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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Platte freilag. Dann hob ich den Arm ohne allzu große bewusste Absicht, etwa so, als würde man sich beim Gähnen strecken, und legte die aufgeschlitzte Hand auf den Inhibitor.
    Und schloss sie zur Faust.
    Im ersten Moment dachte ich, dass meine Glückssträhne zu Ende war. Die mich begleitet hatte, als ich das Monofilament ohne größere vaskuläre Defekte entfernt und die Interface-Platte freigelegt hatte, ohne wichtige Sehnen zu zertrennen. Die dafür gesorgt hatte, dass niemand an Lamonts Bildschirmen saß. Die zwangsläufig irgendwann zu Ende gehen musste. Und als der Inhibitor sich unter meinem blutverschmierten Griff bewegte, spürte ich, wie das gesamte Kartenhaus der Envoy-Kontrolle in sich zusammenfiel.
    Scheiße
    Die Interface-Platte – auf den User codiert, feindselig gegenüber allen anders codierten Schaltkreisen bei direktem Kontakt – sträubte sich in meiner aufgerissenen Handfläche, dann gab es hinter meinem Kopf einen Kurzschluss.
    Der Inhibitor starb mit einem abgehackten elektronischen Quieken.
    Ich stöhnte, dann ließ ich den Schmerz durch die zusammengebissenen Zähne hinaus, als ich mit dem unverletzten Arm nach hinten griff und das Ding von meinem Nacken löste. Die Reaktion setzte allmählich ein, ein gedämpftes Zittern, das sich durch meine Gliedmaßen ausbreitete, und eine Taubheit in meinen Wunden.
    »Vongsavath«, sagte ich, als ich vorsichtig die Beine des Inhibitors lockerte. »Ich möchte, dass Sie nach draußen gehen und Tony Loemanako suchen.«
    »Wen?«
    »Den Unteroffizier, der uns gestern Abend abgeholt hat.« Jetzt gab es keinen Grund zur Unterdrückung von Emotionen mehr, aber die Envoy-Systeme taten es trotzdem. Obwohl Sutjiadis kolossale Qualen an meinen Nervenenden kratzten und schabten, schien ich eine unmenschliche Tiefe der Geduld gefunden zu haben, die mich im Gleichgewicht hielt. »Sein Name ist Loemanako. Wahrscheinlich finden Sie ihn unten an der Exekutionsplattform. Sagen Sie ihm, dass ich mit ihm sprechen muss. Nein, warten Sie. Sagen Sie ihm lieber nur, dass ich ihn brauche. Mit genau diesen Worten. Keine Gründe. Ich brauche ihn sofort. Das müsste ihn ausreichend motivieren.«
    Vongsavath blickte zum verschlossenen Eingang der Ballonkammer. Die Tür dämpfte Sutjiadis unkontrolliertes Geschrei kaum.
    »Da draußen«, sagte sie.
    »Ja. Tut mir Leid.« Endlich hatte ich mich vom Inhibitor befreit. »Ich würde ja selber gehen, aber das wäre nicht so überzeugend. Und Sie tragen immer noch eins dieser Dinger.«
    Ich untersuchte den Panzer des Inhibitors. Von außen war nichts von den Schäden zu erkennen, die durch die Abwehrsysteme der Interface-Platte bewirkt worden waren. Aber die Einheit war inaktiv, die Tentakel in gekrümmter Haltung erstarrt.
    Die Pilotin stand auf unsicheren Beinen auf. »Also gut. Ich gehe.«
    »Noch etwas, Vongsavath.«
    »Ja?«
    »Behalten Sie da draußen die Ruhe.« Ich hob den gekillten Inhibitor hoch. »Versuchen Sie sich über nichts aufzuregen.«
    Wie es schien, lächelte ich wieder. Vongsavath starrte mich kurz an, dann flüchtete sie. Sutjiadis Schreie warfen einen Moment lang Blasen, dann fiel die Tür hinter ihr zu.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit den Medikamenten zu, die vor mir lagen.
     
    Loemanako kam schnell. Er duckte sich vor Vongsavath durch die Tür – eine weitere vorübergehende Steigerung von Sutjiadis Todesqual – und lief den Mittelgang entlang, bis er das letzte Bett erreicht hatte, auf dem ich zusammengerollt und zitternd lag.
    »Tut mir Leid wegen des Lärms«, sagte er und beugte sich über mich. Mit einer Hand berührte er behutsam meine Schulter. »Lieutenant, sind Sie…«
    Ich schlug nach oben, direkt in seine ungeschützte Kehle.
    Fünf Schnellpflaster mit Tetrameth vom Streifen, den meine rechte Hand am Vorabend gestohlen hatte, waren nun direkt über größeren Blutgefäßen platziert. Mit einem unkonditionierten Sleeve hätte ich mich in Krämpfen gewunden oder wäre vielleicht schon gestorben. Ohne eigene Konditionierung hätte ich mich ebenfalls in Krämpfen gewunden oder wäre vielleicht schon gestorben.
    Ich hatte es nicht gewagt, mir eine geringere Dosis zu verpassen.
    Der Schlag riss Loemanakos Luftröhre auf. Sein Blut floss warm über meinen Handrücken. Er taumelte zurück, sein Gesicht arbeitete in ungläubigem Schmerz, als wäre er ein enttäuschtes Kind. Ich sprang vom Bett und setzte ihm nach…
    … etwas in den Wolfsgenen weint in mir über den Verrat…
    …und brachte es zu

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