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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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stieß immer wilder, immer verlangender, beinahe wütend zu. Ein Klopfen und Pochen, das in jedem Winkel seines Körpers entstand, machte sich energisch auf den Weg in seine Körpermitte, wo es immer intensiver wurde und dort schließlich in einem gewaltigen Feuerwerk explodierte. Alexeis Fänge rissen ein Loch in das Kissen, doch es dämpfte seinen animalischen Aufschrei. Zu intensiv waren die Empfindungen. Leon hielt ihn fest umschlungen, während das Beben und Zittern kein Ende nehmen wollte. Alexei wartete, bis sich sein Zustand normalisiert hatte und er Leon wieder in die Augen blicken konnte.
    Als er sich aufrichtete, flogen die Federn wild umher, klebten an seinem Oberkörper und hingen ihm in den Haaren.
    Leon lächelte matt. Auch er war mit Federn bedeckt und sah aus, wie ein Vogel in der Mauser.
    „Wow …“, war alles, was er erstickt hervorbrachte. Seine Beine, die noch immer um Alexeis Hüften geschlungen waren, zitterten. Alexei vergrub seine Nase in Leons Haar und bewegte sein Becken, um ihn noch intensiver zu spüren.
    Leon stöhnte auf. „Himmel … das war Wahnsinn. Ich hätte nie gedacht, dass es so sein würde“, flüsterte er. „Von heute ab möchte ich jeden Tag mit dir schlafen … mindestens dreimal, oder viermal.“
    Alexei hob den Kopf und zupfte Leon ein paar Federn aus dem Haar. „Ist das ein Versprechen?“
    „Sicher“, antwortete Leon grinsend. „Wir sollten vorher aber ein paar neue Kissen besorgen.“
    Die Wahrheit sah anders aus und traf Alexei wie ein Dolch mitten in die Brust. Dass er Leon beinahe gebissen hätte, bestätigte ihm, wie töricht es gewesen war, zu glauben, er könne tatsächlich mit ihm zusammen sein. Durch seine bloße Gegenwart war Alexei bereits die größte Gefahr für ihn. Außerdem würde Leon bald seinem dunklen Geheimnis auf die Spur kommen und die Folgen wollte er sich gar nicht ausmalen. Die ganze Nacht über lag er wach und beobachtete Leon im Schein der Nachttischlampe. Seine schwarzen Strähnen bedeckten die Augen, Alexei strich es ihm liebevoll aus der Stirn. Leon lag auf dem Rücken, die Bettdecke war bis auf seine Hüften hinunter geglitten. Alexei starrte auf die gebräunte, sehnige Brust und den dunklen Haaransatz unter dem Bauchnabel. Er war Leon vollkommen verfallen und liebte ihn mit jeder Faser seines Daseins. Alexei deckte ihn zu, hauchte einen Kuss auf seine Stirn und erhob sich.

Kapitel 13
     
    Nachdem er seine Hosen angezogen hatte, ging Alexei ins Badezimmer und knipste das Licht an. Als es auf seine Pupillen traf, kniff er kurz die Augen zusammen. Er trat an das Waschbecken und blickte in den Spiegel. Was er sah, war ein bis über beide Ohren verliebter Vollidiot. Er musste den Verstand verloren haben.
    Erneut rief er sich seine Träume ins Gedächtnis. Alexei wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas gab, das man ihm verschwieg. Etwas von großer Bedeutung.
    Wie war seine Mutter wirklich gestorben und was war geschehen? Die nächtlichen Visionen mussten irgendetwas mit der Vergangenheit zu tun haben und doch konnte er sich keinen Reim darauf machen. Alexei drehte den Hahn auf, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und fixierte erneut sein Spiegelbild.
    Plötzlich geschah etwas, das sein unsterbliches Herz einen Moment zum Stillstand brachte. Sein Spiegelbild verschwamm und materialisierte sich in ein neues. Ein kleiner Junge blickte ihm traurig entgegen. Reflexartig griff er nach dem Beckenrand und hielt sich daran fest, unfähig, einen Ton hervorzubringen.
    Der Junge öffnete den Mund zum Sprechen: „Sag Leon endlich, wer du bist. Er allein ist der Weg zur Wahrheit “, wisperte er. „Bitte.“ Eine einzelne Träne rann seine Wange hinab.
    Trotz der Fassungslosigkeit neigte sich Alexei ein Stück vor und schüttelte den Kopf. Sein Herz raste.
    „Wer bist du?“
    Der Junge wunderte sich offenbar über die Frage, eine Falte bildete sich auf seiner Stirn.
    „Dies ist ein Spiegel, nicht wahr?“
    Alexei stutzte und musterte sein Gegenüber intensiv. Grüne Augen blickten ihn abwartend an. Als ihn die Erkenntnis traf, spürte er jäh einen Stich in der Brust und erschauderte.
    Der Junge lächelte matt. „Du bist auf dem richtigen Weg. Alles wird gut.“
    Das Bild begann sich aufzulösen, verschwamm und nahm Alexeis kindliches Ich mit ins Nirgendwo. Seine Handfläche schnellte vor, als wollte er das Bild festhalten. Unter dem Druck sprang das Glas, ein Spinnennetz aus Sprüngen überzog die Fläche.
    „Warte!“
    Alexei

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