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Gefangen (German Edition)

Gefangen (German Edition)

Titel: Gefangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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zog sie sich die Decke bis über den Kopf und schlief ein.
     
    Delia schrak aus dem Schlaf hoch und sah verwirrt zu Lennart auf. Er hatte ihr soeben die Bettdecke vom Körper gerissen und zog ihr nun auch noch das Kopfkissen weg und klemmte es sich unter den Arm. Bevor er ging, drehte er den Heizkörper ein wenig weiter auf. Dann war er wie ein Spuk verschwunden. Entsetzt blickte Delia ihm hinterher. Ihre Lippen zitterten. Gab es denn keine andere Lösung, als sich ihm zu unterwerfen? Wie viele Tage war sie schon hier? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
     
    Unbarmherzig setzte Lennart seine Maßnahmen am nächsten Tag fort. Kein einziges Wort kam über seine Lippen. Er stellte ihr das Essen hin, das immer spärlicher und einfacher wurde. Zuletzt bestand es nur noch aus einem Glas Milch und einem Stück Butterbrot. Während sie sich im Bad duschen durfte, lüftete er ausgiebig. Danach ließ er den Außenrollladen herunter. Er demontierte das Bett und brachte es fort. Nur die Matratze blieb zurück, ohne Bettlaken, ohne Kissen, ohne alles. Dann kettete er Delia wieder an.
    «Es genügt ein einziger Satz und das richtige Verhalten, deine Lage zu verbessern: Ich unterwerfe mich und will deine Sklavin sein.» Delia schüttelte störrisch den Kopf. Allmählich erinnerte ihre Situation an eine mittelalterliche Kerkerhaft bei Wasser und Brot. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch ertragen würde – und wie lange würde er das durchhalten? Aus lauter Verzweiflung ging sie wieder dazu über, ihn übel zu beschimpfen. Aber die Konsequenz war, dass er sie erneut knebelte und enger fesselte. Ihre Verzweiflung wuchs.
     
    Die nächsten Tage schwächten Delias psychische Widerstandskraft. Sein Blick traf sie jedes Mal mit voller Intensität. Allmählich dämmerte ihr, dass nicht nur sie litt. Sie brauchte eine Weile, um ihre neue Erkenntnis zu verdauen und zu verstehen, dass er es ernst gemeint hatte. Er liebte und brauchte sie tatsächlich, wenngleich er das auf eine merkwürdige Art zeigte. Er lechzte danach, dass sie sich seiner Liebe unterwarf, und er litt darunter, dass er sie zu der Gnade und dem Glück, ihm gehören zu dürfen, zwingen musste.
     
    Die Tage gingen in Gleichförmigkeit vorbei und Lennart kam nicht voran. Seine Strategie versagte. Er hatte sich sorgfältig einen Plan ausgearbeitet, bevor er sie entführte, aber sie verhielt sich nicht so, wie er geglaubt hatte. Zu viel Rebellion war in ihrem Kopf. Er hatte sie für eine starke Persönlichkeit gehalten, aber nicht für so starrsinnig! Lennart seufzte. Es fiel ihm schwer, sich Fehler einzugestehen, Fehler in seiner Strategie. Er hätte die Schwierigkeiten voraussehen müssen. Aber die Zeit lief weiter und seine Geduld schwand. Er hatte sich zwar den zweiten Krankenschein besorgen lassen und für seine Zustellung gesorgt. Doch ehe die Sechs-Wochen-Frist vorüber war, musste er sich Delias Unterwerfung sicher sein. Er würde keine Vermisstensuche riskieren. Sie musste in ihre Arbeit zurückkehren und kündigen, damit er sie anschließend nur noch für sich hatte.
    Es war offensichtlich doch nicht so einfach, eine Frau zu manipulieren und zu der zu erziehen, wie man sie haben wollte. So hatte er sich die Tage nicht vorgestellt. Was nützte seine ganze Vorbereitung, wenn sie widerspenstig blieb. Er hatte sich unter einem Vorwand eines längeren Urlaubs zurückgezogen und war das Risiko eingegangen, die ganze Verantwortung für seine Rechtsanwaltskanzlei seinen Angestellten zu übertragen. Und wofür das alles?
    Er ging in den Keller, suchte sich eine gute Flasche trockenen Weins im Regal. Dann setzte er sich mit dem Glas auf das Sofa im Wohnzimmer, roch daran, trank und überlegte. Dabei beobachtete er Delia auf dem kleinen Display. Wer hätte gedacht, dass Webcams sich so einfach installieren ließen und gute Dienste leisteten. Zwei Stück reichten aus, den Raum unter ständiger Beobachtung zu halten, eine über der Tür und eine direkt in der Deckenverkleidung über dem Bett. Ein Computer in seinem Arbeitszimmer zeichnete die Bilder zusätzlich auf und gab sie auch auf einem kleinen tragbaren Gerät wieder.
    Im Augenblick lief Delia in ihrem Gefängnis auf und ab, machte Kniebeugen und Dehnübungen. Sie versuchte sich fit zu halten, hatte ein wenig aufgrund der spärlichen Kost abgenommen. Doch von Aufgeben keine Spur. Lennart ärgerte sich über seine Nachgiebigkeit, dass er ihr Knebel und Fesseln wieder abgenommen hatte. Er seufzte. Ihre Nacktheit

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