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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht.«
    Sie musterte mich mit einem langen Blick an. »Deshalb das ›früher‹?«
    »Etwas in der Art.«
    »Und wie hört man auf, ein Envoy zu sein?« Ich hatte mich geirrt. Dies war kein Geplauder, Tanya Wardani horchte mich aus. »Haben Sie die Entlassung beantragt? Oder sind Sie rausgeflogen?«
    Ich lächelte matt. »Ich würde lieber nicht darüber reden, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Sie würden lieber nicht darüber reden?« Ihre Stimme wurde um keinen Deut lauter, aber sie zersplitterte in scharfe Scherben des Zorns. »Verdammt, Kovacs! Für wen halten Sie sich? Sie sind mit Ihren verfluchten Massenvernichtungswaffen und Ihrer Aura der professionellen Gewaltanwandung auf diesen Planeten gekommen, und jetzt glauben Sie, Sie könnten das Spiel ›Tief drinnen bin ich ein kleines, verletztes Kind‹ mit mir durchziehen. Ich scheiße auf Sie und Ihren Schmerz. Ich bin in diesem Lager fast krepiert. Ich habe gesehen, wie Frauen und Kinder starben. Es ist mir scheißegal, was Sie durchgemacht haben. Antworten Sie mir. Warum sind Sie nicht mehr bei den Envoys?«
    Das Feuer knisterte leise weiter. Ich entdeckte die Glut in der Tiefe und beobachtete sie eine Weile. Ich sah wieder das Laserlicht, das über den Matsch und Jimmy de Sotos verwüstetes Gesicht spielte. Ich hatte diesen Ort schon zahllose Male im Geist besucht, aber es wurde nie besser. Irgendein Idiot hat einmal gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber damals hatte es offenbar noch keine Envoys gegeben. Die Envoy-Konditionierung ging mit einem fotografischen Gedächtnis einher, und wenn man entlassen wurde, nahmen sie es einem nicht wieder weg.
    »Haben Sie von Innenin gehört?«, fragte ich sie.
    »Natürlich.« Sie musste davon gehört haben – das Protektorat holte sich nicht oft eine blutige Nase, und wenn es geschah, verbreitete sich die Nachricht schnell und sogar über interstellare Distanzen. »Waren Sie dabei?«
    Ich nickte.
    »Ich habe gehört, dass alle bei der Virenattacke ums Leben gekommen sind.«
    »Nicht ganz. Alle in der zweiten Welle starben. Sie setzten das Virus zu spät ein, um auch den ersten Brückenkopf zu erwischen, aber etwas sickerte durch das Kommunikationsnetz zu uns rüber, und das hat den meisten von uns den Rest gegeben. Ich hatte Glück. Mein Komlink war ausgefallen.«
    »Sie haben Freunde verloren?«
    »Ja.«
    »Und danach haben Sie den Dienst quittiert?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wurde als Invalide entlassen. Mein Psychoprofil war nicht mehr für die Pflichten eines Envoys geeignet.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, Ihr Komlink…«
    »Nicht das Virus hat mich erwischt, sondern die Folgen.« Ich sprach langsam und versuchte, meine verbitterten Erinnerungen unter Verschluss zu halten. »Es gab einen Untersuchungsausschuss – auch davon müssen Sie gehört haben.«
    »Das Oberkommando wurde angeklagt, nicht wahr?«
    »Ja, etwa zehn Minuten lang. Dann wurde die Anklage fallen gelassen. Das war ungefähr der Zeitpunkt, als ich für den Envoy-Dienst untauglich geschrieben wurde. Man könnte auch sagen, dass ich eine Vertrauenskrise hatte.«
    »Wirklich rührend.« Sie klang plötzlich müde. Sie schaffte es nicht mehr, den Zorn aufrechtzuerhalten. »Schade, dass sie nicht länger angehalten hat, was?«
    »Ich arbeite nicht mehr für das Protektorat, Tanya.«
    Wardani winkte ab. »Ihre Uniform behauptet etwas anderes.«
    »Diese Uniform«, ich betastete das schwarze Material voller Abscheu, »ist nur eine vorübergehende Angelegenheit.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht, Kovacs.«
    »Schneider trägt sie ebenfalls«, gab ich zu bedenken.
    »Schneider…« Sie stieß das Wort zweifelnd aus. Offenbar kannte sie ihn noch als Mendel. »Schneider ist ein Arschloch.«
    Ich blickte zum Strand hinunter, wo Schneider unmäßig viel Lärm im Shuttle veranstaltete. Er war nicht allzu begeistert von der Technik gewesen, mit der ich Wardanis Psyche an die Oberfläche zurückgeholt hatte, und es hatte ihm noch weniger gefallen, als ich ihm gesagt hatte, dass er uns eine Weile am Lagerfeuer allein lassen sollte.
    »Wirklich? Ich dachte, Sie und er…«
    »Ja, schon gut.« Sie betrachtete eine Weile das Feuer. »Er ist ein attraktives Arschloch.«
    »Kannten Sie ihn schon vor der Grabung?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Niemand kannte irgendjemanden vor der Grabung. Man kriegt einen Auftrag und hofft auf das Beste.«
    »Sie wurden der Dangrek-Küste zugeteilt?«, fragte ich beiläufig.
    »Nein.« Sie zog den Kopf

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