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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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So beschloss ich, die Nacht im Freien zu verbringen. Ich musste mir ein Versteck in der Nähe des Flughafens suchen.
    Immer wieder musste ich an Chamil denken. Er lag in irgendeinem Kerker. Vielleicht misshandelten sie ihn. Vielleicht hatten sie ihn schon umgebracht. Vielleicht würden sie ihn auch an die Amerikaner ausliefern. Ich kämpfte mit den Tränen. Es war alles so aussichtslos ohne ihn. Wahrscheinlich würde ich nie die Wahrheit erfahren.
    Wenn ich jemals in London ankommen würde, musste ich mich entscheiden, ob ich mich bei der Organisation melden oder ob ich versuchen sollte, allein durchzukommen. Dann würde ich Achmed auch nie wiedersehen. Im Moment wusste ich nicht, für was ich mich entscheiden würde.
    Den ganzen vorhergehenden Tag und die Nacht hatte ich vor Aufregung nichts zu mir genommen und ich spürte, wie meine Kräfte langsam nachließen. Der Weg zum Flughafen war viel länger, als ich gedacht hatte. Ich sah die startenden Flugzeuge immer noch in weiter Entfernung. Die Lichter erhoben sich langsam über den Horizont und verschwanden in der Dunkelheit. Zwischen zwei Häusern, die eng beieinander standen setzte ich mich kurz auf einen Stein. Meinen Koffer hielt ich mit beiden Händen vor mir auf dem Schoß. Die Stadt wirkte wie ausgestorben. In den Fenstern brannten nur wenige Lichter. Die meisten standen offen und waren dunkel. Vielleicht sollte ich in irgendein leerstehendes Haus gehen und mich dort verstecken. Ich stand wieder auf und setzte meinen Weg fort. Nach einer weiteren Stunde war ich dem Flughafen immerhin näher gekommen. Er war jetzt auch ausgeschildert und ich konnte sicher sein, ihn nicht zu verfehlen.
    Ich suchte nach einem leerstehenden Haus und fand auch einen halb verfallenen Wohnblock. Ich ging zum Hintereingang, der mit Brettern vernagelt war. Dort setzte ich mich in einen Schacht, aus dem ich ohne gesehen zu werden, die Straße beobachten konnte. Ich wollte auf keinen Fall vor den zurückkehrenden Terroristen auf dem Flughafen sein. Achmed und ein paar andere Männer hatten den Anschlagüberlebt und sie würden morgen früh zurückfliegen. Der Flughafen war nicht sehr groß. Wenn sie mich sehen würden, gäbe es Probleme. Achmed hatte mich gewarnt. Bis zum nächsten Mittag musste ich mich versteckt halten.
    Ich war in dem Schacht tatsächlich kurz eingeschlafen. Als es langsam hell wurde, belebte sich auch die Straße und ich musste mich wieder auf den Weg machen. Es wäre zu auffällig gewesen, hier sitzen zu bleiben. Es gab in diesem Wohngebiet keinen Laden, in dem ich mir hätte etwas zu Essen oder zu Trinken kaufen können. Ich war kurz vor dem Verdursten. Ich kam an einem zerbombten Einkaufszentrum vorbei. Jugendliche spielten auf dem freien Platz Fußball. Ich betrat das Gelände und schlich an den teilweise eingefallenen Wänden entlang.
    Im Supermarkt standen noch leere verrostete Regale. Ich schaute mich um und entdeckte einen Kellereingang. Er war teilweise mit Schutt verdeckt. Ich ging trotzdem die Treppe hinunter und gelangte in einen langen Gang. Die Türen, die davon wegführten, waren ausgehängt und die Lagerräume waren teilweise mit Schutt und Unrat gefüllt. Hier würde ich bleiben, bis kurz vor meinem Abflug. Es war jetzt 9 Uhr morgens und mittags würde ich an den Flughafen gehen, um rechtzeitig da zu sein. Die Terroristen aus Kabul wären dann bereits in der Luft.
    Erschöpft setzte ich mich in den hinteren Bereich des Ganges. Hier konnte ich den Eingang beobachten und mich notfalls in einen leeren Kellerraum zurückziehen. Meine Kleidung war von der Flucht bereits schmutzig und ich beschloss, mich umzuziehen. Zum Glück hatte ich mehrere Sachen mitgenommen, als eigentlich für den Einsatz nötig gewesen wären. Es war hochwertige Kleidung, wie ich sie vorher noch nie besessen hatte. Den Schleier legte ich vorsichtshalber wieder an. Damit war ich nicht zu erkennen.
    Ich hatte jetzt viel Zeit, um nachzudenken. Dass Chamil in Gefangenschaft geraten war, erschien mir immer noch als Albtraum. Ich konnte kaum glauben, dass genau das eingetroffen war, was er vorhergesagt hatte. Ich befühlte meinen Bauch. Wenn ich schwanger war, dann war das jetzt die 4. Woche. Ich hätte doch schon etwas bemerken müssen. Schlagartig fiel mir ein, dass auch meine Tage ausgeblieben waren. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Allmählich wurde der Verdacht zur Gewissheit. Eine Schwangerschaft würde für mich Probleme ohne Ende bedeuten, das wurde mir plötzlich klar.

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