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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Headset ab. Hand beobachtete mich mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel.
    »Sein Standpunkt dürfte kaum vom Kartell abgesegnet sein. Ist er immer so geradeheraus?«
    »Wenn es um begriffsstutzige Klienten geht, ja. Dafür wird er bezahlt. Was sollte das mit diesen experimentellen…«
    Hand stoppte mich mit einer winzigen Handbewegung und schüttelte den Kopf.
    »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Die übliche Einschüchterungsstrategie des Kartells. Damit sollen unerwünschte Personen von den Sperrzonen fern gehalten werden.«
    »Heißt das, Sie haben diese Nachricht ausgegeben?«
    Wieder lächelte Hand. Sutjiadi sagte nichts, aber er kniff die Lippen zusammen. Draußen wurde der Tonfall der Triebwerke schriller.
    »Wir haben den Strand erreicht«, sagte Ameli Vongsavath. »Einundzwanzig Komma sieben Kilometer vom Sauberville-Krater entfernt. Möchte jemand Fotos machen?«

 
19
     
     
    Eine weiße Masse.
    Für einen Sekundenbruchteil, während ich in der Schleuse der Nagini stand und auf den Sand hinausblickte, dachte ich, es hätte geschneit.
    »Möwen«, sagte Hand, als wäre es etwas völlig Selbstverständliches. Er sprang hinaus und trat mit dem Fuß gegen eins der Federknäuel. »Die Strahlung der Explosion muss sie erwischt haben.«
    Auch die sanften Wogen des Meeres waren mit weiß gesprenkeltem Treibgut bedeckt.
     
    Als die ersten Kolonistenbarken auf Sanction IV landeten – genauso wie auf Latimer oder Harlans Welt – war der Triebwerkslärm für viele einheimische Spezies das Zeichen für den bevorstehenden Untergang. Die Kolonisierung eines Planeten ist zwangsläufig ein destruktiver Prozess, und die fortgeschrittene Technik hat letztlich nur dafür gesorgt, diesen Prozess so ablaufen zu lassen, dass die Menschen wieder ihre gewohnte Position an der Spitze des vergewaltigten Ökosystems einnehmen können. Die Invasion ist allumfassend und ab dem Augenblick des Aufsetzens der Barken unaufhaltsam.
    Während die massiven Schiffe langsam abkühlen, beginnen darin zahllose Aktivitäten. Dichte Reihen geklonter Embryos werden aus den Kryotanks geholt und mit maschineller Sorgfalt in Schnellwachstumskapseln geladen. Ein Sturm aus künstlichen Hormonen rast durch die Nährflüssigkeit und löst eine rapide Zellentwicklung aus, die jeden Klon innerhalb weniger Monate zum Erwachsenen reifen lässt. Schon wird die Avantgarde, die während der letzten Phase des interstellaren Fluges herangezüchtet wurde, entladen und mit den Bewusstseinen der Kolonistenelite dekantiert, bis sie geweckt wird und ihren angestammten Platz in der brandneuen Gesellschaftsordnung einnehmen kann. Hier erblüht nicht unbedingt das goldene Land der Gelegenheiten und Abenteuer, wie es die Chronisten einem weiszumachen versuchen.
    Der eigentliche Schaden wird an anderen Stellen innerhalb des Schiffs von den Umweltgestaltungsmaschinen angerichtet.
    Kein verantwortungsvolles Kolonisierungsunternehmen kam ohne ein paar dieser Öko-KIs aus. Nach den frühen Katastrophen auf dem Mars und auf Adoracion wurde schnell klar, dass der Versuch, eine außerirdische Umwelt mit Teilen des terrestrischen Ökosystems zu impfen, alles andere als eine Elefantenrochenjagd war. Die ersten Kolonisten, die die einer Terraformung unterzogene Luft auf dem Mars einatmeten, waren ausnahmslos nach wenigen Tagen gestorben, und viele von denen, die sich noch nicht nach draußen gewagt hatten, verloren das Leben im Kampf gegen Schwärme gefräßiger kleiner Spinnen, die bislang völlig unbekannt gewesen waren. Besagte Spinnen erwiesen sich als ferne Abkömmlinge einer terrestrischen Staubmilbenart, die außerordentlich von den ökologischen Umwälzungen im Zuge des Terraformens profitiert hatte.
    Also noch mal zurück ins Labor.
    Es dauerte weitere zwei Generationen, bis die marsianischen Kolonisten endlich frische Luft atmen konnten.
    Auf Adoracion war es noch viel schlimmer. Die Kolonistenbarke Lorca war mehrere Jahrzehnte vor dem Marsdebakel aufgebrochen zur nächsten bewohnbaren Welt, die in den Astrogationskarten der Marsianer verzeichnet war, mit der Unverzagtheit eines Molotow-Cocktails, der auf einen Panzer geworfen wurde. Es war ein beinahe verzweifelter Angriff gegen das unerbittliche Weltall, eine technologische Trotzhandlung angesichts der erdrückenden Physik, die den Kosmos regierte, und eine Kühnheit, die im Vertrauen auf die vor kurzem entzifferten marsianischen Archive gründete. Es hatte den Anschein, dass fast jeder von einem

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