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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Körper sich alle Mühe gab, den Pulsschlag zu stabilisieren und die Übelkeit in meinen Eingeweiden zu dämpfen. Zwischen den Sternen zwinkerte mir das offene Tor zu, als es über dem Horizont der Plattform aufging. Weiter rechts zerrte der nächste Marsianer am oberen Rand meines Sichtfeldes. Ich blickte auf und betrachtete die Leiche, die mich mit verhüllten Augen anstarrte. Ich legte grüßend einen Finger an die Schläfe.
    »Ja, ich werde bald bei euch sein.«
    »Wie bitte?«
    Ich drehte den Kopf zur Seite und sah, dass Luc Deprez in ein paar Metern Entfernung stand. In seinem strahlungsresistenten Maori-Sleeve schien er sich fast wohl zu fühlen.
    »Nichts. Ich habe Zwiesprache gehalten.«
    »Verstehe.« Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass er nichts verstand. »Hatte mich nur gewundert. Hätten Sie Lust, sich ein bisschen umzusehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht später. Aber lassen Sie sich nicht durch mich aufhalten.«
    Er runzelte die Stirn, doch dann ließ er mich allein. Ich sah, wie er mit Ameli Vongsavath im Schlepptau loszog. Die übrigen Mitglieder der Gruppe hatten sich an anderen Stellen auf der Plattform versammelt und unterhielten sich so leise, dass kaum etwas zu verstehen war. Ich glaubte zu hören, dass die Singzinnen einen leisen Kontrapunkt setzten, aber ich wollte deswegen nicht das Neurachem beanspruchen. Ich spürte eine überwältigende Müdigkeit, die sich aus dem Weltall über die Plattform schob und an mir vorbeizufließen schien. Ich schloss die Augen und driftete in einen Zustand, der zwar kein richtiger Schlaf war, aber alle Nachteile mit sich brachte.
    Kovacs…
    Verdammter Semetaire!
    Vermisst du deine fragmentierte Limon-Highlanderin?
    Hör auf…
    Wünschst du dir, sie wäre in einem Stück bei dir? Oder wäre sie dir in unverbundenen Einzelteilen lieber?
    Mein Gesicht zuckte, wo ihr Fuß meine Lippe verletzt hatte, als der Nanobenstrang ihn zu mir geschleudert hatte.
    Klingt das irgendwie reizvoll, hmmm? Eine segmentierte Houri zu deiner freien Verfügung. Eine Hand hier, eine Hand dort. Eine Hand voll Fleisch in deiner Hand. Sozusagen in mundgerechten Stücken. Weiches, greifbares Fleisch, Kovacs. Formbar. Du könntest deine Hände damit füllen. Es deinen Wünschen gemäß formen.
    Semetaire, du treibst mich…
    Und ohne jede Verbindung zu einem unangenehmen unabhängigen Willen. Wirf einfach die Teile fort, die du nicht gebrauchen kannst. Die Teile, die Exkremente absondern, die denken, die keinen sinnlichen Nutzen haben. Das Leben nach dem Tod hat viele Freuden zu bieten…
    Lass mich in Ruhe, Semetaire, verdammt noch mal!
    Warum sollte ich das tun? Allein ist es kalt. Ein Abgrund der Kälte, der tiefer ist als alles, in das du von der Hülle der Mivtsemdi geblickt hast. Warum sollte ich dich damit in Ruhe lassen, nachdem du mir stets ein guter Freund gewesen bist! Und mir so viele Seelen geschickt hast.
    Also gut. Es reicht, du beschissener…
    Schlagartig wachte ich auf, schwitzend. Tanya Wardani hockte einen Meter neben mir und beobachtete mich. Hinter ihr hing der Marsianer wie im Gleitflug und starrte blind herab, wie einer der Engel in der andrischen Kathedrale von Newpest.
    »Alles in Ordnung, Kovacs?«
    Ich drückte die Finger gegen die Augäpfel und zuckte zusammen, als der Druck einen heftigen Schmerz erzeugte.
    »Ziemlich gut für einen Toten, würde ich sagen. Sind Sie gar nicht auf Entdeckungsreise?«
    »Ich fühle mich beschissen. Vielleicht später.«
    Ich setzte mich etwas aufrechter hin. Auf der anderen Seite der Plattform arbeitete Sun konzentriert an den freiliegenden Schaltkreisen der Boje. Jiang und Sutjiadi standen in der Nähe und unterhielten sich leise. Ich hustete. »Hier ist nicht mehr allzu viel Später vorhanden. Ich bezweifle, dass Sun die ganzen zehn Stunden brauchen wird. Wo ist Schneider?«
    »Mit Hand weggegangen. Wieso machen Sie die Korallenschloss-Tour nicht mit?«
    Ich lächelte. »Sie haben das Korallenschloss nie selbst gesehen, Tanya. Wovon reden Sie?«
    Sie setzte sich neben mich und blickte ins All.
    »Ich habe mich nur im Rotwelsch von Harlans Welt versucht. Haben Sie damit ein Problem?«
    »Verdammte Touristen.«
    Sie lachte. Ich genoss den Laut, bis er verstummte, dann saßen wir beide eine Weile in freundlich vertrautem Schweigen da, das nur unterbrochen wurde, wenn Sun mit den Schaltkreisen hantierte.
    »Netter Himmel«, sagte sie schließlich.
    »Ja. Würden Sie mir eine archäologische Frage

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