Gefangen im Terror (German Edition)
und erfand ein Lager im Norden mit großen Gebäuden, einem Hospital und vielen Leuten. Sie hörten mir interessiert zu und ich hoffte, dass keine von ihnen je in einem anderen Lager gewesen war oder in den nächsten Tagen das gleich erleben würde wie ich und mich damit als Lügnerin enttarnen würde. Dragon blickte mich nicht an, während ich erzählte.
Mustafa hielt sich heute nicht in meiner Nähe auf, ferne selbst zu den Waffen kam ein anderer und erklärte mir die Funktionen. Er las während unserer Mittagspause im Koran und hatte uns den Rücken zugewandt. Mehr als einmal ging mir der Gedanke nach Rache durch den Kopf. Was würde passieren, wenn ich ihn versehentlich erschoss? Es gab nur eine Antwort darauf: Ich würde auch sterben. Doch was hatte ich noch zu verlieren? Dann dachte ich wieder an Chamil und Tränen stiegen mir in die Augen. Wir wollten uns eine gemeinsame Zukunft bauen. Diese Hoffnung, die ich noch immer in mir fühlte, konnte ich durch die Vergewaltigung ein für alle mal aufgeben. Ich beschloss, möglichst einen kühlen Kopf zu behalten. Ich hoffte, dass Mustafa bald wieder zu einem Einsatz abkommandiert würde und sollte ich dabei sein, dann wäre es sein letzter. Ich würde Rache üben. Diesen Schwur legte ich ab. Allah würde mir verzeihen.
Den Gedanken an eine mögliche Schwangerschaft verdrängte ich, so gut es ging. Ich hatte seit über einem Monat mit Chamil nicht mehr geschlafen und wenn ich jetzt schwanger würde, dann wäre es offensichtlich, dass ich einen anderen hatte. Chamil würde mir nie glauben, dass ich von Mustafa vergewaltigt worden war. Es wäre allein meine Schuld. Ich hatte ihn gereizt, ich hatte mich unanständig benommen. Er hatte mich ohne Kopftuch gesehen und beim Kämpfen war er mir auch sehr nahe gekommen. Bei einer Vergewaltigung war immer die Frau schuld. Sie trug den Teufel in sich. Sie allein war es, die den Mann verführte. So wurde bei uns der Koran ausgelegt.
Wenn Chamil von dieser Sache erfahren würde, wäre es das Ende unserer Beziehung. Auch wenn Chamil mich liebte, gab es dafür keine Entschuldigung. Ich war jetzt eine Verdammte und Ausgestoßene. Es war völlig egal, ob ich bei einem Terroreinsatz ums Leben kam. Ich sah keinen Ausweg mehr. Auf Chamil konnte ich nicht mehr rechnen. Er hatte mich hier ausgesetzt. Vielleicht schändete auch er unschuldige Frauen, die zur Ausbildung hierher kamen. Für die Männer waren wir nicht mehr als ein Haufen Abfall. Chamil wollte mich zur Terroristin machen, er hatte sogar seinen Freund geschickt, um mich zu überzeugen. Selbst war er zu feige dazu. Wir hatten einander verloren. Ich dachte schon wie die anderen: an Vergeltung und Mord.
Am frühen Morgen fuhren Achmed und Chamil mit ihrem neu beladenen Wagen zurück zu ihrem Standort. Achmed hatte in der Nacht eine Nachricht empfangen, dass sie schnellstens zurückkehren sollten.
Schon bei der Ankunft kamen ihnen aufgeregt einige der Anführer entgegen. Der Anschlag im Irak war fehlgeschlagen und ein zweiter sollte unmittelbar folgen. Achmed ging zusammen mit den Anführern in einen geheimen Raum, während Chamil die technischen Geräte auslud. Die Besprechung dauerte bis in den späten Nachmittag.
Als Achmed endlich abgespannt und müde an seine Arbeit zurückkehrte, wartete Chamil auf ihn. Achmed erklärte ihm kurz, welcher Anschlag in Vorbereitung war und beide waren sich einig, dass dieser Einsatz eine Chance war, die so schnell nicht wiederkehren würde. Es würde immerhin noch eine Woche dauern, bis Achmed mit den Vorbereitungen fertig war. So konnten sie sich eine Strategie überlegen, wie sie Fatma aus dem Lager holen konnten. Chamil war erleichtert, dass die Sache endlich in Bewegung kam. Er war überzeugt, dass er Fatma bald auf neutralem Gelände in die Arme schließen konnte. Doch auch für ihn bedeutete der neue Anschlag intensive Vorbereitung und Arbeit. Er bekam seine Anweisungen und machte sich sofort an die Ausführung.
Drei Tage vor dem Einsatz gab es eine neue Besprechung. Es wurde festgelegt, wer welche Aufgaben erfüllen sollte. Eine Frau aus dem Lager wurde benötigt, um einen Jeep zu fahren. Achmed schlug Fatma vor, da er von Chamil erfahren hatte, dass sie einen Führerschein hatte und auch schon öfter heimlich gefahren war. Niemand widersprach. Chamil war bei der Besprechung dabei, sagte aber kein Wort. Die anderen wussten nicht, in welcher Beziehung er zu Fatma stand, nur der Kommandant kannte Fatma. Beim Hinausgehen klopfte er
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