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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wollte keinen Kaffee, aber das würde ihr wenigstens dabei helfen, die Zeit herumzubringen. Sie stellte die Krücken an die Feuerstelle und legte die Leuchtpistole neben sich auf den Boden, dann setzte sie sich vorsichtig auf den Stuhl. Die Messerspitze drückte sich leicht in ihren Schoß. Ein Wunder, dass das Messer sie nicht aufgespießt hatte, als Cooper sie an sich gezogen hatte ...
    Bei der Erinnerung schlug ihr Herz schneller. Es war nicht nur die harte Klinge gewesen, die sie an ihrem Becken gespürt hatte. Wahrscheinlich hatte es ihm ein immenses Vergnügen bereitet, sie so zu erniedrigen.
    Trotz wallte in ihr auf, und sie zog das Messer aus dem Bund und legte es auf den Kaminsims. Sie nahm den Becher mit dampfendem Kaffee an, den Quinn ihr reichte, und stellte sich auf den längsten Tag ihres Lebens ein.
    Cooper schätzte, dass sie ungefähr eine Meile unterwegs waren, als Reuben anfing zu reden. Er hätte die fünfzehn Meilen gut ohne Unterhaltung hinter sich bringen können, aber vielleicht half es ja dabei, die Zeit schneller vergehen zu lassen. Und vielleicht musste er dann auch nicht ständig an Rusty denken.
    „Wieso haben Sie keine Kinder?"
    Coopers Wachsamkeit wurde geweckt. Jeder seiner Sinne war in Alarmbereitschaft. Dieses feine Kribbeln im Nacken, auf das er sich immer hatte verlassen können, wenn irgendwas nicht stimmte, war nicht verschwunden. Seit dem Moment, als er Rustys Schrei gehört und sie mit den Gawrylows vorgefunden hatte, war er den beiden Männern gegenüber misstrauisch gewesen. Vielleicht tat er ihnen damit Unrecht, vielleicht waren sie ja wirklich völlig okay. Aber „vielleicht" war keinen Deut wert. Bis er Rusty sicher an die Behörden übergeben hatte, würde er diesen komischen Käuzen nicht über den Weg trauen. Sollten sie sich als zuverlässig erweisen, würde er ihnen ewig dankbar sein. Aber bis dahin ...
    „He?" bohrte Reuben. „Wieso haben Sie keine ..."
    „Ich habe Sie gehört." Cooper lief hinter Reuben her, ohne dem Mann zu viel Vorsprung zu geben, aber auch ohne ihm direkt im Nacken zu sitzen. „Rusty hat einen Beruf. Wir sind beide sehr beschäftigt. Irgendwann werden wir schon Kinder haben."
    Er hoffte, dass das Thema damit beendet war. Generell vermied er es, über Kinder und Familie zu reden. Jetzt wollte er überhaupt nicht reden, sondern jedes Quäntchen Energie darauf verwenden, so schnell wie möglich zum Fluss zu kommen.
    „Wenn ich fünf Jahre mit ihr verheiratet wäre, hätten wir auch schon fünf Kinder", prahlte Reuben.
    „Sie sind aber nicht mit ihr verheiratet."
    „Vielleicht machen Sie es ja nicht richtig."
    „Was?"
    Reuben warf Cooper einen anzüglichen Blick über die Schulter zu. „Sie wissen schon, das mit dem Nageln."
    Das Wort kroch kalt über Coopers Rücken wie ein ekeliges Insekt. Es war nicht so, als hätte das Wort selbst ihn beleidigt. Er benutzte wesentlich schlimmere Ausdrücke, Tag für Tag. Aber im Zusammenhang mit Rusty beleidigte es ihn. Er konnte nur hoffen, dass er Reuben nicht das Gesicht zerschmettern musste, bevor der Tag vorbei war. Sollte der allerdings noch eine solche Bemerkung in Bezug auf Rusty fallen lassen, könnte es durchaus nötig werden.
    „Wenn sie meine Frau wäre ..."
    „Ist sie aber nicht." Coopers Stimme schnitt wie ein Peitschenhieb durch die Luft.
    „Wird sie aber schon bald sein." Damit drehte Reuben sich mit einem irren Grinsen zu Cooper um, das Gewehr im Anschlag.
    Den ganzen Morgen hatte Cooper sich auf einen derartigen Angriff vorbereitet. Er riss sein Gewehr eine Sekunde nach Reuben hoch, aber es war Reuben, den die erste Kugel traf.
     
    „Was war das?"
    Rusty schreckte hoch. Sie war auf dem Stuhl eingedöst.
    Quinn saß immer noch da, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte, am Tisch. „Hm?"
    „Ich dachte, ich hätte etwas gehört."
    „Ich hab nichts gehört."
    „Ich könnte schwören..."
    „Die Holzscheite im Feuer sind zusammengesunken, das ist alles."
    „Oh." Sie war viel zu nervös, sie musste sich entspannen. „Ich muss eingeschlafen sein. Wie lange sind sie schon weg?"
    „Nicht lange."
    Quinn stand auf und kam zur Feuerstelle, um Holz nachzulegen. Die Wärme kroch über Rustys Haut, ihre Augen schlössen sich langsam wieder. So traurig und schmutzig die Hütte auch war, zumindest bot sie Schutz vor dem kalten Westwind und ein Dach über dem Kopf. Dafür war Rusty dankbar. Nach den Tagen draußen ...
    Sie riss die Augen wieder auf, als sie die Berührung spürte. Quinn kniete

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