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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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sagte: „So und jetzt du. Du brauchst beide Hände und konzentrier dich auf die Ziele.“ Er rückte wieder sehr nahe an mich heran, so dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Ich hielt stand.
    Obwohl ich mich anstrengte, richtig zu zielen, traf ich keine einzige Scheibe. Es spritzte wieder nur Sand auf. Mustafa erklärte mir alles noch einmal und legte dabei seine Hand auf die meine, mit der anderen griff er um meine Taille, während ich den Lauf führte. Ich hätte ihn am liebsten abgeschüttelt. Aber ich wagte nicht, mich zu bewegen. Mit seiner Hilfe traf ich die Scheiben. Als er aufstand und sich den anderen zuwandte, holte ich tief Luft. Vor Zorn hatte ich Tränen in den Augen. Wie konnte er es wagen, mich so zu berühren? Was konnte ich nur tun, um ihn mir vom Halse zu halten? Warum war ich nur so feige?
    Als die ärgste Hitze kam, konnten wir uns eine Stunde unter das aufgespannte Zeltdach setzen und etwas essen und trinken. Unter den anderen Frauen fühlte ich mich sicherer. Sie schwatzten unbefangen und gaben an, wie gut sie mit dem Maschinengewehr umgehen konnten. Als ich die anderen nach Tarantula fragte, erklärten sie mir, dass sie sich zu einem Einsatz im Irak gemeldet hatte. Für eine Spezialaufgabe wurde eine Frau gesucht, die bei einem Selbstmordattentat das Fahrzeug steuern sollte. Sie konnte Auto fahren. Tarantula war am längsten von allen hier. Obwohl ihre Ausbildung noch ein paar Wochen gedauert hätte, wollte sie so schnell wie möglich aktiv sein.
    Ich sah die anderen Frauen ungläubig an. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Sie wollte sterben, und das so schnell wie möglich? Ich musste mich zusammennehmen, um mich nicht zu verraten. Natürlich, sie waren alle da, um für den heiligen Krieg zu sterben. Ich dachte wieder an Chamil. Wenn er mir von Anfang an die Wahrheit gesagt hätte, dann wäre ich sicher in Tbilisi geblieben. Auch er war ein Feigling. Um Tarantula tat es mir wirklich leid. Sie war eine besondere Frau gewesen und unter normalen Umständen hätte ich mich sicher mit ihr angefreundet. Um keinen Verdacht zu erwecken fragte ich in die Runde: „Und wer von euch wird sich als nächste melden?“ Die kleinste und jüngste der Frauen hob die Hand und erwiderte: „Ich warte auf einen Einsatz in Europa. Ich möchte am liebsten nach Frankreich.“ Die anderen lachten: „Ja, ja, da warten sie schon auf dich! Da kannst Du dann auf den Eiffelturm steigen!“ Bei dieser Art von Humor blieb mir das Lachen fast im Halse stecken. Aber ich tat so, als wäre ich auch belustigt von dieser Idee.
    Der Nachmittag gehörte wieder dem Nahkampf. Nachdem Tarantula fehlte, ging unsere Gruppe nicht auf und Mustafa hatte sich mir gegenüber aufgestellt. Er war nicht nur der Lehrer für den Nahkampf er war auch gleichzeitig mein persönlicher Gegner. Ich fühlte, wie mein Herz zu klopfen begann und ich am ganzen Körper zitterte. Ich wollte nicht mit ihm kämpfen und ihn berühren. Er schaute mich herausfordernd an. Wir hatten lange Stangen bekommen, auf die ein Bajonett aufgepflanzt war. Es war scharf wie ein Rasiermesser. Mustafa sagte: „Jeder Stoß mit dieser Waffe kann tödlich sein. Wenn ihr zielt, denkt daran, dass ihr immer vorbei stoßen müsst, sonst ist es aus mit euch.“ Der Verteidiger hatte nur eine Stange ohne Bajonett erhalten, mit der er sich zur Wehr setzen konnte.
    Mustafa zeigte zunächst einige Bewegungen und erklärte die wirksamsten Angriffspunkte am Körper. Zum Schluss sagte er: Es kommt nicht darauf an, den Gegner nur zu verletzen, ihr müsst ihn töten. Wir sahen uns unschlüssig an. Mit dieser Waffe war es unmöglich, nicht zu treffen und es würde in jedem Fall Blut fließen. Eine unachtsame Bewegung und die nadelscharfe Spitze würde in das Fleisch eindringen. Wir stellten uns auf, wie er uns befohlen hatte. Dann lachte er plötzlich laut auf und rief: „Answar, bring uns die anderen Stangen!“
    Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass die Bajonettstangen durch stumpfe Gegenstücke ausgetauscht wurden. Ein Schlag damit würde auch wehtun, aber er war sicher nicht tödlich. Mustafa schien einen besonders schwarzen Humor zu haben. Ich blickte in die Gesichter der anderen Frauen und sah auch dort Erleichterung.
    Doch dann wurde es ernst. Mustafa stürmte mit seiner Stange auf mich los, dabei gab er einen tierischen Ton von sich. Ich wich aus und er rannte an mir vorbei. Im Umdrehen hielt ich ihn am Ärmel fest und brachte ihn mit meiner Stange zu

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