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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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öffnete die oberen zwei Knöpfe meines Hemdes. Alexei warf mir einen kurzen Blick von der Seite her zu und grinste. Grundgütiger – seine Blicke und sein Lächeln lösten in mir jedes Mal eine halbe Herzattacke aus.
    „Gute Idee.“ Mit einer einzigen Bewegung löste er ebenfalls dieses lästige Ding und warf es hinter sich auf die Rückbank. Meine Fliege gesellte sich in hohem Bogen hinzu und wir lachten auf. Ich fühlte mich völlig unbeschwert, so befreit und so … so scheißnervös und wusste nicht, warum. Alexei drehte das Radio auf, seine Finger tippten auf dem Lenkrad den Takt von Aerosmith’s „Crazy“ mit. Ich konnte meinen Blick nicht von seinen schlanken, weißen Händen abwenden. Wie es wohl wäre, von ihnen berührt zu werden? Gestreichelt zu werden … überall?
    Der Duft seines Parfüms erfüllte das Wageninnere, Scheiße, war mir plötzlich warm. Ich rutschte auf meinem Sitz hin und her und zwang mich, ruhig zu atmen. Warum sehnte ich mir solche Dinge herbei? Alexei war so anders. So … wunderschön und verdammt heiß. Warum löste erst er solche Gefühle in mir aus? Ich hatte mich vorher noch nie zu Männern hingezogen gefühlt.
     
     
    Im „Underground“ war, wie jeden Samstagabend, die Hölle los. Unter den dunklen Gewölben drängten sich verschwitzte, betrunkene und sich amüsierende Menschen aneinander vorbei, laute Technomusik ließ die Luft vibrieren. Wieder bemerkte ich die Blicke, die sie Alexei zuwarfen und keine zwei Minuten später hatte ihn eine junge Frau auf die Tanzfläche gezogen.
    Selbstbewusst tanzte sie mit Alexei und rieb ihren Körper ungeniert an seinem. Sie schien völlig gefesselt von ihm und er genoss es offensichtlich. Jeder im Raum spürte seine Aura. Die verschiedenen Farben der Lichtmaschinen ließen sein langes Haar in sämtlichen Facetten schimmern. Alexei legte seine Arme um die Hüften der Frau und zog sie daran an seine breite Brust. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie den Kopf zurückwarf und auflachte. Ich merkte, wie etwas in meinem Innersten in Aufruhr geriet. Mein Atem beschleunigte sich und eine unsichtbare Hand drückte mir die Kehle zu. Ich kippte mein Whisky-Cola in einem Zug hinunter und genoss das warme Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Plötzlich ertappte ich mich selbst bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn Alexei mit mir so tanzen würde. Wenn er mich so halten würde. Erschrocken stellte ich fest, wie enttäuscht ich bei der Vorstellung war, dass er vielleicht doch nicht auf Männer stand. In dem Moment traf mich sein Blick und hielt mich gefangen. Seine Augen bohrten sich tief in meine, die Zeit blieb stehen. Die Musik erstarb und ich nahm nichts und niemanden sonst mehr wahr. Mein Blut kochte und mein Herz raste. Ich musste hier raus. Wahrscheinlich war das letzte Glas Whisky-Cola eines zu viel gewesen. Endlich schaffte ich es, meinen Blick loszureißen und flüchtete in Richtung Ausgang.
     
    Die kleine Gasse hinterm „Underground“ war wie leergefegt. Ich lehnte mich gegen die Hauswand, schloss die Augen und atmete tief durch. Meine Brust fühlte sich eng an und schmerzte. Was war nur los mit mir? Ich wusste nicht, was das für Gefühle waren, die ich für Alexei empfand, doch mir war klar, dass ich nie zuvor solch intensive Leidenschaft und Erregung verspürt hatte.
    Alexeis Schönheit und seine angenehme Art riefen in mir ein Prickeln hervor, das von meinem Scheitel aus wie ein heißer Lavastrom durch meinen Körper bis in meine Fußspitzen strömte. Ich spürte eindeutig sexuelle Erregung und hatte eine Scheißangst vor diesen Empfindungen. Gegen meinen Willen wünschte ich, er wäre mir gefolgt und stünde jetzt hier. In diesem Moment spürte ich einen Luftzug an meiner Wange und öffnete die Augen. Beinahe hätte ich aufgeschrien, als er so plötzlich vor mir stand. Ein Fluch löste sich aus meiner Kehle, er lachte leise. Gott, wie ich dieses Lachen liebte. Er trat ganz nah an mich heran und legte die Handflächen seitlich neben meinen Kopf an die Mauer. Ich hätte ihn fortstoßen sollen, doch meine Arme gehorchten mir nicht. Obwohl es dunkel war, schien seine blasse Haut von innen heraus zu leuchten. Ich konnte nur in sein göttlich schönes Gesicht starren … in seine tiefgrünen Augen und auf die perfekt geformten Lippen. Sein breiter Brustkorb und die muskulösen Arme hielten mich zwischen ihm und der kalten Mauer gefangen.
    Du hast mich gerufen, Leon?
    „Nein, verdammt! Du, du … sollst nicht meine Gedanken

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