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Gefangen auf dem Planet der Affen

Gefangen auf dem Planet der Affen

Titel: Gefangen auf dem Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Alec Effinger
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Er sah den Uniformierten ein zweites Mal abdrücken, hörte die von den Wänden der Garnisonsgebäude zurückschlagende Explosion und im selben Augenblick das unangenehm helle Klatschen, als die Kugel unmittelbar über seinem Kopf Gesteinssplitter aus dem Mauerwerk schlug. Er rührte sich nicht, war von der Nähe des Todes wie gelähmt. Er konnte sich von der Wand abstoßen und hinunterspringen; aber sein Knöchel war bereits verletzt, und der Fall würde mit ziemlicher Sicherheit zu Knochenbrüchen führen. Nein, er mußte sich zum Fenstersims hinaufziehen und in die Scheune zurückklettern, wenn der Soldat auf dem Hof es ihm erlaubte. Während er noch zögerte, krachten zwei weitere Schüsse in rascher Folge und trafen das Mauerwerk zwischen seinem Kopf und dem Fenstersims. Virdon biß die Zähne zusammen, gefaßt auf den harten Schlag einer Kugel zwischen die Schulterblätter, und zog sich wieder in die Fensteröffnung. Er schwang sich über den Sims, erreichte die Leiter und krabbelte hinunter. Der Posten unten vor dem Gebäude hatte nicht wieder gefeuert. Virdon landete blaß und keuchend auf dem staubigen Steinboden der Tenne, ließ sich fallen, wo er stand, und rieb sich den verstauchten Knöchel. Kraik kam zu ihm und starrte ihn aus großen Augen an.
    »Sie hätten dich leicht erschießen können!« sagte er.
    Virdon schaute den Jungen an und blickte zur Fensteröffnung auf. Das Erlebnis vermehrte seine Verwirrung. Er wußte nicht, woran er war. »Sie hätten«, bestätigte er, »aber sie haben nicht. Der Posten schoß absichtlich daneben, dabei hätte er mich mühelos treffen können. Die Entfernung betrug weniger als zwanzig Schritte.« Er hielt inne, überlegte. »Sie wollen mich hier«, sagte er nach einer Weile. »Sie wollen mich lebendig. Und warum hatte der Posten sich versteckt?« Er versank neuerlich in grüblerisches Nachdenken, ohne den Jungen zu beachten, bis ihm plötzlich wie ein Blitz die Erleuchtung kam. »Natürlich!« sagte er verblüfft. »Das muß es sein! Eine Falle. Und ich bin der Köder. Ich bin überhaupt nicht die Beute.«
    »Ich verstehe dich nie, wenn du redest«, sagte Kraik mißbilligend. »Was meinst du damit, eine Falle?«
    Virdon erhob sich, nahm den Jungen bei der Schulter und lachte, erfreut, daß ihm endlich alles klargeworden war. »Ja«, sagte er, »eine Falle. Für meine Freunde, nicht für mich. Aber es wird nicht klappen! Urkos Falle wird leer bleiben. Das Dumme mit diesen Gorillas ist, daß sie denken, alle anderen dächten genauso wie sie. Aber meine Freunde nicht!«
    Kraik musterte ihn kritisch. »Warum nicht?«
    »Weil sie nicht dumm sind!« Virdon nahm die Leiter von der Wand, trug sie hinüber und ließ sie durch die Bodenöffnung hinab. Eine Minute später standen Virdon und der Junge wieder in ihrem Gefängnis, doch diesmal behielten sie die Leiter bei sich und legten sie in der dunkelsten Ecke des Raums neben die Wand.
    »Ich hörte Schüsse«, sagte Arn mit ängstlichen Augen. »Ist etwas geschehen?«
    »Es war nichts Besonderes«, antwortete Virdon.
    »Er wollte fliehen«, sagte Kraik.
    Virdon lehnte sich gegen die Wand. »Einen zweiten Versuch werde ich nicht machen«, sagte er. »Jedenfalls nicht so bald. Vielleicht bringen meine Freunde heraus, wo ich bin. Dann werden wir weitersehen.«
    Die Frau und der Junge wunderten sich über den fremden Mann und sein seltsames Verhalten. Sie fragten nicht, woher er gekommen sei, doch eine instinktive Scheu hinderte sie daran, ihn direkt zu fragen. Virdon lächelte ihnen aufmunternd zu, sagte aber nichts mehr.
     
    Das Foto zeigte eine Frau, die eine flüchtige Ähnlichkeit mit Arn hatte. Das Haar war anders geschnitten und von anderer Farbe, und Arn infolge ihres schlechten Lebens viel dünner, aber eine gewisse Ähnlichkeit ließ sich nicht wegleugnen.
    Die Abgebildete war Virdons Frau.
    In der Kommandantur des Garnisonsgebäudes, nur durch den geräumigen Hofplatz von Virdons Gefängnis getrennt, betrachtete Zaius ein Bild von Virdons Frau und Kind. Der Menschenjunge war ungefähr im gleichen Alter wie Kraik. Urko stand am Fenster und starrte über den Hof hinaus. Zaius betrachtete das Foto von beiden Seiten, machte ein nachdenkliches Gesicht und sagte schließlich: »Ich frage mich, wie sie das machen.«
    Urko wandte den Kopf. »Was denn?«
    Zaius hielt das Foto in die Höhe. »Dies, natürlich«, sagte er. »Dieses Bild, das Virdon bei sich trug. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es gemacht wurde. Diese

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