Gefangen im Terror (German Edition)
Bergkristall. Es war ein kleiner Fisch, durchsichtig, nur die Schwanzflosse war rot. Als er Achmed das Schmuckstück zeigte, rümpfte dieser etwas die Nase: „Gold war dir wohl zu teuer?“, fragte er. Chamil zuckte nur mit den Schultern und steckte die Kette wieder in die Tasche. Fatma hatte sich immer geweigert, Geschenke von ihm anzunehmen und von Schmuck hatte er keine Ahnung. Er glaubte, dass gerade dieser kleine Fisch Fatma gefallen würde.
Sie waren mit den Einkäufen für das Lager fertig, der Wagen war vollgepackt und nach zwei Tagen in Kabul fuhren sie wieder zurück in die Berge. Achmed lenkte das Auto zuerst in südliche Richtung. Er fuhr jedes Mal eine neue Strecke, um eventuelle Verfolger in die Irre zu führen. Achmed fühlte sich in Afghanistan zwar vor Miliz und Militär sicher, aber der Geheimdienst war auch hier tätig und davor mussten sie sich in Acht nehmen.
Kabul war inzwischen so international, dass das Netzwerk der Al Qaida die Standorte ständig wechselte, was manchmal zu schwierigen Aktionen führte. Meistens wurden die Fahrer der Transporte in Kabul ausgetauscht, die Nummernschilder gewechselt oder andere Fahrzeuge beschafft, um jegliche Verfolgung unmöglich zu machen.
Achmed hatte sich dieses Mal über alle diese Vorschriften hinweggesetzt in der Hoffnung, allein durch eine neue Fahrtroute unerkannt zurück zu kommen.
Während er mit Chamil in den Süden fuhr, überlegte er es sich anders und steuerte eine Bunkeranlage an, von der er wusste, dass sie mit etwa 70 ausgebildeten Kämpfern besetzt war. Er hatte Chamil zunächst nichts davon gesagt, weil er wusste, dass dieser so schnell wie möglich zurück wollte. Er lebte in der ständigen Angst, Fatma würde zu einem Einsatz abkommandiert.
Als Chamil die Änderung der Fahrtroute bemerkte, fragte er Achmed: „Sollten wir nicht in die andere Richtung fahren?“ Doch Achmed hatte sich entschieden, er wollte kein Risiko eingehen und würde in der Bunkeranlage das Fahrzeug wechseln. Dann konnten sie am nächsten Morgen weiterfahren. Chamil sah ein, dass es sicherer war, hier Station zu machen und das Auto auszutauschen. Die Anlage in den Bergen war so gut versteckt, dass sie erst als sie direkt davor standen, den Eingang erkannten. Es war weit und breit kein Mensch zu sehen.
Achmed stieg aus und betrat durch eine Felsspalte den Bunker. Ein Bewegungsmelder ging an und erleuchtete im hinteren Höhleneingang eine Holztüre. Dort klopfe Achmed an. Von innen wurde er nach einem Codewort gefragt. Er antwortete mit dem Beginn einer Koransure. Dann wurde die Türe geöffnet. Sie wurden herzlich begrüßte und zum Essen eingeladen. Chamil vergaß für ein paar Stunden an seine Probleme zu denken und genoss es mit Gleichgesinnten ein üppiges Mahl einzunehmen.
Die Bunkeranlage verfügte über alle Annehmlichkeiten eines normalen Hauses und selbst die Unterkünfte waren mit Teppichen ausgelegt. Außerdem war es drinnen angenehm kühl. Bevor sie sich jedoch zurückziehen konnten, luden sie die Waren vom Jeep in einen größeren Lastwagen, den sie am nächsten Morgen in das Hauptlager steuern würden.
Chamil verstand, dass Achmed den kleinen Umweg gewählt hatte, denn diese Annehmlichkeiten gab es in der Höhle, in der sie untergebracht waren, nicht. Während des Abendessens hatten sie auch erfahren, dass ein neuer Anschlag im Irak geplant war. In Bagdad sollte eine Einheit die amerikanische Botschaft in die Luft sprengen. Es waren nur Terroristen aus der Bunkeranlage dafür vorgesehen, mit Ausnahme einer Frau, die aus dem Lager Nr. 3 kam. Sie sollte als Selbstmordattentäterin das Bombenfahrzeug steuern.
Erst als Achmed und Chamil allein in ihrer Unterkunft waren, fragte Chamil seinen Freund ängstlich, wer denn die Frau sei, die das Fahrzeug steuern sollte. Immerhin kam sie aus dem Lager, in dem auch Fatma untergebracht war. Achmed lächelte seinen Freund an: „Keine Angst, es ist eine Freiwillige, ihr Kampfname ist Tarantula. Fatma ist noch lange nicht so weit, einen Auftrag in diesem Umfang auszuführen. Selbst als Freiwillige hätte sie da keine Chance.“ Chamil war beruhigt.
Die Aufseherin Sheda kam am frühen Morgen und weckte die Frauen mit den Worten: „Aufstehen, ihr faules Gesindel. Abfahrt ist in 10 Minuten.“ Ich war noch ganz benommen, als die anderen von ihren Holzpritschen auffuhren. „Beeilt euch, der Fahrer wartet nicht!“, rief sie noch einmal im Hinausgehen. Ich kam nur mit Mühe hoch, denn ich war von oben bis unten
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