Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
allzu weit entfernt sein. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit. Gehen Sie runter und machen Sie das Lametta klar.«
    Sie kamen von Westen, krochen wie fette zylindrische Spinnen über den Meeresboden, vom gewaltsamen Tod ihres Bruders angelockt. Ich spürte, wie sich das Shuttle nach vorn neigte, als Schneider uns auf knapp zehn Meter Höhe herunterdrückte, dann folgte der dumpfe Ruck, als die Lamettabomben auf Abschussposition gebracht wurden. Mein Blick zuckte über die Minen. Es waren sieben, die näher zusammenrückten. Normalerweise traten sie in Fünferrudeln auf, also mussten das hier die Reste zweier Gruppen sein, obwohl es mir ein Rätsel war, wer ihre Reihen ausgedünnt haben mochte. Nach den Berichten hatten sich in diesen Gewässern seit Kriegsbeginn lediglich Fischerboote herumgetrieben. Der Meeresboden war mit ihren Trümmern übersät.
    Ich nahm mich der Hauptmine an und tötete sie beinahe beiläufig. Dann sah ich, wie die anderen sechs ihre ersten Torpedos abfeuerten, die sich uns durch das Wasser näherten.
    »Sie haben uns im Visier.«
    »Sehe sie«, sagte Schneider lakonisch, und das Shuttle ging mit einem Ruck auf Ausweichkurs. Ich ließ Mikros mit Autosuchfunktion auf das Meer rieseln.
    Die Bezeichnung »intelligente Bombe« stimmte nicht ganz. Eigentlich waren die Dinger ziemlich blöde. Völlig logisch, denn sie waren auf ein so schmales Handlungsspektrum ausgelegt, dass es nicht ratsam war, sie mit allzu viel Intellekt zu programmieren. Sie hielten sich mit einer Kralle am Meeresboden fest, um eine stabile Abschussbasis zu haben, dann warteten sie darauf, dass etwas vorbeikam. Einige konnten sich tief genug eingraben, um für Spektroscanner unsichtbar zu werden, andere tarnten sich als Wracks. Im Wesentlichen waren es statische Waffen. Sie konnten immer noch kämpfen, wenn sie sich bewegten, aber dadurch ließ ihre Treffsicherheit nach.
    Das Beste war jedoch, dass ihr Verstand nur dogmatisch zwischen schwimmenden oder fliegenden Zielen unterscheiden konnte. Gegen Luftgefährte setzten sie Mikro-Raketen ein, gegen Schiffe Torpedos. Die Torpedos konnten im Notfall in den Raketenmodus wechseln. Dann warfen sie an der Wasseroberfläche die Antriebssysteme ab und zünden einfache Schubdüsen, um sich in die Luft zu erheben, aber dann waren sie recht langsam.
    Da wir fast an der Wasseroberfläche und mit reduzierter Geschwindigkeit flogen, wurden wir als Schiff identifiziert. Die Torpedos stießen bei der Verfolgung nur auf Luft, und die Mikros zerstörten sie, während sie noch dabei waren, ihren Unterwasserantrieb loszuwerden. Unterdessen hatte der Teppich aus Mikros, den ich ausgestreut hatte, zwei, nein, Moment, drei der Minen gefunden und vernichtet. Bei diesem Tempo…
    Fehlfunktion.
    Fehlfunktion.
    Fehlfunktion.
    Die Warnleuchten pulsierten in der oberen linken Ecke meines Sichtfeldes, und detaillierte Daten wurden eingeblendet. Aber ich hatte keine Zeit, sie zu lesen. Die Waffenkontrollen reagierten nicht mehr, sie gaben dem Druck meiner Hände nicht mehr nach, als ich die nächsten zwei entschärften Mikros abfeuern wollte. Verdammte UN-Restbestände aus der Mottenkiste, zischte es wie ein abstürzender Meteor durch mein Bewusstsein. Ich schlug auf die Notfall-Autoreparatur-Einheit. Das rudimentäre Problemlösungsgehirn des Shuttles sprang in die verklemmten Schaltkreise. Nicht genug Zeit. Es konnte mehrere Minuten dauern, bis wieder alles in Ordnung war. Die noch übrigen Minen starteten jetzt ihre Luftraketen.
    »Schn…«
    Über Schneider konnte man sagen, was man wollte, aber er war auf jeden Fall ein guter Pilot. Er riss das Shuttle auf dem Heck herum, bevor ich den ersten Laut über die Lippen gebracht hatte. Mein Kopf wurde gegen die Rückenlehne geworfen, als wir in den Himmel hinaufrasten, verfolgt von einem Schwarm Wasser-Luft-Raketen.
    »Ich kann im Moment nichts machen.«
    »Ich weiß«, sagte er gepresst.
    »Lametta!«, schrie ich gegen den Kollisionsalarm an, der in meinen Ohren gellte. Die Höhenanzeige überstieg die Ein-Kilometer-Marke.
    »Schon erledigt.«
    Das Shuttle dröhnte, als die Lamettabomben starteten. Sie detonierten zwei Sekunden hinter uns und vernebelten den Himmel mit winzigen elektronischen Appetithäppchen. Die Raketen tobten sich in der Köderwolke aus wie ein Rudel Haie in einem Fischschwarm. Auf der Waffenkonsole am Rand meines Sichtfeldes blinkte ein grünes Lämpchen, und als wollte das System beweisen, dass es wieder einsatzbereit war, führte es den

Weitere Kostenlose Bücher