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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Umhänge?“, setzte ich in sarkastischem Unterton hinzu. „Tom! Ich hör mir deinen Scheiß nicht mehr länger an. Der Mörder ist noch immer auf freiem Fuß und du läufst ihm noch freiwillig in die Arme. Wie blöd kann man eigentlich sein? Er wollte dich töten. Was wenn er dich wieder erkennt?“
    „Wird er nicht. Ich pass schon auf.“
    „Jetzt hör mal zu, Tom. Du hast gar kein anderes Thema mehr, verbringst deine Freizeit nur noch mit deinen so genannten Nachforschungen und sitzt stundenlang vor dem Computer. Wir hatten doch so viel Spaß früher. Wann kommst du mal wieder mit ins „Underground?“ Ohne auf seine Antwort zu warten, sprach ich weiter. „In zwei Wochen geben wir unsere alljährliche Wohltätigkeitsveranstaltung. Ich hoffe du bringst deinen Arsch hoch, entstaubst deinen Anzug und kommst.“
    Tom schien unschlüssig, dann jedoch grinste er. „Ja, natürlich komme ich.“
     
     
    Ich saß in meinem Büro und sinnierte vor mich hin. Die letzten zwei Tage hatte ich wie in Trance verbracht, immer wieder verfolgten mich Visionen und ich hörte diese Stimme flüstern, die sich nach meinem Befinden erkundigte. Auch Alexei Grigorescu beschäftigte mich, aber ich wusste nicht genau, warum. Noch nie war ich jemandem mit so viel Charisma begegnet und auch mit anderen Mentalisten hatte ich bisher nur wenig zu tun. Langsam glaubte ich, durchzudrehen.
    Ich erhob mich, öffnete das Fenster und atmete tief ein. Draußen war es für September ziemlich kühl, dichte Wolken drängten sich vor das Blau des Himmels. Ich sah auf die Uhr. Ich hatte versprochen, Fiona um halb fünf von der Schule abzuholen und zum Karateunterricht zu bringen, da Ines einen Termin hatte. Ich schnappte meine Jacke und ging hinaus, in den Empfangsraum.
    „Falls mein Vater kommt – ich bin schon weg, Frau Gröbner. Er kann mich auf dem Handy erreichen, falls noch etwas sein sollte.“
    Sie sah kurz auf und tippte weiter geschäftig auf der Tastatur ihres Computers herum. „Ja ist gut, Herr Bergmann. Bis morgen.“
    Ich eilte auf den Eingang zu, zog meinen Autoschlüssel aus der Jackentasche und drückte schwungvoll gegen die gläserne Tür, als es „Bong“ machte und jemand gegen das Glas knallte. Ich sah auf und erkannte Alexei, der zurückwich. Ich trat rasch hinaus und blickte ihn erschrocken an.
    „Oh mein Gott. Alexei! Das tut mir sehr leid … ich hab dich gar nicht kommen sehen.“
    „Es ist ja nichts geschehen.“ Er lächelte. Ich blickte auf seine Stirn – und stutzte. War da eben noch ein roter Fleck gewesen, oder hatte ich mir das nur eingebildet?
    Ich reichte ihm die Hand. „Hi. Ich hab dich doch voll erwischt.“
    „Guten Tag, Leon. Mir geht es gut, keine Sorge.“
    Seine Erscheinung beeindruckte mich aufs Neue. Er trug Jeans und einen dünnen, cremefarbenen Pullover, dazu einen halblangen, schwarzen Ledermantel. Sein Haar fiel ihm offen über die Schultern. Erst jetzt merkte ich, dass ich ihn anstarrte. Wir standen noch immer im Türrahmen. Ich ließ seine Hand los und deutete in unseren Empfangsraum. „Ähm, komm doch rein.“
    Während wir auf den Empfang zugingen, zog Alexei einen Briefumschlag aus der Tasche seines Mantels und reichte ihn mir. „Der Notartermin steht fest. Da ich gerade in der Nähe war, wollte ich persönlich Bescheid geben.“
    Ich legte den Umschlag auf die Theke und schob ihn Frau Gröbner zu. „Frau Gröbner? Das ist Herr Grigorescu. Er hat den Notartermin für die Oranienstraße dabei.“
    Ich musste mich doch sehr über unsere Sekretärin wundern, die Alexei anstarrte, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern, und dabei hektisch ihre Frisur überprüfte. Alexei setzte auch noch seinen ganzen Charme ein, streckte ihr die Hand entgegen und begrüßte sie mit einem hinreißenden Lächeln, das mit Sicherheit jede Frau schwach werden ließe.
    „Guten Tag, Frau Gröbner. Freut mich“, raunte er mit seiner tiefen, samtigen Stimme. Sie sah aus, als würde sie dringend Sauerstoff brauchen.
    „Schön“, war ihre zweideutige Antwort, ihre Augen besaßen einen seltsamen, verträumten Ausdruck, der mir richtig Angst einjagte.
    Alexei blickte mich an, in seinen Augen lag ein schelmisches Funkeln. Sie mag mich.
    Sie bekommt einen Herzinfarkt, wenn du noch länger hier rum stehst.
    Ich fand es amüsant und aufregend zugleich, dass wir uns auf mentalem Wege verständigen konnten, ohne dass jemand etwas davon bemerkte.
    Wir ließen eine hingerissene Frau Gröbner zurück und traten

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