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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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anzusetzen und durch den Knochen zu schneiden. Dann hebelte ich mit der Klinge den abgetrennten Teil der Wirbelsäule aus dem Fleisch. Eine ziemliche Sauerei, aber ich hatte nicht viel Zeit. Ich steckte das Stück Knochen in eine Tasche, wischte mir die Hände an einer sauberen Stelle der Kleidung des Toten ab und schob das Messer wieder in die Scheide. Dann hob ich die Waffen auf und trat vorsichtig zur Tür.
    Alles still.
    Bevor ich ging, warf ich dem Promoter einen letzten Blick zu. Er starrte mich an, als wären mir plötzlich die Reißzähne eines Riffdämons gewachsen.
    »Gehen Sie nach Hause«, riet ich ihm. »Sie werden zurückkommen. Mit ziemlicher Sicherheit.«
    Ich lief die drei Stockwerke nach unten, ohne jemandem zu begegnen, obwohl ich spürte, wie ich durch andere Türen auf den Treppenabsätzen beobachtet wurde. Draußen blickte ich mich auf der Straße um, verstaute die Kalaschnikows und huschte davon, am schwelenden Panzer des ausgebombten Kreuzers vorbei. Der Bürgersteig war in beide Richtungen auf fünfzig Meter frei, und die Schaufenster auf beiden Seiten des Fahrzeugwracks hatten die Sicherheitsrollläden heruntergelassen. Schaulustige versammelten sich auf der anderen Straßenseite, aber niemand schien irgendetwas unternehmen zu wollen. Die wenigen Passanten, die mich bemerkten, wandten sofort den Blick ab. Vorbildlich.

 
8
     
     
    Auf dem Rückweg zum Hotel wurde kaum gesprochen.
    Wir legten den größten Teil der Strecke zu Fuß zurück, liefen Umwege durch überdachte Wege und Einkaufszentren, um die Satellitenaugen zu verwirren, zu denen die Mandrake Corporation möglicherweise Zugang hatte. Wir waren außer Atem und ächzten unter dem Gewicht unserer Tragetaschen. Nach zwanzig Minuten standen wir unter dem weiten Dachvorsprung eines Kühlhauses, wo ich meinen Pager in den Himmel richtete und schließlich ein Taxi heranwinken konnte. Wir stiegen ein, ohne die Deckung des Dachvorsprungs zu verlassen, und ließen uns wortlos in die Sitze sinken.
    »Ich bin verpflichtet, Ihnen mitzuteilen«, erklärte uns die Maschine pedantisch, »dass Sie in siebzehn Minuten die Ausgangssperre verletzen werden.«
    »Dann bring uns lieber schnell nach Hause«, sagte ich und nannte die Adresse.
    »Geschätzte Flugdauer: neun Minuten. Bitte zahlen Sie.«
    Ich nickte Schneider zu, der einen unbenutzten Kreditchip hervorzog und in den Schlitz steckte. Das Taxi zwitscherte zufrieden, und wir stiegen in den Nachthimmel auf, der fast ohne Verkehr war, um dann in westlicher Richtung davonzugleiten. Ich drehte den Kopf und legte ihn auf die Rückenlehne, damit ich beobachten konnte, wie die Lichter der Stadt unter uns vorbeizogen. Gleichzeitig verfolgte ich mental unseren Weg zurück, um einzuschätzen, wie gut wir unsere Spuren verwischt hatten.
    Als ich wieder nach vorne blickte, sah ich, wie Tanya Wardani mich unverwandt anstarrte. Sie schaute nicht weg.
    Ich widmete mich wieder der städtischen Beleuchtung, bis wir in den Sinkflug übergingen.
    Das Hotel war eine gute Wahl, das billigste in einer Reihe unter einer Überführung für kommerzielle Fracht. Es wurde fast ausschließlich von Prostituierten und Cyberjunkies genutzt. Der Angestellte am Empfangstresen trug einen billigen Syntheta-Sleeve, dessen Silikon an den Knöcheln bereits Anzeichen der Abnutzung aufwies. Am rechten Arm war recht deutlich ein Graft zur Wiederauffüllung zu erkennen. Der Tresen war an mehreren Stellen mit großen Flecken übersät und am Rand mit Schildgeneratoren im Abstand von zehn Zentimetern ausgestattet. In den Winkeln der schwach beleuchteten Lobby flackerten matt Frauen und Jungen mit leeren Gesichtern, wie fast erloschene Flammen.
    Die mit Logos bedruckten Augen des Angestellten wischten wie ein feuchtes Tuch über uns hinweg.
    »Zehn Aso pro Stunde, fünfzig im Voraus. Zugang zu Dusche und Bildschirm kosten weitere fünfzig.«
    »Wir suchen ein Zimmer für die Nacht«, sagte Schneider. »Soeben hat die Ausgangssperre begonnen, falls es Ihnen entgangen ist.«
    Der Angestellte blieb völlig regungslos, aber das lag vielleicht nur am Sleeve. Syntheta war dafür bekannt, an den kleineren Nerven-Muskel-Interfaces des Gesichts zu sparen.
    »Dann kostet es achtzig Aso, plus fünfzig im Voraus. Dusche und Bildschirm noch einmal fünfzig.«
    »Gibt es keinen Rabatt für Gäste, die etwas länger bleiben?«
    Seine Augen schalteten auf mich, und eine Hand verschwand unter dem Tresen. Ich spürte, wie das Neurachem anlief, das nach

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