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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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rückte sich auf dem Stuhl zurecht.
    »Es ist ein Nischenprodukt«, krächzte sie. »Können wir jetzt damit anfangen?«
    »Klar.« Der Promoter warf einen weiteren Blick auf den Kontenbildschirm und die Bezahlung, die dort in klaren grünen Ziffern schwebte. »Schnallen Sie sich lieber gut an. Das wird Sie sehr schnell sehr viel kosten.«
    Er drückte auf die Taste. Ein kurzes Flackern des Displays, dann verschwand der rote Torpedo. Flüchtig erkannte ich, wie er auf einer Serie von Helix-Sendesymbolen wieder auftauchte, die verblassten, als sie von der Wand der Datensicherheit der Firma verschluckt wurden und damit vermutlich außer Reichweite der hochgepriesenen Software des Promoters waren. Die grünen Ziffern des digitalen Zählers wurden zu hektisch flimmernden Achten.
    »Wie ich bereits erwähnte«, sagte der Promoter und schüttelte bedächtig den Kopf. »Es würde den Profit eines ganzes Jahres kosten, ein hochwertiges Wachsystem wie dieses zu installieren. Und so etwas zu knacken kostet ebenfalls einiges, meine Freunde.«
    »Offensichtlich.« Ich beobachtete, wie sich unser Konto wie eine ungeschützte Antimaterieballung auflöste, und unterdrückte den plötzlichen Drang, dem Promoter mit bloßen Händen die Kehle zuzudrücken. Es ging mir gar nicht ums Geld, davon hatten wir genug. Sechs Millionen Aso waren zwar ein Spottpreis für ein Shuttle von Wu Morrison, aber mit dieser Summe konnten wir für die Dauer unseres Aufenthalts in Landfall wie die Könige leben.
    Es ging nicht ums Geld.
    Es ging um die militärische Designermode und die gefaselten Theorien, wie man mit Kriegskunst umzugehen hatte, die falsche Schon-alles-gesehen-schon- überall-gewesen-Weltmüdigkeit, während sich auf der anderen Seite des Äquators Männer und Frauen gegenseitig abknallten, im Namen geringfügiger Systemanpassungen, die den Reichtum Landfalls wahren sollten.
    »Das war’s.« Der Promoter spielte mit beiden Händen einen schnellen Trommelwirbel auf der Konsole. »Das Kind ist zu Hause, soweit ich sagen kann. Es wird Zeit für euch Jungs und Mädchen, dasselbe zu tun.«
    »Soweit Sie sagen können?«, wunderte sich Schneider. »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Er setzte wieder das matte Lächeln auf. »Immer mit der Ruhe! Lesen Sie den Vertrag. Wir bemühen uns nach besten Kräften. Und das ist das Beste, was irgendjemand auf Sanction IV aufbieten kann. Ich habe Ihnen Qualität, aber keine Garantie verkauft.«
    Er ließ unseren geschröpften Kreditchip aus der Maschine springen und warf ihn über den Tisch Tanya Wardani zu, die ihn mit Pokermiene einsteckte.
    »Und wie lange müssen wir jetzt warten?«, fragte sie gähnend.
    »Bin ich ein Hellseher?« Der Promoter seufzte. »Es könnte schnell gehen, eine Sache von wenigen Tagen, es könnte aber auch einen Monat oder länger dauern. Das hängt von der Demo ab, und die habe ich nicht gesehen. Ich bin nur der Postbote. Vielleicht klappt es auch nie. Gehen Sie jetzt, ich werde Sie benachrichtigen.«
    Wir gingen und wurden mit dem gleichen einstudierten Desinteresse hinausbegleitet, mit dem wir empfangen worden waren. Draußen überquerten wir die Straße im Abendlicht, stießen auf ein Terrassencafé etwa zwanzig Meter vom grellbunten Werbeholo des Promoters entfernt. So kurz vor der Sperrstunde war es fast menschenleer. Wir schoben unsere Taschen unter einen Tisch und bestellten Espressos.
    »Wie lange?«, fragte Wardani erneut.
    »Dreißig Minuten«, sagte ich achselzuckend. »Das hängt von ihrer KI ab. Maximal fünfundvierzig.«
    Ich hatte meinen Kaffee noch nicht ausgetrunken, als sie kamen.
    Der Kreuzer war ein unauffälliges braunes Nutzfahrzeug, auf den ersten Blick klobig und mit geringer Leistung, aber für das geschulte Auge ganz klar nachgerüstet. Gute hundert Meter von uns entfernt schlich er sich um eine Ecke und schob sich in Bodenhöhe auf das Gebäude zu, in dem der Promoter im dritten Stock sein Büro hatte.
    »Es geht los«, murmelte ich, während das Khumalo-Neurachem flüsternd zum Leben erwachte und meinen Körper unter Strom setzte. »Warten Sie hier, beide!«
    Ich stand ohne Eile auf und schlenderte über die Straße, die Hände in den Taschen, den Kopf wie ein Gaffer leicht zur Seite geneigt. Vor mir hielt der Kreuzer direkt am Bordstein vor der Tür des Promoters an, und eine Seitentür schwang auf. Ich sah zu, wie fünf in Overalls gekleidete Gestalten ausstiegen und mit verräterisch ökonomischen Bewegungen im Gebäude verschwanden. Die

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