Gefangen im Zwielicht
starken Körper zu schmiegen, war kaum noch zu bändigen.
Wer bist du wirklich, Alexei? Und was willst du von mir? Mein Blick wanderte zwischen seinen Lippen und den Tiefen seiner schönen Augen, ich versank darin. Alexei war mir fremd und doch so vertraut.
„Ich will dich. Du bist mein Schicksal und ich bin deines“, antwortete er mit seiner tiefen Stimme, die mich erschauern ließ. Er zog mich an seine harte Brust. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag, dort wo sich unsere Oberkörper berührten. „Und ich vergehe vor Sehnsucht nach dir. Jeden Tag mehr. Die letzten Tage waren für mich die Hölle auf Erden. Ich träumte davon, dich zu berühren … und zu küssen.“
Auch wenn es sich wahnsinnig schnulzig anhörte, war es das Aufregendste und Betörendste, das man mir jemals gesagt hatte. Noch bevor ich etwas erwidern konnte, umfasste er mein Gesicht und flüsterte meinen Namen.
Um uns herum schien sich die ganze Welt zu drehen, doch in seinen Armen stand ich sicher auf dem Boden. Ich starrte wie gebannt auf seine Lippen.
„Aber …aber Alexei“, stotterte ich. „Ich … bin ein Mann.“
Ein amüsiertes Zucken umspielte seine Mundwinkel. „Das ist mir nicht entgangen“, antwortete er. „Spielt das irgendeine Rolle?“
Ich hatte keine Antwort darauf, der Kerl machte mich sprachlos. Nein, es spielte in diesem verzauberten Moment wirklich keine Rolle mehr, und ich sehnte mich nach seinen Berührungen – nach einem Kuss.
Endlich legte er seine Lippen auf die meinen und ich war froh, dass er mich so festhielt. Er küsste mich zuerst vorsichtig und zurückhaltend und entfachte damit ein Feuer, tief in mir. Seine Lippen waren kühl und unglaublich samtig. Nie hätte ich gedacht, dass es sich so richtig anfühlen könnte. Als sich meine Arme wie von selbst um seinen Nacken schlangen, wurde sein Kuss intensiver, ich spürte seine Zunge und ließ ihn gewähren. Gott, war das heiß. Sein Kuss war so anders als der einer Frau, um so viel fordernder und sinnlicher. Alexei stürmte meinen Mund mit solch einer dynamischen Leidenschaft, dass ich ein Stöhnen nicht zurückhalten konnte. Meine Hose wurde mir schon wieder zu eng, mein Blut kochte in meinen Adern und mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen.
Alexei löste den Kuss und bedachte mich mit einem Blick, der mir eisige Schauer und lodernde Hitze zugleich bescherte. Ich versank im tiefen grünen Ozean seiner Augen und wünschte mir noch mehr solcher atemberaubender Küsse.
Doch aus heiterem Himmel überfiel mich plötzlich erneut eine Vision. Welch perfekter Zeitpunkt. Undeutliche, wirre Bilderfetzen rasten in blitzartiger Geschwindigkeit an mir vorbei. Wieder der schwarzhaarige Mann und die Frau. Blut. Angst. Ein dunkler Flur. Plötzlich waren da Alexei und ich auf einer Treppe, er wirkte mächtig und bedrohlich.
Sieh mich an, Leon.
Mit einem Mal spürte ich die Panik so intensiv, sie war zum Greifen nahe. Nach Atem ringend stieß ich Alexei von mir und blickte ihn mit großen Augen an. Alexei entgegnete mir mit einer Mischung aus Überraschung und Besorgnis.
„Leon, was ist los? Falls ich etwas Falsches gesagt oder getan habe, dann tut es mir leid.“
Mein Gesicht brannte wie Feuer, mein Puls konnte sich nicht beruhigen. Ich kam mir vor, wie ein Vollidiot.
„Nein, es ist nur …“ Die Vision verwirrte mich und machte mir Angst, denn ich begriff, dass sie auf jeden Fall etwas mit ihm zu tun hatte.
Er sah betroffen aus. „Ich wollte dich nicht bedrängen.“
Ich schüttelte den Kopf. „Bitte, Alexei … ich kann mit solchen Gefühlen einem Mann gegenüber nicht umgehen. Ich bin nicht … schwul. Außerdem … du … bist mir unheimlich.“
„Unheimlich?“ Er sah mich entgeistert an. Gleichzeitig war wieder eine Stimme in meinem Kopf.
Wir müssen ihn beiseite schaffen, ehe er unser Geheimnis preisgibt!
Ich keuchte auf. Was, wenn Tom die Wahrheit gesagt hatte? Das war so absurd und doch passte alles zusammen. Unsinn. Wie konnte ich nur an solchen Irrsinn glauben? Es war alles so seltsam und verwirrend. Meine Gedanken drehten sich wie ein Karussell, mir wurde schwindelig. Alexei kam näher und wollte mich in seine Arme ziehen.
„Nein … nicht!“ Ich wollte mich losreißen, doch er hielt mich fest und zwang mich, ihn anzusehen.
„Leon! Sag mir doch, was los ist!“
„Lass mich in Ruhe!“
Ich stieß ihn erneut fort und suchte hektisch nach meiner Tasche. Alexei musste mich für völlig übergeschnappt halten und das mit
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