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Gefangen (German Edition)

Gefangen (German Edition)

Titel: Gefangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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eine Ohrfeige erteilt. Er hatte mit Widerstand gerechnet, aber nicht mit wüsten Beschimpfungen. Dieser Wortschatz passte nicht zu Delia. Doch er sah vorläufig von einer Bestrafung ab. Eine unkontrollierte Handlungsweise hätte ihn weiter von seinem Ziel abgebracht, ihr Vertrauen zu gewinnen. Er fing ihre Handgelenke ein, packte sie mit eisernem Griff, musste seine ganze Kraft einsetzen, um sie mit dem Rücken zu sich zu drehen und ihr die Hände auf den Rücken zu ziehen. Ein Klicken von Karabinerhaken zwischen den Lederfesseln war zu hören. Dann drehte er sie wieder zu sich, um ihr ins Gesicht zu sehen.
    «Für diesmal werde ich von einer Züchtigung absehen, denn ich verstehe, dass du dich erst mal mit deiner Lage abfinden und beruhigen musst. Aber sei dir gewiss, beim nächsten Mal werde ich dich für deine Respektlosigkeit unnachgiebig bestrafen!»
    Delias Augen funkelten voller Zorn.
    «Dir fehlt noch die richtige Erziehung, aber dazu haben wir ja jetzt endlich genügend Zeit. Ich werde dir schon noch Manieren beibringen und aus dir meine persönliche Lustsklavin machen!»
    Lustsklavin? Der Kerl musste völlig verrückt sein! Delia starrte ihn fassungslos an. Sie wollte fort!
    «Glaube mir, es gibt genügend Arten, dich zu erziehen!»
    Delia schnaubte. Ihre Zähne malten, sie sammelte Speichel zusammen, trat einen Schritt zurück und spuckte ihn an. Sie traf ihn auf der Brust.
    «Entführen – erziehen – züchtigen! Ist das alles, was Ihnen einfällt? Sind Sie völlig bescheuert?» Ihre Mundwinkel waren verächtlich herabgezogen. Für eine Sekunde war sie über ihr eigenes Handeln verblüfft, dann fing sie sich wieder und zischte: «Ihnen ist wohl nicht klar, dass das hier Freiheitsberaubung ist! Machen Sie mich sofort los!»
    Er zog verärgert über ihr Spucken und ihre Widerworte die Augenbrauen hoch, wischte über das Shirt und spürte, wie er langsam die Geduld verlor. Aber er würde sie aussprechen lassen, gleichgültig, was da noch aus ihrem Mund folgen würde. «Ob du es willst oder nicht, du bleibst hier und ich werde dich erziehen, wie ich es für nötig halte, und gegebenenfalls mit entsprechenden Maßnahmen!»
    «Erziehung! Darunter versteht man, dass man jemandem etwas beibringt, damit er nächstes Mal weiß, wie es zu funktionieren hat. Das impliziert aber nicht automatisch eine Bestrafung! Prügel erziehen nicht, sie demütigen nur und zerbrechen irgendwann die Seele des Opfers. Aber das ist Ihnen ja wahrscheinlich egal! Kaufen Sie sich doch einen Roboter!»
    Der schneidende Sarkasmus ihrer lauten Stimme war fast unerträglich, traf ihn bis ins Mark. Er sah sie lange schweigend an. Ihre Brust hob und senkte sich unter ihrem hektischen Atem. Mit zusammengekniffenen Lippen widerstand sie seinem Blick.
    Dann zerriss seine Stimme kühl und nüchtern die entstandene Stille: «Du bist klug, sehr klug. Das gefällt mir so an dir. Aber du irrst dich in einem Punkt: Ich habe nicht gesagt, dass ich dich sinnlos verprügeln werde. Ich verabscheue rohe Gewalt. Ich erwarte lediglich bedingungslosen Gehorsam von dir. Das ist alles. Gehorche, zeige Demut und Unterwerfung, bitte mich um kleine Gefälligkeiten wie ein Buch oder ein Radio oder dein Lieblingsgericht – ich werde gerne alles tun, damit es dir richtig gut geht!»
    Er stand auf und ging. Der von außen umgedrehte Schlüssel und die Fesseln beraubten Delia jeglicher Hoffnungen.
     

Kapitel 13
     
    Es wurde eine unbequeme und kühle Nacht. Obwohl die Heizung lief, fröstelte Delia. Lennart war nicht mehr erschienen und sie war zu stolz, nach ihm zu rufen. Irgendwie war es ihr zwar gelungen, trotz auf den Rücken gefesselter Hände unter die Bettdecke zu kriechen, aber entweder ragten ihre Schultern ins Freie oder ihre Füße. Außerdem schlief ihr immer wieder der Arm ein, auf dem sie gerade lag. Es gab keine Stellung, die wirklich bequem war. Als sie am Morgen aufwachte, fühlte sie sich völlig zerschlagen. Ihre Arme, die Gelenke, ihr Nacken schmerzten. Aber sie war trotzdem zum Widerstand bereit. Nicht eine Sekunde zog sie es in Erwägung, Lennarts Forderungen nachzugeben.
     
    Als er mit einem Tablett hereinkam, wurde er von einer wüsten Schimpfkanonade empfangen. Delia wusste selbst nicht, dass sie über ein solches Repertoire unanständiger Worte verfügte. Lennart setzte sich auf den Stuhl und wartete mit gleichmütiger Miene, bis sie aufhörte.
    «Bist du fertig? Gut. Dann solltest du erst mal frühstücken. Ich will nicht, dass du

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