Gefangen (German Edition)
diese Männer sich wohl dabei fühlten, es zu ihrer sexuellen Befriedigung bräuchten – wie hatten sie es genannt? – als Sklave behandelt zu werden.
Sie hatte es damals nicht nachvollziehen können und es gelang ihr auch jetzt noch nicht. Sie wusste, im Keller gab es Räume, die für genau solche Praktiken eingerichtet waren, aber sie wollte davon nichts Näheres wissen.
Auf einmal wurde ihr abwechselnd kalt und heiß, als sie die Tragweite ihres Vorhabens begriff. «Moment mal – heißt das, ich soll mich wie, hmm, wie eine Art Sklavin verhalten?»
Sie brachte es nicht fertig, ihre Gedanken auszusprechen. Es war ihr peinlich und sie hatte Angst. Sexspiele – das war ihr völlig fremd. Sie hatte auch noch nie einen Partner gehabt, der in dieser Hinsicht etwas Außergewöhnliches von ihr erwartet hätte. Bisher war sie mit gewöhnlichem Blümchensex recht zufrieden gewesen, zumindest glaubte sie das. Allerdings, in ihren nächtlichen Fantasien konnte es schon mal deftiger zugehen. Sie holte tief Luft. «Kann es sein, dass er mich …» Sie hielt schamvoll inne.
«… dass er dich einfach nimmt und vögelt, auf eine Art, die dir peinlich oder bisher fremd ist?», versuchte Max ihren Satz zu Ende zu sprechen. «Ja, möglich, aber eher nicht. Da ist er ganz eigen.»
Delia schüttelte den Kopf und schaute ihn verunsichert an. Gewiss, der Gedanke, mit einem wildfremden Mann zu schlafen, war absurd, aber andererseits auch aufregend. Sie hatte noch nie einen One-Night-Stand gehabt. Aber wirkliche Sorgen bereitete ihr etwas ganz anderes. Ihre Stimme war nur ein Flüstern, als sie fragte: «Nein, das meine ich nicht. Wird er mir Schmerzen zufügen?»
Max nickte. «Ach so, ja, es kann sein, dass er dich züchtigt, und ich weiß, du hast so etwas noch nie gemacht. Aber glaube mir, es ist nicht so schlimm und bei weitem nicht so unangenehm, wie du befürchtest. Noch mal – du musst nur eines beherzigen: Mach alles, was er will, und er wird zufrieden sein! Mach nichts, gar nichts, solange er dich nicht dazu auffordert! Am besten hältst du deine Hände auf dem Rücken verschränkt. Zeig Unterwürfigkeit! Mehr erwartet er nicht von dir. Er weiß, dass du keine Professionelle bist. Ganz im Gegenteil. Genau deshalb begehrt er dich. Weil du dich unschuldig und natürlich verhalten wirst. Sei einfach ganz und gar seine devote Sklavin!»
Delia schaute an die Decke. Sie musste nachdenken. Ihr Herz pochte so heftig, dass es schmerzte. Sie musste völlig übergeschnappt sein, so etwas zu tun. Aber sie war auch noch nie so verrückt nach einem Mann gewesen, den sie nicht kannte, von dem sie nichts wusste, mit dem sie noch nicht einmal ein Wort gewechselt hatte. Nichts hätte sie an diesem Abend mehr enttäuscht, als wenn er nicht gekommen wäre. Denn er schaute sie nur an und sie bekam schon weiche Knie und tanzende Schmetterlinge im Bauch. Zudem imponierte ihr seine Hartnäckigkeit. Er wollte sie haben, ausgerechnet sie, und immer wieder fragte er.
Max tat in diesem Augenblick das einzig Richtige. Er schwieg. Er wusste um ihren inneren Zwiespalt. Es war einem außergewöhnlichen Zufall zu verdanken, dass Delia, diese attraktive, aber moralisch unverdorbene junge Frau für ihn arbeitete und auf sein Angebot eingehen würde. Und dann fiel ihm ein Stein vom Herzen.
«Ja, okay, ich mach es!»
Kapitel 6
Das letzte Geräusch, das Delia hörte, war das leise Einrasten der Tür im Schloss. Dann war es totenstill. Selbst die Musik, die den Gang beschallte, blieb draußen. Möglicherweise war dieser Raum auch besonders schallgedämmt. Es war wie in einem Vakuum. Das Einzige, was sie wahrnahm, war das nervöse Klopfen ihres Herzens.
Delia drehte ihren Kopf hin und her. Nichts. Nichts für ihre Ohren.
Sie musste davon ausgehen, dass er da war und sie beobachtete. Aber seine Anwesenheit war weder körperlich noch mit ihren anderen Sinnen wahrnehmbar. Es war unheimlich. Und auf eine gewisse Weise aufregend. Mehr aufregend als beängstigend.
Lennart war sich bewusst, dass er anders als bisher vorgehen musste. Er durfte dieses scheue Vögelchen nicht erschrecken, sondern musste es langsam in die Spiele einführen, die ihm Lust bereiteten. Sofern sie ihm die Chance dazu gab. Eigentlich war sie die Frau, die er nicht hier, sondern lieber draußen, unter normalen Umständen kennen gelernt hätte, bei einem ganz alltäglichen Date. Aber wahrscheinlich würde sie sich dann eines Tages wie all die anderen vor ihr verhalten, und genau
Weitere Kostenlose Bücher