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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Visionen und Albträume bestätigten, dass er tatsächlich anfing, sich mehr und mehr an jene Nacht zu erinnern. Alexei hätte wissen müssen, dass es bei einem Telepathen schwer sein würde, das Gedächtnis zu manipulieren. Leon war etwas ganz Besonderes, die Angst ihn zu verlieren machte Alexei wahnsinnig. Nur drei Stunden noch. Drei Stunden, dann würde er aufbrechen.
    Er legte sich zu Leon und hüllte sie beide in die große Decke. Ein Lächeln lag auf Leons Gesicht, als sich Alexei an ihn kuschelte und den Kopf in seiner Armbeuge ablegte. In diesem Moment, in dem Alexei nicht über später oder über Morgen nachdachte, spürte er eine Welle der inneren Zufriedenheit und des Glücks, wie noch nie zuvor in seinem verdammten Leben.
    Nur drei Stunden noch, dann würde er aufbrechen.
     
     
    Gras kitzelte Alexeis nackte Fußsohlen und er fühlte die warmen Strahlen der Sonne auf seinem Gesicht. Der Junge war wieder im Park, doch diesmal war irgendetwas anders. Jemand hielt die Hand des Kleinen. Als Alexei erkannte, wer bei ihm war, stockte ihm der Atem. „Leon!“
    Der Junge blickte zu Leon auf, dann sah er Alexei traurig an. Eine dicke Träne rann seine Wange hinab. Alexei wurde von einer Woge der Trostlosigkeit und Trauer erfasst, und verspürte den unbändigen Wunsch, die beiden in seine Arme zu schließen. Alexei streckte die Hand aus und lief auf sie zu. Mit Entsetzen musste er feststellen, dass es auch dieses Mal nicht anders war als sonst. Er blieb an derselben Stelle, so sehr er seine Schritte auch beschleunigte. Im nächsten Augenblick bildete sich hinter Leon und dem Jungen die gefürchtete Nebelwand. Der Anblick schnürte Alexei die Kehle zu, er wollte ihnen eine Warnung zurufen, doch kam kein Ton aus seinem Mund. Dann bewahrheitete sich seine Vorahnung. Die schwarze Gestalt aus seinem letzten Traum tauchte aus dem Nebel auf.
    Alexei konnte keinen Millimeter seines Körpers bewegen, musste hilflos mit ansehen, wie sich das Schwert abermals durch Leons Körpermitte bohrte und ihn auf die Knie zwang. Leon zeigte mit dem Finger auf Alexei, in seinem Blick lagen Verachtung und Wut.
    „Ich weiß genau, wer du bist, du Teufel! Du hast mich die ganze Zeit über belogen und ich hasse dich dafür.“ Leons Hand sank hinunter, Blut lief seine Mundwinkel herab. Dann verschlang der Nebel die beiden wie ein hungriges Ungetier, sie verschwanden in seinem grauenvollen Schlund. Alexei wollte schreien, seine Hand schnellte an seine Brust, in der sich sein Herz gerade überschlug. Er glaubte wahnsinnig zu werden. Durchdringende Schmerzen nahmen seinen Körper in Besitz.
     
     
    Alexei schrak aus seinem Albtraum und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Seine Haut brannte, als hätte ihm jemand Essig über eine offene Wunde geschüttet. Er wollte die Augen öffnen, doch gleißendes Licht traf auf seine Pupillen. Alexei schrie gepeinigt auf und hielt sich die Hände vor die Augen.
    „Alexei! Was ist mit dir? Sag doch was!“ Leon klang zutiefst erschrocken, er legte die Hände auf Alexeis Schultern. Alexei glaubte, sich übergeben zu müssen, vor Schmerz. Die Sonne musste direkt auf das Sofa scheinen, denn seine Augen fühlten sich an, als hätte sich die Netzhaut abgelöst.
    „Das Licht … ich kann nichts sehen!“ Nach Atem ringend presste er die Handballen auf seine geschlossenen Lider. Er spürte, wie Leon aufsprang und zum Fenster eilte. Er ließ die Jalousie herunter und es wurde augenblicklich dunkel im Raum.
    Alexeis Herzschlag und sein Atem beruhigten sich nur langsam, auf seiner Haut hatten sich winzige Bläschen gebildet und seine Augen tränten. Vampirtränen bestanden aus Blut. Alexei verfiel in Panik, er wollte Leon nicht erschrecken. Er ermahnte sich, ruhig zu bleiben, atmete tief durch, öffnete die Lider und wischte mit den Händen fahrig über seine Augen und Wangen. Allmählich regenerierte sich sein Körper. Blinzelnd sah Alexei zu Leon hinüber, der noch immer am Fenster stand und ihn verstört musterte. Die Hand noch auf dem Schalter für die Jalousien, wirkte er völlig erstarrt.
    „Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich brauch nur kaltes Wasser“, sagte Alexei eilig, um ihn zu beruhigen. Seine Worte lösten Leon aus seiner Starre.
    „Natürlich. Komm.“ Leons Stimme klang belegt.
    Alexei hielt den Kopf gesenkt, damit eventuell verbliebene Blutspuren nicht zu sehen waren und ließ sich von Leon ins Badezimmer führen. Eilig wusch er sich das Gesicht ab. Als sich Alexei umwandte stand Leon im

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