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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Fremder abholte und ich fürchtete mich nicht vor ihm. Er war klein und unauffällig. Er fuhr sehr bedächtig und hatte keine Eile. Eigentlich hätte ich ihn gerne gefragt, wo er mich hin brachte, aber ich war sicher, er würde mich nicht verstehen und mir auch keine Antwort geben.
    Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir an eine größere Kreuzung und er fuhr rechts ab in Richtung Gebirge. Ein paar Autos waren uns inzwischen auch entgegengekommen und der Fahrer grüßte sie freundlich. Für einen Moment hatte ich das Gefühl plötzlich wieder in der Zivilisation zu sein. Wir fuhren an einem Bergkamm entlang und der Blick von dort oben war atemberaubend. In der Ferne hing eine Dunstglocke und ich vermutete, dass es eine größere Stadt war, vielleicht sogar Kabul. Ich versuchte mich so gut es ging abzulenken und mir die Landschaft anzusehen. Den Gedanken an das was vielleicht kommen würde, wagte ich kaum zu Ende zu denken.
    Was war, wenn ich Chamil nie mehr wiedersehen würde und sie mich als Selbstmordattentäterin einsetzen würden? Sollte ich den Auftrag ablehnen und lieber gleich sterben, oder würde ich als Terroristin irgendwo im Ausland enden? Vielleicht tot, vielleicht in einem Gefängnis? Alle Möglichkeiten, die ich durchspielte endeten mit einem schrecklichen Ergebnis. Es war egal, ob ich mir den Kopf zerbrach, es würde so kommen, wie es mir vorbestimmt war. Allah würde die Entscheidung für mich treffen. Ich war immer eine gläubige Muslimin gewesen, aber die Erlebnisse der letzten Wochen hatten mich zum ersten Mal an meinem Glauben zweifeln lassen. Diese radikale Einstellung, dass es nur noch um den heiligen Krieg ging und wir Menschen nicht mehr wert waren wie die Gewehre, aus denen wir schossen, war nicht meine Sache. Was Chamil betraf, war ich mir nicht mehr sicher. Natürlich war mir aufgefallen, dass seine letzten Zeitungsartikel eine andere Haltung vermittelten, als noch vor einem Jahr. Ich hatte das jedoch seiner gründlichen Ermittlungsarbeit und besseren Einblicken in die Sache zugeschrieben und nicht einer Radikalisierung, wie sie stattgefunden haben musste. Seit meiner Erfahrungen in diesem Lager, sah ich Vieles anders. Die strenge Hierarchie, die hier herrschte und die uns alle zu Werkzeugen des Terrors machte, die uns zwang, Regeln einzuhalten, die uns fremd waren, hatten auch mich bereits verändert. Ich trug eine Waffe bei mir, wenn es auch nur ein kleines Messer war. Ich war bereit damit zu töten. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich darum, einen Ausweg aus dieser schrecklichen Situation zu finden.
    Der Wagen hielt plötzlich an. Ich sah kein Lager. Der Fahrer stieg aus und murmelte Unverständliches. Ich blieb zunächst sitzen und wartete, was kommen würde. Der Fahrer entfernte sich vom Jeep und winkte mir. Also stieg ich aus und ging hinter ihm her. Der Weg führte weiter in einer großen Kurve auf einen Schuttberg zu. Dahinter war ein Eingang zu einer Höhle versteckt. Ich war unschlüssig, ob ich dem Fahrer einfach in diese Höhle folgen sollte. Vielleicht würde er dort über mich herfallen. Ich tastete nach meinem Messer unter dem Kleid. Ich war fest entschlossen, mich dieses Mal meiner Haut zu wehren. Mit all meinen Mut folgte ich ihm in entsprechendem Abstand.
    Wir kamen in ein höhlenartiges Labyrinth, das von oben immer wieder durch Lichtschächte erhellt war. Trotzdem war es dunkel und feucht und ich musste mich auf mein Tastgefühl verlassen, um nicht zu stolpern. Es ging leicht bergab. Seitlich gab es immer wieder Abzweigungen. Nachdem mein Fahrer unbeirrt voraneilte, blieb mir nichts anderes übrig als ihm möglichst dicht zu folgen. Ich wollte mich nicht verirren.
    Plötzlich tat sich vor uns eine Halle auf, ein Höhlenraum mit einem Durchmesser von mindestens 20 Metern. Er war taghell mit elektrischen Lampen ausgeleuchtet. In der Mitte standen große Tische, auf denen technisches Gerät aufgebaut war. Jetzt sah ich auch Männer in Tarnuniformen, die sich dort zu schaffen machten. Mein Fahrer ging zu einem der Männer, deutete auf mich und verschwand wieder in einem Höhlengang.
    Ich blieb, wo ich war und wartete. Der Uniformierte verschwand hinter den Tischen und nach ein paar Minuten, tauchte Achmed auf. Er begrüßte mich freundlich und fragte: „Ist alles in Ordnung?“ Ich antwortete ihm: „Ja, es ist alles in Ordnung.“ Ich hatte keine Ahnung was er mit Ordnung meinte. Vielleicht hatte er angeordnet, dass ich hier her geholt wurde. Ich fühlte mich in seiner

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