Gefallene Engel
Ihnen, Kovacs.«
Ich deutete eine Verbeugung in ihre Richtung an.
»Glauben Sie, dass wir sie herunterholen können?«, fragte sich Wardani und trat zurück, um einen besseren Blick auf die Seile zu haben, an denen das Netzgerüst hing.
»Sie?«
»Ja. Es ist eine Wächterin. Sehen Sie den Dorn am Flügel? Und den Knochengrat hinten am Schädel? Kriegerkaste. Sie war ausschließlich weiblich, so weit wir wissen.« Die Archäologin blickte wieder nach oben. »Ob wir dieses Ding in Betrieb nehmen können?«
»Ich sehe nichts, was dagegen spricht.« Ich rief zur anderen Seite der Plattform hinüber. »Jiang. Erkennen Sie da drüben etwas, das wie eine Winde aussieht?«
Jiang blickte nach oben und schüttelte den Kopf.
»Wie sieht es bei Ihnen aus, Luc?«
»Madame Wardani!«
»Wo wir gerade von zähen Kreaturen reden…«, murmelte Schneider. Matthias Hand marschierte in die Versammlung unter der Leiche.
»Madame Wardani, ich hoffe, Sie haben nicht daran gedacht, etwas anderes mit diesem Exemplar zu tun, als es zu betrachten.«
»Offen gesagt«, erwiderte die Archäologin, »haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, das Gerüst herunterzukurbeln. Hätten Sie etwas dagegen?«
»Ja, Madame Wardani, das hätte ich. Dieses Schiff und alles, was sich darin befindet, ist Eigentum des Mandrake-Konzerns.«
»Erst, wenn die Boje singt, um genau zu sein. Zumindest haben Sie uns das erzählt. Es war sogar der Grund, warum wir dieses Schiff betreten haben.«
Hand lächelte matt. »Machen Sie daraus bitte kein Problem, Madame Wardani. Sie wurden angemessen bezahlt.«
»Bezahlt! Ich wurde bezahlt!« Wardani starrte ihn entgeistert an. »Ich scheiße auf Sie, Hand!«
Wütend stapfte sie davon und blieb am Rand der Plattform stehen, wo sie hinausblickte.
Ich sah den Mandrake-Mitarbeiter an. »Hand, was ist mit Ihnen los? Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, dass Sie etwas entspannter mit ihr umgehen sollen. Überfordert die Architektur Ihren Geist, oder was ist los mit Ihnen?«
Ich ließ ihn bei der marsianischen Leiche zurück und ging zu Wardani. Sie hatte die Arme fest um den Oberkörper geschlungen und den Kopf gesenkt.
»Sie haben doch nicht vor, runterzuspringen, oder?«
Sie schnaufte. »Dieser verblödete Drecksack! Er würde ein verdammtes Holoschild mit dem Emblem seines Konzerns am Tor zum Paradies anbringen, wenn er es jemals finden würde!«
»Dessen wäre ich mir nicht so sicher. Er ist sehr gläubig.«
»Aha? Komisch, dass sich das in seinem kommerziellen Gebaren überhaupt nicht bemerkbar macht.«
»Mag sein. Organisierte Religion… Sie wissen schon.«
Wieder schnaufte sie, aber diesmal war es mit einem Lachen durchsetzt, und ihre Haltung entspannte sich ein wenig.
»Ich weiß nicht, warum ich mich so sehr aus dem Konzept bringen lasse. Ich habe sowieso kein Werkzeug dabei, um mit organischen Überresten umgehen zu können. Wir sollten sie lassen, wo sie sind. Wen interessiert es überhaupt?«
Ich lächelte und legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Es interessiert Sie«, sagte ich leise.
Die Kuppel über unseren Köpfen war für Radiowellen genauso durchlässig wie für das visuelle Spektrum. Sun führte mit ihrer Ausrüstung ein paar allgemeine Tests durch, dann kehrten wir gemeinsam zur Nagini zurück und brachten die beschädigte Boje zur Plattform, zusammen mit drei Kisten voller Werkzeug, das Suns Ansicht nach benötigt wurde. Wir hielten in jeder Kammer an, markierten die Route mit gelben Haftleuchten und bestrichen den Boden mit Illuminiumfarbe, zu Tanya Wardanis großer Bestürzung.
»Die Farbe ist abwaschbar«, beruhigte Sun Liping sie in einem Tonfall, der darauf hindeutete, dass es ihr im Grunde völlig gleichgültig war.
Selbst mit Hilfe mehrerer Gravgeschirre zur Erleichterung des Transports war es eine schwere, langwierige Arbeit, die Boje zu ihrem Bestimmungsort zu transportieren. Erschwert wurde die Aktion beträchtlich durch das aufgeschäumte Chaos der Schiffsarchitektur. Als wir alles auf die Plattform geschafft hatten – am äußersten Rand in diskreter Entfernung von den mumifizierten Mitgliedern der ursprünglichen Besatzung –, war ich fix und fertig. Die Strahlungsschäden, die sich in meinen Zellen austobten, konnten kaum noch von den Medikamenten im Zaum gehalten werden.
Ich suchte mir eine Stelle auf der Plattform, die sich nicht direkt unter einer Leiche befand, und lehnte mich gegen das Gerüst. Ich blickte zu den Sternen, während mein geschundener
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