Gefangen im Terror (German Edition)
gefragt.
„Nein“, erwiderte ich wahrheitsgemäß, nur ein Freund.“ Hatte ich wirklich „Freund“ gesagt? Ein Terrorist und Mörder, und ich hatte ihn als Freund bezeichnet. Die Frauen sahen mich erstaunt an.
Eine sagte: „Das ist der best aussehendste Mann im Camp und du behauptest er sei dein Freund!“ Dass Achmed gut aussah wusste ich schon länger als sie und jetzt, wo er mir zum ersten Mal näher gekommen war, verstand ich auch, dass sie eifersüchtig waren. Er wirkte überlegen und trotzdem sehr sympathisch. Allein seine gleichmäßigen Gesichtszüge und die leicht schräg stehenden Augen unterschieden ihn von den meisten Männern, die ich bisher gesehen hatte. Ich konnte den Frauen ja nicht sagen, dass auch ich nachts von ihm träumte. Er war der beste Freund meines Mannes und diese Gedanken an ihn waren so sündhaft, dass ich sie bei Tage zu verdrängen suchte. Es war mir nicht entgangen, dass sein Blick von einer Tiefe war, wie ich ihn bei Chamil noch nie erlebt hatte.
Zu den Frauen sagte ich vorsichtshalber: „Ich weiß nicht, ob er gut aussieht, aber er ist sehr freundlich und hat mir Grüße meines Mannes bestellt, der im Moment krank ist.“ Das war eine unverfängliche Auskunft und ich hoffte, man würde mir glauben. Tarantula schüttelte nur den Kopf und sagte: „Dieser Mann kommt doch nicht hierher, um dir Grüße auszurichten. Du hältst uns wohl für dumm?" "Ihr könnt glauben was ihr wollt, aber so ist es.", antwortete ich trotzig. "Na ja, man wird es ja erfahren, wenn sie Dich früher als uns zu einem Einsatz schicken.", sagte sie mit zusammengekniffenem Mund. Doch damit ließen sie mich dann in Ruhe.
Das Gespräch mit Achmed hatte mir klar gemacht, dass es hier nicht um mich ging. Ich musste funktionieren, sonst würde man mich töten. Niemand würde je erfahren, wo ich geblieben war. Ich hatte Angst, dass ich doch zu einem Einsatz geschickt wurde und Achmed oder Chamil davon gar nichts erfuhren. Außerdem fürchtete ich mich vor Mustafa. Wenn er auch ein Idiot war, wie Achmed bemerkt hatte, ich hielt ihn für extrem gefährlich. Ich wollte nicht in die Luft gesprengt werden, wie die Terroristin, deren Haare und Haut an der Wand und an der Decke der Schule geklebt hatten. Diese Vorstellung war so grauenhaft, dass ich gar keinen Appetit hatte, als die anderen das Essen brachten. Ich konnte nichts hinunterbringen, so saß mir die Angst in den Knochen.
Als wir zu Bett gegangen waren, kam Dragon plötzlich zu mir ans Lager. Sie flüsterte: „Nimm dich vor Mustafa in acht.“ Ich schreckte hoch und fragte: „Was ist mit ihm?“ „Er will dich“, sagte sie fast tonlos. „Danke“, sagte ich und sank zurück auf mein Lager. Unsere Unterhaltung war etwas einsilbig, weil Dragon kaum Englisch sprach. Mit ihrem russischen Dialekt hatte ich auch Schwierigkeiten.
Als Achmed in das Hauptlager zurückkehrte, wartete Chamil am Eingang ungeduldig auf ihn. Erwartungsvoll ging er auf Achmed zu, der ihn beruhigt auf die Schulter klopfte. „Du brauchst dich nicht um Fatma zu sorgen. Es geht ihr gut und sie hat bereits die erste Feuerprobe bestanden.“ „Was meinst du damit?“ fragte Chamil. „Sie hatte heute ihren ersten Trainingstag mit den anderen zusammen und dabei hat sie mit Gewehren geschossen, wie du ja weißt.“ Allmählich wich Chamils Anspannung und er umarmte den Freund erleichtert. „Allah sei dank, dass sie so vernünftig ist“, sagte er. „Trotzdem müssen wir so schnell wie möglich einen Einsatz im Ausland mit ihr planen, damit sie weg kann.“
Achmed schaute seinen Freund besorgt an: „Du weißt, dass das auch schief gehen kann. Wenn wir von ihr getrennt werden, wirst du sie verlieren.“
Beide zusammen gingen in die Höhle zur Satellitenstation. Während Achmed sich um den Einbau eines neuen Displays kümmerte, stand Chamil neben ihm und sagte: „Vielleicht kannst du den Kommandanten davon überzeugen, dass ich zusammen mit meiner Frau nach Kabul fahren kann, um dir bei den Einkäufen für die Anlagen zu helfen. Sie wäre eine gute Tarnung für uns und von dort könnten wir sie in eine Maschine nach Europa setzen.“
Achmed blickte kurz von seiner Arbeit auf: „Das kann ich unmöglich vorschlagen. Du weißt dass für unseren Kommandanten die Frauen kein Thema sind. Ich werde mich nicht lächerlich machen.“
Chamil nickte enttäuscht. Natürlich hatte Achmed Recht. Er suchte Tag und Nacht nach einer Lösung, um Fatma aus dem Kreis der Terroristen zu entfernen. Er
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