Gefallene Sonnen
Wasserminen kamen an Bord des Frachters, als gehöre er ihnen. Rlinda beobachtete die Fremden und glaubte, dass sie vielleicht imstande gewesen wäre, zwei oder drei von ihnen zu erledigen. BeBob hätte vermutlich einen von ihnen überwältigen können, vorausgesetzt, sein Gegner war klein und leistete keinen zu großen Widerstand.
Ein gut gekleideter Mann, der sich als Denn Peroni vorstellte, betrat das Pilotendeck und grinste vom einen Ohr bis zum anderen, als hätte er einen noch größeren Fisch an Land gezogen als erwartet. »Hervorragend, einfach hervorragend!«
BeBob schloss die Augen und schien sich ganz seinem Elend hinzugeben. »Ich habe nur versucht, ehrliche Arbeit zu leisten«, stöhnte er. »Wo lief die Sache schief? Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen, und es ging mir nicht einmal um anständige Bezahlung. Ich habe einen Mann und das arme Mädchen von Corribus gerettet, und was bekomme ich für die gute Tat? Ich werde verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt! Und als ob das noch nicht genug wäre: Mein Schiff wird zerstört, Davlin Lotze kommt dabei vielleicht ums Leben, und wir müssen fliehen.«
»Heutzutage haben es alle schwer.« Ein gewisser Caleb Tamblyn – er sah wie jemand aus, in dessen Adern Essig floss – blieb neben Peroni auf dem Pilotendeck der Neugier stehen. Andere Roamer waren in den Maschinenraum gegangen und versuchten, dort genug Schub zu bekommen, um das Schiff auf dem Eismond zu landen.
»Wir beschlagnahmen dieses Schiff als Kriegsbeute und teilweise Wiedergutmachung für all die Dinge, die die Hanse den Roamern gestohlen hat«, sagte Peroni.
»Ich bin begeistert«, fauchte Rlinda.
»Vielleicht haben Sie nichts davon gehört«, polterte Caleb. »Kampfschiffe der Terranischen Verteidigungsflotte haben Stützpunkte von uns zerstört, unter ihnen Rendezvous! Die Materialschäden und Verluste sind astronomisch. Dieses Schiff ist nur eine kleine Entschädigung.«
»Vielleicht haben sie noch nichts davon gehört, aber die TVF hat es auch auf uns abgesehen«, sagte BeBob. »Sie heben vom falschen Konto ab.«
»Dann gewähren wir Ihnen gewissermaßen Asyl. Wir sind gern bereit zu helfen.« Caleb brauchte eine Rasur. »Wir bringen Sie nach Plumas. Dort sind Sie sicher, wenn die Tiwis wirklich hinter Ihnen her sind.«
Rlinda wusste, dass die beschädigte Neugier den Flug nicht fortsetzen konnte. »Ich überlasse Ihnen mein Schiff, wenn Sie behutsam damit umgehen. Und Sie sollten sich besser beeilen. Die TVF ist uns dicht auf den Fersen, und ich garantiere Ihnen: Jene Kampfschiffe haben genügt Feuerkraft, um Ihre Hintern im ganzen System zu verteilen.«
Der Hinweis auf nahe TVF-Schiffe schüchterte die Möchtegern-Piraten ein. Mit fast panischer Hast machten sich die Roamer an die Arbeit.
Als Peroni Rlinda aus ihrem Pilotensessel verscheuchte, der für ihn viel zu groß war, trat sie widerstrebend beiseite, damit er die Kontrollen untersuchen konnte. »Gehen Sie vorsichtig mit ihr um. Die Neugier hat eine Menge hinter sich.«
Peroni betätigte Tasten und aktivierte Systeme, aber es war klar, dass er nicht mit den Kontrollen zurechtkam. »Welche Art von Ausstattung steckt die Große Gans in ihre Schiffe? Überall Fehlfunktionen. Ich habe noch nie ein solches Durcheinander gesehen!«
»Finden Sie sich damit ab«, erwiderte Rlinda. »Und beklagen Sie sich nicht, wenn Sie viel reparieren müssen.«
Als Peroni weiterhin an den Kontrollen herumspielte, beugte sie sich vor und zeigte ihm, wie man das vordere Triebwerksmodul aktivierte. »Ich dachte, die Roamer hätten das Piratenleben aufgegeben. Wie oft haben wir gehört, Rand Sorengaard wäre eine Ausnahme gewesen, und alle anderen wollten nichts mit ihm zu tun haben?«
Caleb sah die beiden Gefangenen an. »Man hat falsche Anklagen gegen ihn erhoben. Er wurde allein aus politischen Gründen hingerichtet.«
Daraufhin erwachte Zorn in Rlinda. »Von wegen! Es ist mir gleich, ob Sie eine Art Helden aus ihm machen wollen, aber Sorengaard hat einen Frachter zerstört. Woher ich das weiß? Es war eins meiner Schiffe, und ich war dabei. Er hat den Captain des Frachters umgebracht, Gabriel Mesta.«
»Ja, und Sorengaard hat auch versucht, mich zu töten«, fügte BeBob hinzu.
Caleb suchte vergeblich nach geeigneten Worten für eine Antwort. Peroni, der mit den Kontrollen beschäftigt gewesen war, drehte den Kopf und lächelte. »Ich glaube, jetzt ist alles klar.«
Rlinda musterte die beiden Roamer. »Meine Herren, im Grunde
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