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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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hinaus auf die Straße.

***
     
    Dunkle Regenwolken zogen am Himmel auf, Leon blickte besorgt nach oben. „Ich sollte mich beeilen. Ich muss meine Schwester von der Schule abholen.“ Seine blauen Augen fixierten Alexei sekundenlang. Alexeis überirdisches Herz setzte kurz aus und schlug dann im Galopp. Er wollte nicht, dass Leon jetzt ging.
    „In Ordnung“, gab er zur Antwort. Wie gerne hätte er den Sterblichen in seine Arme gezogen und dessen warme Lippen geküsst. Leon reichte Alexei die Hand und lächelte.
    „Dann sehen wir uns am Samstag?“
    „Ja. Ich freue mich, Leon.“
    „Danke, dass du Bescheid gegeben hast, wegen dem Termin beim Notar.“
    „Wie gesagt – ich war gerade in der Nähe. Kein Problem.“
    Leon lächelte. Beinahe schüchtern. Seine Art brachte Alexeis kaltes Blut in Wallung, er bekam plötzlich schlecht Luft.
    Als er Leon kurz darauf in seinen Wagen steigen sah, wusste Alexei, dass er unmöglich bis Samstag warten konnte. Er hob den Arm, sendete eine Energiewelle aus und legte damit den Motor von Leons Wagen lahm.

Kapitel 6
     
    Ich schlug fluchend auf das Lenkrad ein, als jemand gegen das Fenster klopfte und Alexeis Gesicht hinter der Scheibe auftauchte. Ich betätigte den Schalter, sie fuhr surrend hinunter.
    „Gibt es ein Problem, Leon?“
    „Ich hab keine Ahnung warum, aber der scheiß Wagen springt nicht an.“
    „Kann ich dich irgendwo absetzen?“
    „Nein … ich meine, also … ich wollte meine Schwester zum Karateunterricht fahren.“ Ich zuckte mit den Schultern, mein Blick wanderte von seinem langen, blonden Haar zu seinen Augen, die mich fragend musterten. Ich schluckte, in meiner Kehle hatte sich ein Knoten gebildet. „Lass nur, ich ruf mir ein Taxi.“
    Alexei lächelte. „Ich habe heute keine Termine mehr. Ich fahre dich gerne.“
    „Wirklich?“
    „Komm.“ Er öffnete die Fahrertür und deutete mit einem Kopfnicken auf die gegenüber liegende Straßenseite. „Ich parke dort drüben.“
    Ich stieg aus und folgte ihm zu seinem Wagen. Alexei bewegte sich mit solch einer Anmut und Leichtigkeit, dass es den Anschein hatte, er würde über die Straße schweben. Und doch war jede seiner Bewegungen ein kraftvoller, dynamischer Akt. Ich kam mir schon blöd vor, aber ich musste ihn einfach ständig anstarren.
     
    Als wir aus dem Auto stiegen, strömten die ersten Schüler aus dem großen, weißen Gebäude. Alexei lehnte sich lässig gegen die Wagentür, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete die Jugendlichen. Obwohl es stark bewölkt war und es jeden Moment zu regnen anfangen würde, nahm er seine Sonnenbrille nicht ab. Ich wollte gerade eine Bemerkung dazu machen, da sah ich Fiona mit einer Freundin die weiße Steintreppe herunterkommen. Sie hielt Ausschau nach meinem Wagen und bemerkte mich deswegen nicht sofort. Ich hob die Hand und rief ihren Namen. Fiona verabschiedete sich von ihrer Freundin und kam mir winkend entgegengelaufen. Als ihr Blick auf Alexei neben mir traf, wurde sie langsamer und starrte ihn so unverhohlen an, dass es mir richtig peinlich war. Ich sah ihn an … und konnte es ihr beim besten Willen nicht verdenken. Alexei sah aus, als wäre er mitsamt seinem Auto einem dieser Modemagazine entsprungen. Der aufkommende Wind spielte in seinem langen Haar, das sein blasses Gesicht umrahmte, der schwarze Ledermantel betonte seine breiten Schultern und durch die dunkle Sonnenbrille wirkte er unnahbar und geheimnisvoll. Ich spürte ein Kribbeln im Nacken, das sich langsam über meinen gesamten Rücken ausbreitete, als würde ein ganzes Ameisenvolk darüber hinweg spazieren.
    Fiona küsste mich auf die Wange. „Hi, Leon.“
    „Hey Kleines. Na? Alles im grünen Bereich?“
    „Klar … alles grün.“ Sie sah verstohlen zu Alexei hinüber, der sich von der Wagentür abstieß und einen Schritt auf uns zumachte. Wieder beobachtete ich das Phänomen, dass alles um ihn verblasste, als würde er sich ständig in einem Lichtkegel bewegen.
    „Schwesterherz, das ist Alexei, ein Freund von mir.“ Wurde ich gerade rot wie eine Peperoni? „Mein Wagen hat gerade den Geist aufgegeben. Alexei wird uns fahren. Alexei, das ist Fiona.“
    Alexei lächelte und streckte die Hand aus. „Leon hat mir nicht gesagt, dass er so eine hinreißende Schwester hat“, gurrte er mit seiner tiefen, samtenen Stimme. „Freut mich, Fiona.“
    Premiere! Ich sah meine Schwester das erste Mal sprachlos. Und sie war eine wandelnde Peperoni, so wie ich. Ihr Mund klappte auf

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