Gefangen (German Edition)
beruhige dich, Delia, bitte, nicht mehr weinen …», flüsterte er beschwörend, um sie zu beruhigen. Sanft streichelte er ihre Haare und tupfte ihre Tränen mit einem Taschentuch von ihren nassen Wangen.
Delia wehrte sich mit dem letzten Funken Widerstand, den ihr Geist noch aufbrachte, doch ihr Körper gab von Sekunde zu Sekunde mehr auf. Am liebsten hätte sie nach der Hand geschnappt, nach dieser Hand des Satans, die sie unentwegt streichelte, hätte ihm wenigstens physische Qualen zugefügt, wenn er schon keine seelischen empfand wie sie – aber sie sehnte sich so sehr nach Geborgenheit, Zärtlichkeit, Liebkosungen – dass sie ihn gewähren ließ. Schließlich versiegten ihre Tränen.
«Warum tust du mir das an? Warum kannst du mich nicht einfach gehen lassen?», murmelte sie, ohne sich bewusst zu sein, dass sie die Grenzen überschritt und ihn duzte.
Ihr Kopf ruhte an seiner Brust und seine Hand fuhr fort, ihr sanft durch das braune Haar zu streicheln. Noch immer wurde ihr Körper von leisen Schluchzern geschüttelt und ihr Atem hatte noch nicht seinen Rhythmus wieder gefunden, aber sie weinte wenigstens nicht mehr.
Lennart antwortete ruhig, seine Stimme klang ein wenig betroffen. «Weil ich dich liebe und weil ich dich brauche. Du hast mich sehr damit verletzt, dass du nicht mehr gekommen bist.»
Sie schluchzte voller Bitterkeit auf. «Das hast du schon mal gesagt. Das soll Liebe sein? Du hast eine merkwürdige Art, mir das zu zeigen!»
Sekunden vergingen, in denen keiner von beiden etwas sagte. Mit unglaublicher Sanftheit presste er sie an sich. Sie hörte sein Herz unter ihrem Ohr laut pochen, zu schnell, beunruhigt. Wie verrückt war er eigentlich? Liebte er sie etwa doch?
Es klang nach echter Verzweiflung, als er hart hervorstieß: «Du lässt mich meine Liebe nicht beweisen! Du sträubst dich, beschimpfst mich, bist unverschämt …»
Delia versuchte sich aufzusetzen, stemmte sich gegen seine Brust und er entließ sie aus seiner Umarmung. Sie bebte unter der Ambivalenz ihrer Gefühle, die sie zu ersticken drohten.
«Was erwartest du von mir? Du entführst mich, sperrst mich ein, ich habe keinerlei Kontakt zur Außenwelt und das soll ich gutheißen? Wir leben in einem freien Land und es steht mir zu, selbst zu entscheiden, wann und wohin ich gehe! Du kannst mich doch nicht ewig einsperren!»
Er wich ihrem Blick aus. «Du hast in gewissem Maße Recht.» Dann schaute er ihr plötzlich direkt in die Augen und diesmal lag wieder diese wilde, dominante Entschlossenheit darin, die sie kannte. «Warum? Warum hast du mich weggestoßen? Du warst meine Sklavin und du wirst es immer sein! Du gehörst mir!»
«Aber doch nur auf Zeit und gegen Bezahlung! Das war freiwillig! Und jetzt willst du mich zwingen … Das nennst du Liebe?» Ihre Stimme überschlug sich und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Lennart schaute zu Boden. «Noch niemals habe ich jemanden so sehr vermisst wie dich. Du bist alles, was ich will. Du warst jedes Mal so nachgiebig, so erregt … Ich begehre dich!» Seine Stimme nahm wieder den alten grimmigen Klang an. «Ich bekomme immer, was ich will! Merk dir das!»
Er stand abrupt auf und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Küsse überdeckten ihren Körper, Finger spielten zärtlich an ihrer Scham, heiße Feuchtigkeit überflutete sie, sein harter Penis drang gefühlvoll in sie ein, dann nahm er sie in Besitz – Delia setzte sich erschrocken auf. Stumm schaute Lennart auf sie herab. Er hatte ihr die Decke weggezogen. Wie lange hatte er ihr wohl schon zugesehen, während sie träumte? Sie war feucht zwischen den Schenkeln. Dann hatte er ihr die Fesseln gelöst und war wieder hinausgegangen. Es war ihr egal. Hauptsache, er ließ sie in Ruhe. Ihr Widerstand keimte erneut auf. Ohne weiter nachzudenken, setzte sie sich an den Tisch und begann zu frühstücken.
Lennarts Verhalten blieb den ganzen Tag über gleich. Delia war alleine und der Langeweile ausgesetzt. Sie konnte sich frei im Zimmer bewegen, aber es gab nichts zu tun. Am Abend hakte er an ihren Handfesseln erneut Ketten fest und befestigte sie an zwei an der Wand montierten Ringen über dem Bett, sodass sie sich zwar hin- und herdrehen, aber nicht weiter als bis zum Campingklo gehen konnte, das er von der Tür weg neben ihr Bett schob. Diesmal ging er, ohne das Deckenlicht auszumachen.
Auf dem Monitor beobachtete er, wie sie sich hin- und herwälzte, weil sie das Licht beim Schlafen störte. Schließlich
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