Gefangen im Terror (German Edition)
hatte. Die Flugstaffel bestand nur aus zwei Hubschrauberpiloten und zwei Co-Piloten.
Dann ging es um die Durchführung. Die Nachrichtenstaffel würde nur zur Hälfte in den Irak gehen. Die anderen blieben in Afghanistan. Achmed gehörte zu denen, die vor Ort alles koordinieren mussten. Das hieß, dass er mit uns nach Bagdad kommen würde. Darüber war ich sehr erleichtert, denn in seiner Gegenwart hätte ich von Mustafa nichts zu befürchten. Ich hatte gehofft, ihn nie wiederzusehen und jetzt war er wieder in nächster Nähe.
Unsere Bodengruppe sollte schon übermorgen nach Bagdad fliegen, um dort zwei Wohnungen zu beziehen. Der Einsatz war in 4 - 5 Tagen geplant. Wir sollten vor Ort alles erkunden, die Wege berechnen und die Fahrzeuge besorgen. Zuerst hatte ich gedacht, dass ich als Fahrerin eingesetzt werden sollte, doch der Kommandant gab mir zu verstehen, dass ich als Frau für die Tarnung vorgesehen war und außerdem wegen meiner Englischkenntnisse bei der Botschaft vorsprechen musste, um dort die Örtlichkeiten in Erfahrung zu bringen. Man hatte ein Forscherehepaar liquidiert, dessen Identität Chamil und mir zugeordnet wurde. Meine Papiere wurden mir in einem Umschlag ausgehändigt.
Während der Kommandant mit Chamil und mir sprach, hatte mich Achmed ständig beobachtet. Ich wurde verlegen und konnte mich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Achmeds Blick glitt meinen Körper entlang und ich hatte das Gefühl, dass er durch meine Kleidung sehen konnte. Mir wurde heiß und kalt. Mein Magen krümmte sich zusammen. Warum sah Chamil mich nie so an? Ich war verwirrt. Seit Achmed mich bei unserer letzten Begegnung in den Arm genommen hatte, sehnte ich mich nach seiner Berührung. Es waren nicht nur seine tröstenden Worte gewesen, die mich beruhigt hatten, es waren vor allem seine Hände, die ich gerne wieder auf mir gefühlt hätte. Ich schämte mich für meine unreinen Gedanken.
Ich war Chamils Frau, wenn vorerst auch nur auf dem Papier. Aber wir waren seit zwei Jahren ein Paar und würden es bleiben, wenn wir aus dem Teufelskreis des Terrors entkommen würden.
Die Besprechung dauerte über drei Stunden und als wir am Ende entlassen wurden, hatte jeder von uns einen genauen Arbeitsplan, für den er in Bagdad verantwortlich war. Während der Sitzung hatte ich mir die Teilnehmer einzeln angeschaut. Ich musste ja wissen, mit wem ich es zu tun hatte. Mir fiel auf, dass die meisten Männer arabisch aussahen. Die Männer hatten alle Decknamen, so war nicht festzustellen, welcher Nationalität sie angehörten. Der Kommandant hatte immer wieder ins Arabische übersetzt, das ich glücklicherweise auch etwas verstand. Mein Kurs an der Universität machte sich endlich bezahlt.
Er wies uns darauf hin, dass wir alle schriftlichen Unterlagen mit Name, Adressen, Telefonnummern, und Wegbeschreibungen innerhalb 24 Stunden auswendig lernen mussten, da wir sie nicht mitnehmen durften. Diejenigen, die eine neue Identität bekommen hatten, mussten auch noch eine Lebensgeschichte dazu lernen mit Daten und Ereignissen. Dass ein Ehepaar sterben musste, damit wir an deren Stelle unerkannt in Bagdad leben konnten, fand ich entsetzlich. Unschuldige wurden einfach ausgeschaltet, um Terroreinsätze zu ermöglichen. In diese Identität musste ich ab morgen schlüpfen. Ich fühlte mich wie ein Dieb, der einem anderen das Leben stahl. Wenn ich überleben wollte, musste ich dieses abgekartete Spiel bis zum Ende mit machen. Ab heute Abend würde ich lernen, denn die Zeit war reichlich kurz bemessen für diese Menge Unterlagen.
Als ich mit Chamil in meiner Unterkunft stand, sagte er: „Wir vergleichen unsere Papiere und das, was doppelt ist lernt jeweils nur einer, damit können wir viel Zeit einsparen.“ Er war in solchen Dingen schon geübt, das war noch neu für mich. Ich musste Chamil wieder auf andere Art entdecken. Er war nicht der, für den ich ihn gehalten hatte. Trotzdem umarmten wir uns und mir kamen die Tränen. So lange hatten wir uns nicht mehr berührt. Chamil wischte meine Tränen weg und sagte: „Du hast richtige Muskeln bekommen in dem Trainingslager.“ Das war mir selbst auch aufgefallen. Obwohl ich sehr schlank war, hatten meine Oberarme zugelegt und meine Muskulatur war härter geworden.
Seit unserem Aufenthalt bei Achmeds Schwester hatte ich in keinen Spiegel mehr geschaut und als Chamil zu mir sagte: „Du bist noch schöner geworden“, konnte ich nur lachen. Ich hoffte, dass er Recht hatte. Im Moment fühlte ich
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