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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Wie lange würde er dieses doppelte Spiel noch ertragen? Fatmas Eltern ließ er seine Verzagtheit nicht anmerken. Sie glaubten, dass er immer die Wahrheit sagte.
    Die Kinder hielten die Flaschen wie rettende Bojen an sich gepresst. Sie warteten auf ein Signal in die Toiletten zu rennen, um sich Wasser zu holen. Doch dieses Signal blieb aus. Wir hatten den Kindern gesagt, dass das Wasser vergiftet ist, um sie davon abzuhalten. Aber sie glaubten uns nicht. Der Durst war so groß, dass alles andere unwichtig wurde.
    Ich fasste einen Entschluss. Im Augenblick waren nur Achmed und der junge Terrorist anwesend. Ich würde jetzt aufstehen und ihn ansprechen. Taumelnd erhob ich mich und wankte auf ihn zu, doch meine Beine gaben unter mir nach und versagten völlig. Dann ging Alles sehr schnell. Ich hörte noch, wie mein Kopf aufschlug und es dunkel um mich wurde.
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem kleinen Raum. Mein Kopf fühlte sich dumpf an und mein linkes Auge ließ sich nicht öffnen. Ich befühlte es vorsichtig und fasste auf eine feuchte klebrige Masse. Es war Blut. Meine Augenbraue war dick angeschwollen und pochte unerträglich. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück.
    Der Raum war fensterlos, es war dämmrig, nur unter der Tür kam ein schmaler Lichtschein herein. Ich versuchte mich aufzurichten. Allmählich konnte ich Umrisse erkennen. Ich war nicht allein. Zwei Meter von mir entfernt lag ein Mann mit dem Gesicht nach unten. Hinter der Türe war ein weiterer Körper, den ich nicht identifizieren konnte. Ich sagte leise, aber verständlich: „Wo sind wir hier?“ Ich bekam keine Antwort. Ich rutschte näher zu dem Mann heran und fasste vorsichtig nach seiner Schulter. Er reagierte nicht. Es war zu dunkel, um zu erkennen, ob er tot oder lebendig war. Ich wagte nicht, mir den zweiten Körper anzusehen, der auch bewegungslos da lag mit seltsam verrenkten Gliedern.
    Mein Herz klopfte wie verrückt, es gelang mir nicht, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Die Zeiger auf dem Zifferblatt meiner Uhr waren nicht zu erkennen und wie lange ich hier gelegen hatte, wusste ich nicht. Vielleicht ein paar Stunden, vielleicht einen ganzen Tag? Meine Schläfe pochte und von Minute zu Minute wurde meine Panik größer. Anscheinend hatte man mich zu zwei Toten geworfen. Wir waren Abfall. Sie würden mich hier liegen lassen oder zu den anderen Toten aus dem Fenster werfen. Entweder musste ich mich tot stellen oder verschwinden. Sie würden mich erschießen, wenn sie merkten, dass ich noch lebte. Allen anderen Geiseln, die sie weggebracht hatten, war es auch so ergangen. Vielleicht war aber die Geiselnahme bereits beendet und ich lag noch unentdeckt hier.
    An diesen kleinen Raum glaubte ich mich erinnern zu können, es gab am Ende des Ganges, in dem ich gesessen hatte, einen Abstellraum, den ich allerdings nie von innen gesehen hatte. Das musste er sein. Ich drückte mein Ohr an die Holztüre und lauschte angestrengt, doch es war nichts zu hören. Lange Zeit verharrte ich bewegungslos. Hunger und Durst verspürte ich nicht mehr, es ging jetzt nur noch ums Überleben.
    Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall, die Tür flog auf. Eine zweite Detonation, die die Erde erzittern ließ, folgte. Durch den Luftdruck wurde ich an die hintere Seite des Raumes geschleudert. Der Gang war mit Rauch und Feuerschein erfüllt. Auf allen Vieren kroch ich zur Tür und zog mich am Türrahmen hoch. Vier oder fünf Geiselnehmer rannten schießend an mir vorbei. Sie liefen in Richtung Turnhalle, denn von dort war die Explosion gekommen. Von der Decke des Ganges stürzten Teile herab. Ich wollte so schnell wie möglich weg, doch dann fiel mir Ismael wieder ein. Er lag wahrscheinlich noch immer im Gang. Ich musste sofort zu ihm. Der Qualm wurde dichter und ich schlich, an die Wand gedrückt in die entgegen gesetzte Richtung aus der die Geiselnehmer gekommen waren.
    Dann sah ich sie liegen: Zwischen heruntergestürzten Deckenverkleidungen, Kleidungsfetzen und Schutt lagen die Kinder und Frauen, die neben mir gesessen hatte. Sie waren fast nackt und blutüberströmt. Ihre Körper waren von Einschüssen übersät. Ich fiel neben Ismael auf die Knie. Er lag auf dem Rücken, nur in der Unterwäsche. Ich erkannte ihn an seinem Amulett, das er um den Hals trug. Seine Augen waren weit offen und von seinem Gesicht war nicht mehr viel übrig. Er lag noch am gleichen Platz. Wäre ich nicht ohnmächtig geworden, wäre auch ich tot, schoss es

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