Gefallene Engel
einer Wedge-Einheit getötet«, sagte Vongsavath. »Ich glaube kaum, dass er von den Offizieren Gnade zu erwarten hat.«
»Er ist schwach«, warf Wardani ein. »Angesichts seiner Verstrahlung…«
»Nein.« Ich spannte den rechten Arm an, und ein Schmerzpfeil zuckte bis zu meiner Schulter hinauf, trotz Neurachem. »Die Maori-Sleeves sind sehr kontaminationsresistent.«
»Aber das Neurach…«
Ich schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie’s. Die Maschine wird sich darauf einstellen und zuerst die Schmerzverwaltungssysteme abtöten, sie herausreißen.«
»Dann wird er sterben.«
»Nein, wird er nicht!«, schrie ich. »So funktioniert es nicht.«
Danach sagte kaum noch jemand etwas.
Zwei Sanitäter kamen, der Mann, der mich bereits behandelt hatte, und eine Frau mit verhärmtem Gesicht, die ich nicht kannte. Sie untersuchten meinen Arm mit unverbindlicher Kompetenz. Die Anwesenheit des Inhibitors und was diese Tatsache über meinen Status aussagte, wurde von ihnen geflissentlich ignoriert. Sie setzten ein Mikro-Ultravib ein, um die Knochenfragmente am zertrümmerten Ellbogen aufzulösen, und setzten dann regenerative Bios ein. Die tiefen, langen Monofilamente endeten an der Haut und waren mit grünen Marken und dem Chip versehen, der meinen Knochenzellen sagte, was sie tun sollten, und vor allem, dass sie es verdammt schnell tun sollten. Schlapp machen gilt nicht. Ganz gleich, was ihr in der natürlichen Welt getan habt, jetzt seid ihr Teil einer militärischen Aktion, Soldaten!
»Dauert ein paar Tage«, sagte der eine, den ich kannte, und zog ein Endorphin-Schnellpflaster von der Haut in meiner Armbeuge. »Wir haben die scharfen Kanten geglättet, sodass das umgebende Gewebe nicht geschädigt werden dürfte, wenn Sie den Arm bewegen. Aber es wird verdammt wehtun, und es würde den Heilungsprozess verlangsamen, also sollten Sie versuchen, es zu vermeiden. Ich lege Ihnen einen Stützverband an, damit Sie es nicht vergessen.«
Ein paar Tage. Ich konnte froh sein, wenn dieser Sleeve in ein paar Tagen überhaupt noch atmete. Eine Erinnerung an die Ärztin an Bord des Orbitalkrankenhauses schoss mir durch den Kopf. Scheiße, was soll’s! Die Absurdität des Ganzen sprudelte durch meinen Geist und entwich als spontanes Grinsen.
»Danke. Wir wollen den Heilungsprozess auf gar keinen Fall verlangsamen, nicht wahr?«
Er lächelte matt zurück, dann wandte er den Blick hastig wieder seiner Tätigkeit zu. Der straffe Stützverband reichte vom Bizeps bis zum Unterarm und fühlte sich warm, bequem und beengend an.
»Gehören Sie zur Anatomisator-Crew?«, fragte ich ihn.
Er bedachte mich mit einem entsetzten Blick. »Nein. Das ist Scan-Technik. So etwas mache ich nicht.«
»Wir sind fertig, Martin«, sagte die Frau unvermittelt. »Zeit zu gehen.«
»Ja.« Doch er bewegte sich langsam und widerstrebend, als er seine medizinische Ausrüstung zusammenpackte. Ich beobachtete, wie die Geräte verschwanden, die mit Klebeband versehenen Instrumente und die Streifen knallbunter Hautpflaster in den Etuis.
»Martin.« Ich deutete mit einem Nicken auf seine Tasche. »Sie könnten mir ein paar von den Hellroten dalassen. Ich hatte vor, heute nicht allzu früh schlafen zu gehen, wissen Sie.«
»Äh…«
Die Sanitäterin räusperte sich. »Martin, wir sollen…«
»Halt die Klappe, ja?« Er wandte sich ihr in plötzlich aufloderndem Zorn zu. Meine Envoy-Instinkte versetzten mir einen Tritt gegen den Kopf. Hinter seinem Rücken griff ich nach der Tasche. »Du bist nicht befugt, mir Befehle zu erteilen, Zeyneb. Ich kann Medikamente nach eigenem Ermessen austeilen, und du…«
»Kein Problem«, sagte ich ruhig. »Ich habe sie schon.«
Beide Sanitäter sahen mich an. Mit einem müden Lächeln hielt ich den Streifen mit Endorphin-Pflastern hoch, den ich mit der linken Hand herausgezogen hatte.
»Keine Sorge. Ich werde nicht alle auf einmal nehmen.«
»Vielleicht sollten Sie das tun«, sagte die Frau. »Sir.«
»Zeyneb, ich habe dir gesagt, dass du die Klappe halten sollst.« Martin nahm eilig die Tasche an sich, drückte sie an den Körper, als wollte er sie schützen. »Sie… äh… wirken sehr schnell. Nicht mehr als drei auf einmal. Damit bleiben Sie handlungsfähig, was auch immer…« Er schluckte. »Was auch immer um Sie herum passiert.«
»Danke.«
Sie sammelten den Rest ihrer Ausrüstung ein und gingen. Zeyneb blickte sich am Ausgang noch einmal zu mir um und verzog die Mundwinkel. Ihre Stimme war zu leise, sodass ich
Weitere Kostenlose Bücher