Gefangen im Terror (German Edition)
mich körperlich auch gut. Vielleicht würde es für uns doch eine gemeinsame Zukunft geben. Dass wir erst einen Terroranschlag vor uns hatten, versuchte ich so gut es ging zu verdrängen.
Chamil war ungeduldig. Zu lange waren wir getrennt gewesen. Er riss mir förmlich die Kleider vom Leib und nahm mich im Stehen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Wir trieften vor Schweiß und als er erschöpft auf die Liege sank, fühlte ich, wie Groll in mir aufstieg. So hatte ich mir unsere Begegnung nicht vorgestellt. Kein zärtliches Wort war über seine Lippen gekommen und die Art, wie er über mich hergefallen war, erinnerte mich an Mustafa. Ich fühlte mich missbraucht und beschmutzt. Ich versuchte, den ständigen Kontakt zwischen den Terroristen dafür verantwortlich zu machen, die sich wie Tiere benahmen. Auch Chamil war unter diesem Einfluss. Es war bisher kein Wort der Entschuldigung von ihm gekommen, dass er sich so lange nicht bei mir gemeldet hatte. Er behandelte mich wie einen Gegenstand, den man nur in die Hand nahm, wenn man ihn brauchte.
Als er gegangen war, heulte ich meine Wut heraus. Sollte ich jetzt schwanger werden, wusste ich nicht einmal von wem. Ich war verzweifelt. Mein Leben war nichts mehr wert.
Dann nahm ich den Umschlag in die Hand, der meine neue Identität enthielt. Ich öffnete ihn und nahm einen irakischen Pass und viele Blätter heraus, die voll beschrieben waren. Der Pass enthielt mein Foto und mein neuer Name lautete Arani Mehoudin. Das war ein hübscher Name, fand ich. Ich versuchte mir die Frau vorzustellen, die zu ihm gehört hatte. In einem weiteren Umschlag befanden sich irakische Geldscheine. Es war ein ganzes Bündel. Ich hatte keine Ahnung, wie viel es wert war.
Dann begann ich die Papiere zu lesen. Es waren 10 Seiten und ich musste eine Menge Namen lernen. Auf der letzten Seite war meine Aufgabe formuliert: Ich musste auf das amerikanische Konsulat gehen und mich dort so lange wie möglich aufhalten. Ich sollte einen Antrag auf Ausreise stellen. Mein Mann arbeitete als Wissenschaftler in Kalifornien und ich wollte ihn dort besuchen. Nachdem ich dazu viele Fragebögen auszufüllen hatte, musste ich absolut sicher sein, wenn es um Geburtsdaten, Orte, Schulausbildung, usw. ging. Natürlich ging es in Wirklichkeit darum, das Gebäude auszuspionieren und den Zeitpunkt ausfindig zu machen, wann die Botschaft möglichst viele amerikanische Bürger beherbergte. Deshalb mussten wir auch schon in 24 Stunden fliegen, um genügend Zeit zur Vorbereitung zu haben.
Während ich in meine Papiere vertieft war, klopfte es an dem Bretterverschlag, der meine Türe darstellte. Es war Achmed. Er sagte: „Komm mit, du bekommst noch ein paar Sachen für die Reise.“ Mühsam erhob ich mich und folgte ihm. Er sah mich fragend an. Anscheinend sah man mir meine Niedergeschlagenheit an. Ich konnte jetzt nicht mit ihm sprechen.
Er führte mich in einen Raum, der vollgestopft war mit Bekleidungen aller Art, außerdem gab es Koffer, Taschen, Schuhe und einzelne Einrichtungsgegenstände, wie Lampen und Stühle. Ich war verblüfft. Achmed sagte: „Such dir ein paar passende Kleidungsstücke und einen Koffer aus und packe alles zusammen. Aber achte darauf, dass es westliche Kleidung ist.“ Es fiel mir nicht schwer, entsprechende Sachen zu finden und als ich beim Schuhe probieren war, kam Chamil, der mich gesucht hatte. Ich fragte ihn, woher diese Sachen alle stammten, aber er schüttelte nur den Kopf und sagte: „Ich weiß nur, dass das alles neue Kleider sind. Du brauchst keine Angst zu haben, dass es jemanden weggenommen wurde“, fügte er hinzu, als er mein zweifelndes sah.
Ich schämte mich vor mir selbst, dass ich es aufregend fand, mir schöne Kleidung auszusuchen, die nichts kostete und mir vorzustellen, wie ich damit in einer fremden Stadt herumlaufen würde. Ich versuchte es als Arbeit zu sehen, ich wurde auch dafür bezahlt. Meine Aufgabe war die einer Spionin und es ging um Amerikaner. Bisher war unser Feind immer Russland gewesen und mir wollte es nicht so recht in den Kopf, warum wir in den Irak geschickt wurden. Der Kommandant war in keiner Weise auf den Sinn dieser Aktion eingegangen. Andererseits war es besser dort, als in unserem eigenen Land einen Anschlag zu verüben. Es würde Amerikaner und vielleicht auch Iraker treffen. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, ob es sich hier um Unschuldige oder Verbrecher handelte.
In der theoretischen Ausbildung hatten wir gelernt, dass alle
Weitere Kostenlose Bücher