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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu gleichen Teilen aus kalter Angst und schmerzender Traurigkeit entsteht und die der Unruhe des Meeres entspricht. Ich weiß es ohne jeden Zweifel. Etwas Monströses wird an die Oberfläche kommen.
    Doch bevor es geschehen kann, wache ich auf.
    In meinem Bein zuckte ein Muskel, und ich setzte mich irritiert auf. Der Bodensatz meines Traums schwappte um die Basis meines Geistes und suchte Verbindung mit etwas Substanziellerem.
    Vielleicht war es nur der Fallout des Duells mit den intelligenten Minen. Ich hatte gesehen, wie sich die Wasseroberfläche hob, wenn unsere Raketen in der Tiefe explodierten.
    Ja, klar. Extrem traumatisch.
    Mein Bewusstsein schlitterte durch Erinnerungen an ein paar andere Kampfszenen aus jüngerer Zeit und suchte nach einer Übereinstimmung. Ich hörte sofort damit auf. Ein sinnloses Unterfangen. Anderthalb Jahre übler Handarbeit für Carreras Wedge hatten genügend Traumata in meinem Kopf abgelagert, um einer ganzen Kompanie Psychochirurgen Arbeit zu geben. Ich hatte das Recht auf ein paar Albträume. Ohne die Envoy-Konditionierung wäre ich wahrscheinlich schon vor Monaten schreiend zusammengebrochen. Und im Augenblick wollte ich mich nicht mit Erinnerungen an frühere Kämpfe auseinander setzen.
    Ich zwang mich, wieder eine entspannte Haltung einzunehmen und den Tag zu genießen. Die Morgensonne hatte schon fast die übliche semitropische Hitze zusammengekocht, und der Fels unter mir fühlte sich warm an. Zwischen meinen halb geschlossenen Augenlidern bewegte sich das Licht wie in der Rekonvaleszenz-Virtualität am tiefen See. Ich ließ mich treiben.
    Die Zeit verstrich ungenutzt.
    Das Telefon summte leise. Ich griff danach, ohne die Augen zu öffnen und aktivierte es. Ich bemerkte, dass die Hitze zugenommen hatte, und spürte einen dünnen Schweißfilm an den Beinen.
    »Es kann losgehen«, sagte Schneiders Stimme. »Hocken Sie immer noch auf diesem Felsen?«
    Ich setzte mich widerwillig auf. »Ja. Haben Sie schon angerufen?«
    »Alles geklärt. Der Scrambler-Uplink, den Sie gestohlen haben? Wunderbar. Kristallklar. Sie warten schon auf uns.«
    »Bin gleich unten.«
    In meinem Kopf lagen immer noch dieselben Rückstände herum. Der Traum hatte sich nicht verflüchtigt.
    Etwas kommt an die Oberfläche.
    Ich verstaute den Gedanken zusammen mit dem Telefon und machte mich an den Abstieg.
     
    Archäologie ist eine dreckige Wissenschaft.
    Man könnte meinen, dass wir es mit all den High-Tech-Fortschritten der vergangenen Jahrhunderte geschafft hätten, die Arbeit des Grabräuberns zu einer hohen Kunst zu verfeinern. Schließlich können wir heutzutage die verräterischen Spuren der marsianischen Zivilisation über interplanetare Distanzen verfolgen. Satelliten und Fernsensoren ermöglichen uns, ihre verschütteten Städte unter meterdicken Schichten aus solidem Fels oder mehrere hundert Meter unter dem Meer zu kartografieren, und wir haben sogar Maschinen gebaut, die fundierte Spekulationen über ihre schwerer zu ergründenden Hinterlassenschaften anstellen können. Nachdem wir ein halbes Jahrtausend lang herumprobiert haben, sollten wir inzwischen richtig gut darin sein.
    Doch die Technik des Aufspürens verborgener Schätze mag noch so ausgefeilt sein – wenn man etwas gefunden hat, muss man es immer noch ausgraben. Und angesichts der gewaltigen finanziellen Investitionen, mit denen die Konzerne den Wettlauf um die Entdeckung der marsianischen Zivilisation fördern, werden die Ausgrabungen gewöhnlich mit ungefähr so viel Feingefühl durchgeführt wie eine Raumfahrerparty im Hafenbordell von Madame Mi. Letztlich geht es nur um Funde und Dividenden, und die Tatsache, dass es – allem Anschein nach – keine Marsianer mehr gibt, die gegen die Umweltzerstörung protestieren könnten, sorgt dafür, dass sich nichts daran ändert. Die Konzerne marschieren ein, brechen die Schlösser der verlassenen Welten auf und treten zur Seite, während die Gilde der Archäologen das Inventar plündert. Und wenn die Primärfundstätten ausgebeutet sind, macht sich gewöhnlich niemand mehr die Mühe, die Unordnung aufzuräumen.
    Deshalb gibt es Orte wie Grabung 27.
    Es war nicht gerade ein phantasievoller Name für eine Stadt, aber die Bezeichnung entbehrte nicht einer gewissen Akkuratesse. Grabung 27 war rund um die Fundstätte gleichen Namens aus dem Boden geschossen, hatte fünfzig Jahre lang als Unterkunft, Kantine und Freizeitkomplex für das archäologische Team gedient und befand sich nun im rapiden

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