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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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musste ihn fragen, was der Buchstabe „W“ bedeutete.
    Unmittelbar nach ihrer Auseinandersetzung wegen Tom war Alexei zu seinem Vater gegangen und hatte wie schon so oft nach der Bedeutung seiner Träume und des Ringes gefragt. Natürlich hatte er nicht erzählt, dass der Ring tatsächlich existierte. Alexei war sicher, dass das Schmuckstück etwas mit der Vergangenheit und vor allem mit seiner Mutter zu tun hatte, die er nie kennen lernen durfte. Er fragte sich, was und weshalb ihm sein Vater etwas verschwieg. Serban war, wie jedes Mal, unfassbar wütend geworden.
    „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass unsereiner Dinge hört oder sieht, die man nicht mit Worten erklären kann, Alexei! Du bist ein Vampir, ein Geschöpf der Nacht und solltest erhaben sein über derlei Visionen. Es sind vermutlich Fetzen aus der Vergangenheit derer, die du ihres Blutes beraubt hast. Was du siehst hat nichts mit uns oder deiner Mutter zu tun, sie besaß nie ein solches Schmuckstück.“
    Auch die Frage, wie sie ums Leben kam, beantwortete er immer nur mit Zurückhaltung.
    „Deine Mutter ist bei einem Feuer ums Leben gekommen, als du noch sehr jung warst. Mehr kann und will ich dir nicht sagen, die Erinnerung schmerzt immer noch zu sehr. Sie hat dich geliebt, unseren einzigen Sohn. Ich bitte dich, quäle mich nicht so.“
    Es war zwecklos. Die Ungewissheit verursachte Alexei Kopfzerbrechen, und er war verwirrter als je zuvor.
     
     
    Leon parkte seinen Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite seiner Wohnung. Alexei stellte den Motor ab und wartete. Die Dämmerung hatte eingesetzt und es regnete in Strömen. Leon stieg aus und benutzte seine Aktentasche als Regenschutz, indem er sie sich über den Kopf hielt. Alexeis Kehle wurde eng und das Gefühl der Sehnsucht wurde unerträglich. Leon war so wunderschön und begehrenswert. Alexei hatte sein unsterbliches Herz an diesen Menschen verloren, Leon war der Schlüssel zu seinem Geheimnis und zur Enträtselung seiner nächtlichen Visionen und Albträume. Er war sein Schicksal, dessen war sich Alexei sicher. Mit all seinen übermenschlichen Sinnen und mit jeder Faser seines Körpers spürte er, dass sie zusammengehörten. Leon schlug die Tür seines Wagens zu und eilte los. Er wirkte zerstreut und achtete kaum auf den Verkehr.

***
     
    Es regnete bereits den ganzen Tag, was meinen Gemütszustand nicht gerade verbesserte. Ich hatte Alexei seit sechs Tagen nicht mehr gesehen und konnte an nichts anderes denken. Ständig tauchte sein Gesicht in meinen Gedanken auf, ich glaubte, seine Stimme zu hören. Meine Visionen und Albträume machten mich krank, ich fand kaum Schlaf und litt jeden Tag unter Kopfschmerzen. Der Regen war so heftig, dass ich kaum etwas erkennen konnte und bereits bis auf die Haut durchnässt war.
    Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, blickte mich kurz um und eilte über die Straße. Plötzlich durchströmte mich ein warmes, kribbelndes Gefühl … Alexei … er war hier! Mein Herz raste, ich blieb abrupt stehen und sah mich um. Ich konnte im dichten Regen nichts erkennen, doch ich spürte seine Anwesenheit. Und dann hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, er rief nach mir.
    Leon!
    Im nächsten Moment war das Quietschen von Reifen zu hören, und ich starrte wie gelähmt auf zwei Scheinwerfer, die plötzlich aus der Regenwand auf mich zurasten. Ich wollte zurückweichen, doch meine Füße klebten auf dem Asphalt. Ich hatte schon mit dem Leben abgeschlossen, da tauchte aus dem Nichts ein Schatten auf, verhüllte mich in eine schützende Umarmung und zog mich von der Straße herunter.
    Wir stürzten auf den nassen Gehsteig, doch ich landete weich und geborgen. Ich wusste sofort, dass es Alexei war, in dessen Armen ich mich befand und wandte mich zu meinem Retter um.
    Alexei musterte mich schockiert und erleichtert zugleich. Seine Brust hob und senkte sich mit schweren Atemzügen, er war durchnässt und sein langes Haar fiel ihm in tropfenden Strähnen ins Gesicht. Trotz der Dunkelheit leuchteten seine grünen Augen wie die einer Katze. Ich zitterte am ganzen Leib. Den Regen, der unaufhaltsam auf uns niederprasselte, spürte ich nicht mehr. Ich sah nur noch ihn. Er strich über mein nasses Haar, seine Hand verharrte an meiner Wange.
    Was machst du denn, Leon? Du hattest Glück, dass ich gerade zufällig in der Gegend war.
    Alexei stand auf und zog mich auf die Beine. Ich griff nach seinen Oberarmen und umklammerte sie. Der unbändige Wunsch, mich an seinen

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