Gefangen im Terror (German Edition)
Chamil auf die Schulter und sagte: „Es ist Allahs Wille, dass ihr zusammen in diesen Einsatz geht.“ Chamil nickte nur.
In den letzten beiden Tagen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Es wurden vor Ort entsprechende Wohnungen angemietet, Autos besorgt und Sprengstoffladungen versteckt. Chamil arbeitete ununterbrochen. Er hatte kaum Zeit zum Essen oder Schlafen. Die Sprengstoffausrüstung, die sie mitnehmen wollten, war umfangreich und die Zünder nahmen die meiste Zeit in Anspruch. Er hatte kaum Zeit an Fatma zu denken. Auch Achmed war voll im Einsatz und als sie sich abends beim Abendgebet trafen, sagte Achmed: "Hoffentlich hat Fatma niemandem gesagt, dass wir sie während eines Einsatzes in die Freiheit schicken werden, sonst sind wir verloren." Chamil schüttelte energisch den Kopf: "Auf Fatma ist Verlass, sie ist nicht so geschwätzig wie andere Frauen."
Ich lebte in der ständigen Angst, dass sich der Vorfall mit Mustafa wiederholen würde. Seither trug ich ein Messer unter meinem Kleid. Ich hatte eines der Küchenmesser entwendet und aus einem Stück Leder, das ich von meinem Rucksack abgeschnitten hatte, ein Futteral gebastelt. So konnte ich mich nicht versehentlich damit verletzen. Wenn er es noch einmal versuchen würde, würde ich ihn töten, egal was mit mir danach passieren würde.
Seit ich diese Entscheidung getroffen hatte, ging es mir etwas besser. Gerade bei den Nahkampfübungen bemühte ich mich, so viel wie möglich zu lernen. Ich hatte keine Angst mehr, umgeworfen zu werden. Ich lernte schneller zu sein als der andere und dadurch, dass ich klein und wendig war, gelang es mir oft, meinen Gegner durch gezielte Irreführung im entscheidenden Moment zu besiegen. Ich war jetzt seit drei Wochen im Lager und die anderen Frauen hatten mich endlich akzeptiert. Obwohl ich zwischen 4 – 6 Jahren älter war als die anderen, gingen sie mir nicht mehr aus dem Weg. Manchmal wurde ich sogar um Rat gefragt.
Am Ende der dritten Woche kam die Aufseherin abends noch in den Aufenthaltsraum der Frauen und rief mich zu sich. Sie sagte: „Morgen früh fährst du nicht mit den anderen, du wirst abgeholt.“ Ich begann zu zittern und wagte zu fragen: „Wer holt mich ab, und wohin?“ Sheda antwortete: „Pack deine Sachen zusammen, du kehrst nicht wieder zurück.“ Damit drehte sie sich um und ging.
Die anderen Frauen waren empört: „Warum bekommst du immer eine Sonderbehandlung?“ „Wir sind schon viel länger da, und wenn es ein Einsatz im Ausland ist, dann sind wir dran!“, erklärten sie mir.
In dieser Nacht tat ich kein Auge zu. Was, wenn ich wieder von Mustafa abgeholt wurde? Doch er war eigentlich für die Ausbildung verantwortlich und ich hoffte, es würde eine andere Person kommen, dass es Chamil sein würde, wagte ich nicht zu hoffen. Warum hatte er sich bis jetzt nicht gemeldet? Meine Gedanken drehten sich immer wieder im Kreise.
Obwohl ich es mir vor den anderen Frauen nicht anmerken ließ, hatte ich panische Angst davor, dass man mich jetzt schon zu einem Einsatz abkommandieren würde. Ich war mit der Ausbildung noch nicht fertig. Alle anderen waren viel weiter. Egal, wie ich auch hin und her überlegte, ich konnte keine befriedigende Antwort finden.
Ich stand vor den anderen auf und duschte mich. Meine paar Habseligkeiten hatte ich schon zusammengepackt. Das Messer war an seinem Platz unter meinem Kleid. Ich setzte mich vor der Unterkunft auf den Boden und wartete. Plötzlich sah ich von ferne eine kleine Staubwolke, die immer größer wurde. Sie kam aus dem Norden direkt auf mich zu. Im Näherkommen erkannte ich einen kleine Jeep, den gleichen, mit dem Mustafa mich damals abgeholt hatte. Mein Herz schlug wie wild. Ich rang nach Luft. Der Jeep hielt einige Meter entfernt von mir, ich bewegte mich nicht. Der Fahrer, ein mir unbekannter Mann stieg aus und ging auf das Häuschen der Aufseherin zu. Nach kurzer Zeit kam er zusammen mit ihr zu mir. Sheba forderte mich auf, meine Sachen zu nehmen und in das Auto einzusteigen. Der Fahrer sah mich kaum an und verabschiedete sich von Sheba in einer Sprache, die ich nicht verstand. Es klang nach einem usbekischen Dialekt. Die anderen Frauen hatten eine nach der anderen einen Blick aus der Unterkunft geworfen. Keine hatte sich von mir verabschiedet. Sie waren sicher, mich nie wieder zu sehen. Wahrscheinlich war es auch so. Keine der Kämpferinnen war je zurückgekehrt.
Während der Fahrt sprachen wir kein Wort. Ich war erleichtert, dass mich ein
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