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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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entkommen.
    „Leon!“ Plötzlich fing er an, an meiner Schulter zu rütteln, strich mir über das Haar.
     
    „Wach doch auf!“
    Mit einem heiseren Schrei erwachte ich und blickte Alexeis bleiches Gesicht. Noch immer sah ich seine roten Augen und die grausigen Fangzähne vor mir und stieß ihn heftig fort.
    „Geh weg von mir! Fass mich nicht an, du Monster!“
    Alexei versuchte mich zu beruhigen, obwohl er selbst völlig aufgewühlt und durcheinander schien.
    „Leon! Ich bin es doch. Komm zu dir. Du hast nur geträumt.“
    Er wollte mich an der Schulter berühren, doch ich schlug seinen Arm weg. „Du wolltest mich töten!“
    Allmählich kam ich zur Besinnung und mir wurde klar, was ich da eben zu ihm gesagt hatte. Alexei war zurückgewichen und wirkte zutiefst bestürzt. Meine Brust zog sich schmerzlich zusammen und ich schlug mir beide Hände vor den Mund.
    „Gott, Alexei, es tut mir so leid. Es war nur … der Traum.“ Ich zitterte wie Espenlaub, noch nie hatte ich so greifbar geträumt. Im nächsten Moment sank ich in seine Arme, Alexei strich beruhigend über meinen Rücken.
    „Schon gut. Ich bin da, Leon.“
    Ich war noch immer viel zu gefangen, um zu sprechen. Dass ich wieder diesen schwarzhaarigen Mann gesehen hatte, war schlimm genug, doch die Tatsache, dass ich solche schrecklichen Dinge von Alexei träumte, bestürzte mich zutiefst. Nach einer Weile löste ich mich von ihm und sah ihn an. Seine Vollkommenheit raubte mir erneut den Atem. Er trug nur seine Hosen. Sein Gesicht schien noch blasser als sonst und er wirkte irgendwie erschlagen. Ich hatte niemals die Absicht gehabt, ihm wehzutun, doch dieser Traum war so real gewesen. So erschreckend real.
    „Alexei.“ Ich legte eine Hand auf seine nackte Brust, dort wo sein Herz schnell und hart schlug. „Ich weiß nicht warum ich …“
    „Nein Leon, nicht.“ Er griff nach meiner Hand und presste sie einen Augenblick fest gegen seine Lippen. „Ich bin derjenige, dem es leidtun sollte. Es ist alles meine Schuld.“
    Ich stutzte. „Was meinst du damit?“
    Alexei zuckte mit den Schultern, ein schweres Seufzen verließ seine Lippen. Ganz plötzlich ließ er meine Hand los und erhob sich. Er ging zum Fenster und starrte auf die geschlossenen Jalousien. Verwirrt schnappte ich mir meine Boxershorts, die neben dem Bett auf dem Fußboden lagen und folgte ihm. Ich strich sein langes Haar beiseite und küsste seinen Nacken. Behutsam schlang ich die Arme um seinen Oberkörper und malte kleine Kreise auf seine Brustmuskeln. „Ich habe dich erschreckt, Alexei. Du hast keine Schuld. Ich liebe dich.“
    Alexei fasste nach meinen Händen, löste sich behutsam aus meiner Umarmung und wandte sich zu mir um. „Ich bin es nicht wert, von dir geliebt zu werden, Leon. Ich bin es nicht wert.“ Er senkte den Blick.
    „Was redest du da bloß wieder, Alexei? Warum sagst du so etwas?“

***
     
    Alexeis Herz wurde schwer wie ein Felsen und drohte ihn hinunterzuziehen. Er konnte Gedanken lesen und beeinflussen, war fähig über Leben und Tod zu entscheiden und besiegte Tag für Tag den Wandel der Zeit. Doch jetzt, in diesem Augenblick, war er so hilflos wie ein Säugling. Aber er hatte es angefangen, nun musste er es auch zu Ende bringen, selbst wenn er Leon dadurch verlieren würde.
    „Ich bin nicht der, für den du mich hältst“, brachte er schweren Herzens hervor. Alexei schluckte hart und sah Leon fest entschlossen in die Augen. „Ich habe dir etwas Bedeutsames verschwiegen. Egal, was ich dir jetzt erzähle, du darfst niemals vergessen, dass ich dich liebe. Mehr als mein Leben, das musst du mir glauben. Und du wirst mich hassen, bis in alle Ewigkeit.“
    Leon löste seine Hände aus Alexeis, trat einen Schritt zurück und starrte ihn bestürzt an. „Jetzt machst du mir Angst“, wisperte er, seine Stimme bebte.
    „Versprich mir, zuzuhören und mich nicht zu unterbrechen, ja? Ich bitte dich, hör mich an.“
    Leon nickte.
    „Tom hat recht. Er hat sich das alles nicht eingebildet. Was du träumst ist wirklich geschehen, aber du musst mir glauben, dass ich dir niemals etwas antun könnte. Niemals. Ich liebe dich.“
    Aus Leons Kehle drang ein erstickter Laut und er wich noch einen Schritt zurück. Er wollte etwas erwidern, doch Alexei bedeutete ihm mit einer Handbewegung, zu schweigen. Zuerst erzählte er Leon von der Begegnung mit Tom und wie er ihn damals aus den Klauen seines Cousins befreit hatte. Alexei berichtete, was vor einigen Tagen wirklich in der

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