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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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breitgefächerte Interessen auch Gebiete betrafen, die der TKKG-Bande
besonders am Herzen lagen. Tierschutz, zum Beispiel, der Kampf gegen die
Drogen-Szene oder die Verfolgung von Ungerechtigkeiten.
    So hatte die TKKG-Bande Angelika
kennengelernt.
    Sie war eine hübsche Frau, 28, schlank
und temperamentvoll. Ihre Wimpern beeindruckten. Nur Gaby hatte längere.
    „Nun?“
    Sie schielte etwas, als sie die beiden
musterte. Vermutlich hatte sie Wein getrunken.
    „Stören wir auch ganz bestimmt nicht?“
fragte Karl.
    „Selbstverständlich stört ihr. Wißt
ihr, wie spät es ist?“
    „Das ist jetzt völlig wurscht“, sagte
Tim. „Es geht um Wichtigeres als um Ihre Nachtruhe, Fräulein Angelika,
Verzeihung! Ich weiß. Wir sollen Sie nur Angelika nennen.“
    „Setzt euch! Wo bricht die Welt zusammen?“
    Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit
Salzmandeln.
    Angelika deutete darauf.
    Karl nahm eine Handvoll. Tim schüttelte
den Kopf. Er entsann sich. Schon bei ihrem letzten Hiersein hatten die Mandeln unter
Altersschwäche gelitten. Es waren noch dieselben.
    „Sie kennen doch Natascha Senf“, begann
er. „Im Sommer hatte Gaby sie mal mitgebracht. Jetzt machen wir uns Sorgen um
sie. Bestimmt keine unnötigen. Und heute abend hat sich die Lage gräßlich
verschlimmert, war noch nie so ernst.“
    „Erzähl erst mal von ihren
Familienverhältnissen“, meinte Karl, „dann von ihrem Gemütszustand und hernach
vonBello.“
    „Ist glasklar die richtige
Reihenfolge“, nickte Tim und verfaßte einen Kurzbericht, in dem gleichwohl
alles Wichtige enthalten war. Jedenfalls hatte Karl nichts hinzuzufügen.
    Angelika hörte aufmerksam zu. Zwei-
oder dreimal hielt sie sich die Hand vor den Mund. Offenbar hatte sie einen
ziemlich schweren Wein getrunken, der jetzt schwer im Magen lag.
    „Also, Jungs, was Nataschas
Familiensituation betrifft, bietet sich keine Lösung aus dem Hut an. Ich muß
versuchen, das mit ihr aufzuarbeiten. So was dauert. Aber daran darf ein Kind
nicht zerbrechen — und mag es noch so empfindsam sein. Sie ist nicht die
einzige mit diesem Problem. Leider häufen sich heutzutage die Scheidungen
enorm.“
    Sie entließ wieder einen Schluckauf in
ihre zarte Faust und lehnte sich zurück.
    „Das mit Bello ist schrecklich“, fuhr
sie fort. „Ihr habt euch richtig verhalten. In diesem Fall ist eine Notlüge
angebracht. Solange Natascha seelisch so labil (schwankend) ist, könnte
sie die Wahrheit nicht verkraften. Bei deiner Geschichte von Bellos neuem
Zuhause mußt du jetzt bleiben, Tim. Aber Frau Senf hat ein Recht, die Wahrheit
zu erfahren. Und dann... das wäre mein Vorschlag... besorgt ihr einen neuen
Hund für Natascha. Gaby hat doch einen heißen Draht zum Naturschutzverein.
Vielleicht findet ihr einen jungen Boxer, der Bellos Stelle einnehmen kann.“
Tim schnippte mit den Fingern. „Das ist es! Das wird ihr helfen! Sie muß
überzeugt sein, Bello geht’s gut - woanders. Und sie kriegt wieder einen
Vierbeiner zum Knuddeln.“
    „Wenn ich mich ansonsten um sie kümmern
soll, müßte da noch was aus der Welt geräumt werden. Wie ihr wißt, ist Ottmar
Tickel der Schulpsychologe. So ohne weiteres kann ich ihm Natascha nicht
wegschnappen, obwohl...“
    Sie stockte, lächelte amüsiert vor sich
hin und begann dann zu kichern.
    Es ist ganz bestimmt ein schwerer Wein
gewesen, dachte Tim.
    „Sie meinen“, stellte er fest,
„übelnehmen würde er Ihnen den Patienten-Diebstahl nicht. Weil er in Sie
verknallt ist.“
    „Heh, woher wißt ihr das?“ staunte sie.
    „Die ganze Schule weiß es.“
    „Auch, daß er Sie neulich“, steuerte
Karl bei, „in eine Bar eingeladen hat.“
    Tim beobachtete sie. Angelika konnte
ihre Heiterkeit nicht verbergen.
    Ist total belustigt, dachte er. Macht
sich über ihn lustig. Als Psychologin hat sie den Schleimi natürlich
durchschaut - es sei denn, sie wäre betriebsblind wie so viele Fachleute. Aber
das gerade ist sie nicht.
    „So. Das wißt ihr also auch“, sagte
sie. „Stimmt. Offenbar bin ich sein Typ.“
    „Aber er ist nicht Ihr Typ?“ Tim
grinste.
    „Das geht dich nichts an, du frecher
Kerl. Ottmar Tickel verehrt mich. Er würde mich auf Händen tragen. Das läßt er
sich sogar was kosten. Ich habe ihm zwar keine Hoffnungen gemacht, aber heute
wurde ich von ihm beschenkt. In einer Weise beschenkt... Nachmittags steckte
ein kleines Päckchen in meinem Briefkasten. Er muß es dort selber reingesteckt
haben. Ich dachte, ich sehe nicht recht, als ich die Kette

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