und dann war sie verschwunden.
    »Das da kann ja sogar ich besser«, sagte Gro.
    Jakob warf die Arme hoch. »Laß sehen!«
    »Nicht hier!« Sie schob frech die Zungenspitze aus einem Mundwinkel. »Und dann brauche ich Wein. Viel Wein.«
    Jakob winkte mit dem Arm. »Kellner! Wein! Viel Wein!«
    Und es kam Wein.
    Viel Wein.
    Und wir fanden den Weg auf die Tanzfläche, ließen uns von den Rhythmen einfangen, die der Diskjockey wie verspätete Wettermeldungen zu uns herübersandte. Jakob und ich standen mehr oder weniger still und stampften nach gutem alten Shake-Muster den Takt, während unsere tanzfreudigen Partnerinnen in schwingenden Pirouetten über das Parkett drehten, und sogar Kari ließ sich gehen in einem Tanz, der sie jung machte, übermütig und anders.
    Und plötzlich gab es einen langsamen Tanz, und sie lehnte sich an mich wie ein Fotomodell an einen Baumstamm, nicht schwer, aber angenehm, nicht schüchtern, aber zart. Ihre Brüste waren weich wie Kaninchenköpfe, und ich spürte deutlich ihre harten Brustwarzen durch den dünnen Stoff, in den sie sie eingepackt hatte.
    Und wir saßen wieder am Tisch, es gab neue Gläser Wein, und dann kam die Rechnung, dann kam die Rechnung.
    Als wir das Lokal verließen, gingen wir plötzlich Hand in Hand.
    Auf dem Gehsteig draußen trafen wir einen auffallend gut gekleideten jungen Mann, der jedem von uns einen kopierten Zettel zusteckte, auf farbigem Papier, wie ein Hochzeitslied, während er sagte: »Every day at midnight! Hot Spot!« Wir steckten die Zettel in die Innentaschen und gingen weiter.
    Die Nachtluft traf wie eine nasse Wolldecke unsere Gesichter. Auf der anderen Straßenseite war eine gigantische Baustelle. Daneben lag das neue Dach der Stadt, das sehr zeitgemäß aus einem Parkplatz bestand.
    »Wo sind die fliegenden Untertassen?« fragte ich und sah mich um.
    »Wohin gehen wir jetzt?« fragte Jakob. »Gro hat versprochen, für uns zu strippen.«
    »Schscht!« Gro legte ihm eine Hand vor den Mund, küßte ihn auf den Hals und kicherte hysterisch.
    Kari stand schwankend da wie Schilf im Wind.
    »Wir können auf keinen Fall zu mir nach Hause gehen«, sagte Gro.
    »Hätte er was dagegen?« murmelte Jakob.
    »Turid. Wir würden Turid wecken«, sagte Kari und sah mich an. »Meine Tochter.«
    Ich hob die Arme. »Bei mir ist es recht eng. Aber Platz ist in der kleinsten Hütte … mal so gesagt.«
    »Wir gehen zu mir«, beschloß Jakob. »Eine Dame strippt nicht in ’ner Junggesellenbude.«
    »Nein, bei dir kann sie doch auf dem Flügel strippen!« sagte ich.
    »Sexy Idee, Varg … sexy. «
    Wir wurden von einem vorbeifahrenden Taxi aufgesammelt, und ehe wir uns versahen, saßen wir in Jakobs Wohnzimmer, zwischen Stapeln von Noten und Büchern, bei gedämpfter Beleuchtung, jeder mit einem Drink in Hand und vor Erwartung klopfendem Herzen, oben wie unten.
    »Ich weiß nicht, ob ich ordentliche

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