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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rinderdiebe.“
    „Lambster! Wir leben in einer deutschen
Großstadt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Wilde Westen ist
vorbei. Den gibt es nur noch in Filmen und Büchern.“
    „Weiß ich ja alles. Nur dieser Drang in
mir weiß es nicht.“
    „Lambster, Sie machen mir Sorgen. Als
hätte ich nicht schon genug Sorgen. Vorhin, Sie fassen es nicht!, wurde in
meine Praxis eingebrochen. Ja, tatsächlich! Eine kostbare Brillantkette lag im
Schreibtisch. Ist weg! Und die hübsche Kollegin, der ich sie schenken wollte,
kriegt nun nur einen Blumenstrauß. So knüppelt das Schicksal auf mich los. Und
jetzt werden Sie noch zu einem bedrohlichen Fall.“
    „Was so... soll ich denn machen?“
    „Ich belaste mein Gewissen schwer, indem
ich diesen Vorfall verschweige. Aber schließlich bin ich dazu da, Ihnen zu
helfen. Nicht, um Sie anzuzeigen und der Justiz auszuliefern. Dennoch muß ich
verhindern, daß sich dieser Vorfall wiederholt. Deshalb, Lambster, werden Sie
mir morgen Ihren gesamten Munitions-Vorrat bringen. Jawohl! Keine Widerrede!
Alles! Auch die letzte Patrone. Ihre Waffen dürfen Sie behalten. Dreimal
wöchentlich werden wir unsere Therapie (Behandlung) fortsetzen. Sobald
Sie seelisch gesund sind, gebe ich Ihnen die Munition zurück.“
    Trübsinnig starrte Lambster in sein
Wasserglas. „Ja“, murmelte er. „So machen wir’s. Großartige Idee, Herr Tickel.
Sie sind wirklich ein Genie.“

12. Die Brillantkette taucht auf
     
    Tim und Karl standen auf der anderen
Seite der Straße in einem Hauseingang. Der Wind heulte um die Ecken. Drähte,
Masten und Mauer klirrten in der Kälte.
    Seit einer Weile äugten sie zu Tickels
Dachterrasse hinauf. Sie war erhellt von dem Licht aus der Wohnung.
    „Fehlanzeige“, meinte Tim. „Bei Tickel
ist Gaby bestimmt nicht. Ich glaube, es bringt nichts, wenn wir hier
festfrieren. Lambster dürfen wir aus den Augen verlieren — für den Rest der
Nacht.“
    „Was der wohl von Tickel will?“
    „Tickel ist sein Psycho-Klempner.“
    „Aber für eine Konsultation (Beratung) ist die Zeit etwas ungewöhnlich.“
    „Vielleicht handelt es sich um einen
Notfall.“
    „Ich kann’s nicht begründen“, sagte
Karl. „Trotzdem habe ich das Gefühl, daß wir bei Lambster auf der falschen Spur
sind.“
    Tim nickte, blies in seine Hände und rieb
sie aneinander. „Mein Instinkt, Karl, hat vorhin schon abgewinkt. Aber zunächst
mal mußte ich das übersehen. Nach dem Grundsatz: Auch der kleinste Verdacht
genügt. An wem der geringste Hauch flattert — den nehmen wir uns vor. Nur
nichts versäumen. Lieber zuviel tun. Instinkt und Gefühle können täuschen. Die
haben ja die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen — und sind keine
Hellseher.“
    „Brechen wir ab?“
    „Brechen wir ab!“
    Als sie ihre Räder nahmen, fragte Karl:
„Und wohin stoßen wir jetzt? Heim?“
    „Neiiin! Hast du Natascha vergessen?
Angelika Schmählich wird doch jetzt zu Hause sein. Will nicht hoffen, daß sie
mit ihrem VHS-Kurs bis ins Morgengrauen rumsumpft. Wir machen den kleinen Umweg
zu ihr.“
    „Sie wird sich freuen.“
    „Will ich hoffen.“
    In der Sigmund-Allee hatten sie Glück.
Zwar hüllte sich das Apartmenthaus, in dem die Psychologin wohnte, in
Finsternis. Aber in ihrer Wohnung brannte Licht.
    Nachdem Tim geläutet hatte, öffnete sie
oben ein Fenster.
    „Hallo?“ rief Angelika und beugte sich
hinaus. Ihr langes, dunkles Haar fiel nach vorn.
    „Falls Sie mit einem Fuß schon im Bett
sind“, sagte Tim, „kommen wir morgen wieder. Am besten um sechs Uhr früh — da
paßt es uns gut. Sie könnten aber auch Ihren Morgenmantel anziehen und uns
hereinlassen. Wir brauchen echt einen Rat.“
    „Bist du’s, Tim?“
    „Klar. Ach so, Entschuldigung! Wir
stehen ja im Dunkeln. Karl ist auch hier.“
    „Und ihr braucht echt einen Rat?“
    „Einen psychologischen. Wir wollen
nichts falsch machen. Sonst stehen wir dann vor einem seelischen Scherbenhaufen.“
    „Kommt rein!“ seufzte sie und schloß
das Fenster.
    Sie stiefelten die Treppe hinauf.
    Angelika war noch nicht bettfertig,
sondern gerade erst heimgekommen. Sie trug ihre VHS-Kleidung: Pullover und
Flanellhose. Hatte aber die Stiefel schon ausgezogen und lief in Strümpfen
herum, weil sie ihre Hausschuhe nicht fand. Besonders ordentlich war sie nicht.
Das merkte man auch ihrer Wohnung an.
    Die Jungs wußten das längst, waren
nämlich schon oft hier gewesen. Natürlich nicht als Patienten, sondern weil
Angelikas

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