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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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sein.“
    „Mach ich.“ Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab, bevor sie sich umwandte und davon schwänzelte. Tom grinste. Schon wenn sie den Namen seines besten Freundes hörten, reagierten die meisten Frauen so wie Diana.
    Während er auf Leon wartete, zeichnete er an einer neuen Skizze des schwarzhaarigen Vampirs. Seit dem Mord vor fast einem Jahr, bei dem Tom unfreiwillig Zeuge geworden und selbst beinahe getötet worden war, glaubte er an die Existenz der Blutsauger und ließ sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Während er auf dem weißen Papier herumkritzelte, wanderten seine Gedanken zurück in die schrecklichste Nacht seines Lebens. Es geschah Anfang September. Er war auf dem Nachhauseweg von einer Betriebsfeier gewesen. Als ihn sein Weg durch eine der düsteren Gassen eines eher unangenehmen Viertels führte, hatte ihn sofort ein beklemmendes Gefühl begleitet. Plötzlich war da eine tiefe Stimme, zugleich hörte er ängstliches Wimmern. Er beobachtete einen Mann, der eine Frau gegen die Mauer in einer Nische presste. Tom vernahm lediglich Wortfetzen, doch es war offensichtlich, dass er sie mit Gewalt festhielt.
    „Na komm schon, es wird dir gefallen.“ Der Mann, groß und ganz in Schwarz gekleidet, drückte seinen Körper gegen den der Frau, griff in ihr Haar und riss ihren Kopf zurück. Sie schluchzte auf, ihre Schultern bebten vor Angst. Tom befand sich höchstens fünf Meter entfernt. Ihm stockte der Atem, als der Mann seinen Kopf zurückwarf und den Mund weit öffnete. Tom glaubte seinen Augen nicht zu trauen, das Blut gefror augenblicklich in seinen Adern und er hielt die Luft an. Im nächsten Moment, so schnell, dass es kaum zu sehen war, schnellte der Kopf des Kerls nach vorne und mit einem grausigen Geräusch versenkte er seine Zähne brutal in den Hals der Frau. Sie schrie, ihr Körper zuckte einige Sekunden, während sich ihre Hände krampfhaft in den Stoff seines schwarzen Mantels krallten. Dann sackten ihre Knie ein. Tom schlug sich die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu ersticken. Er glaubte sich in einem Albtraum, dachte wahnsinnig zu werden. Das perverse, grausame Spiel schien Ewigkeiten zu dauern. Ewigkeiten, in denen Tom unfähig war, sich auch nur vom Fleck zu rühren, geschweige denn zu atmen. Dann endlich ließ der Schwarzhaarige von ihr ab, worauf sie leblos an der Mauer nieder sank. Tom machte einen Schritt rückwärts und stolperte über seine eigenen Füße. In diesem Moment bemerkte ihn der Fremde. Er stieß ein Fauchen aus, weiße Fänge blitzten in der Dunkelheit auf. Seine Augen leuchteten im Dunklen, gleich Taschenlampen. Zuerst weiß, dann rot. Es war ein Furcht erregendes Bild. Tom hatte nicht mal die Chance, davonzulaufen, denn noch bevor er darüber nachdenken konnte, sprang der Mann mit einem übermenschlichen Satz auf ihn zu, packte seinen Kragen und warf ihn hart gegen einen Müllcontainer. Rot glühende Pupillen, die zu vertikalen Schlitzen zusammen gezogen waren, durchbohrten Tom wutentbrannt.
    „Ich hab dich schon längst gerochen“, zischte das Monster. „Was schnüffelst du hier herum? Das wird dich dein Leben kosten, du Narr!“
    Seine Stimme war grollend und unnatürlich tief, an seinen Lippen haftete Blut. Tom wagte nicht, zu sprechen, seine Zunge klebte am Gaumen fest und er zitterte wie Espenlaub. Der Fremde riss den Mund erneut auf und offenbarte Tom seine Fangzähne, als hinter ihm ein schwarzer Schatten aus der Dunkelheit auftauchte. Er packte den Schwarzhaarigen an den Schultern und riss ihn zurück. Tom taumelte gegen den Müllcontainer und stürzte zu Boden. Es war der andere Vampir und sie kämpften wie Bestien um ihre Beute …
     
    Tom wurde aus seinen Erinnerungen gerissen und schrak auf, als er eine vertraute Stimme hörte. „Hey, Tom. Na, alles klar?“
    Leon war schon fast am Tisch, als Diana mit der Cola kam.
    „Hallo, Leon. Schön dich zu sehen“, himmelte sie ihn an. „Ich … ich hab deine Cola schon hier.“ Dianas Gesichtsfarbe glich der eines Hummers, sie sah Leon an, als wäre er eben nackt aus einer Torte gesprungen.
    „Hi, Diana. Super, danke. Sag mal … hast du eine neue Frisur?“ Leon setzte seinen ganzen Charme ein – und es wirkte. Er besaß immer so eine Wirkung auf Frauen. Erstens sah er gut aus, zweitens konnte er Gedanken lesen. Schon damals in der Schule war er stets von Verehrerinnen umgeben gewesen, da er immer genau gewusst hatte, was sie mochten. War das ein Glückspilz. Tom hätte auch

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