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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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es immer wieder, mich in ein absolutes Gefühlschaos zu stürzen. Wenn unsere Partnerschaft eine Weile ohne größere Probleme funktionierte, trat die Erinnerung an die schlimmen Zeiten sofort in den Hintergrund und die Hoffnung wurde in mir genährt, dass doch noch alles gut werden könnte. Aber tief im Innersten wusste ich, dass dem nicht so sein würde.
    Aysegüls Schwangerschaft schritt immer weiter voran. Da sie eher zierlich gebaut war, machte ihr der dicker werdende Bauch zunehmend zu schaffen. Ich half ihr, wo ich konnte, um ihr die Zeit bis zur Niederkunft angenehmer zu gestalten. Umso erschrockener war ich, als Aysegül eines Morgens völlig verstört vor unserer Wohnungstür stand. Sie befand sich in einem schrecklichen Zustand. Ihr Gesicht war stark angeschwollen, ihre Augen blutunterlaufen. Ihre Lippe war an einer Seite aufgeplatzt und ihre Stirn zierte eine etwa fünf Zentimeter lange Platzwunde. Schnell bat ich sie herein. Natürlich wollte ich sofort von ihr wissen, was passiert war.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie mir alles erzählen konnte. Sie sei am Vorabend eine halbe Stunde vor ihrem Mann zu Bett gegangen, berichtete sie. Als Ogün sich dann später auch hinlegte, habe er vergessen, das Licht zu löschen. Er habe sie aufgefordert, dies für ihn zu tun.
    »Doch ich habe mich geweigert, weil mir das Aufstehen mit dem dicken Bauch schon so schwer genug fällt«, schluchzte Aysegül. »Daraufhin ist Ogün völlig ausgerastet. Er hat mich aus dem Bett gezerrt und zu Boden geworfen, um anschließend wie von Sinnen auf mein Gesicht einzutreten. Nur weil ich mich unter dem Bett in Sicherheit gebracht habe, konnte ich Schlimmeres verhindern.«
    Ich war entsetzt. Wie konnte man eine hochschwangere Frau derartig zusammentreten? Dieses Verhalten war an Primitivität ja nicht mehr zu überbieten! Ich versprach Aysegül, am Abend mit Mahmud zu sprechen. Er musste unbedingt mit seinem Bruder reden. Ogün hatte gefälligst die Finger von seiner schwangeren Frau zu lassen!
    Ich bereitete einen Tee für Aysegül zu und ließ ihr Badewasser ein. Als sie sich auszog, um in die Wanne zu steigen, sah ich, dass sie am ganzen Körper von Blutergüssen übersät war, die offenbar schon älteren Datums waren. Jedenfalls glaubte ich dies an der schillernden Färbung zu erkennen, die Blutergüsse in der Regel annehmen, wenn sie bereits am Abklingen sind. Ich überlegte einen Moment, Aysegül darauf anzusprechen, tat es dann aber doch nicht. Ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. Sicher war es ihr peinlich, sonst hätte sie mir bestimmt schon früher von sich aus erzählt, dass Ogün sie schlug. Plötzlich begann mich dasselbe Gefühl von Ohnmacht zu durchströmen, das ich als Kind immer verspürt hatte, wenn meine Mutter sich wieder einmal bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte. Wie gern hätte ich Aysegül geholfen! Aber ich konnte ja nicht einmal mir selbst helfen.
    Als Mahmud am Abend von der Arbeit kam, stürzte ich sofort auf ihn zu und redete aufgeregt auf ihn ein. Ich erzählte ihm haarklein, was sich am Vorabend zwischen Ogün und Aysegül abgespielt hatte, und bat ihn inständig, ein Gespräch mit seinem Bruder zu führen. Doch Mahmud zuckte bloß mit den Schultern.
    »Ich kann mich da nicht einmischen, Katja, so gern ich das auch tun würde.«
    Seine Antwort war genau so, wie ich es bereits vermutet hatte. In seiner Familie war es eben nicht üblich, sich in die Ehestreitigkeiten der anderen einzumischen. Selbst dann nicht, wenn dabei körperliche Gewalt im Spiel war.
    Ich ließ dennoch nicht locker. Ich bettelte so lange, bis Mahmud mir versprach, mit seinem Bruder zu reden. Ob dies letztendlich etwas ändern würde, wagte ich indes zu bezweifeln.
    Etwa drei Wochen nach diesem Vorfall klingelte es nachts an unserer Wohnungstür. Nachdem Mahmud dem nächtlichen Besucher geöffnet hatte, kam er zu mir ins Schlafzimmer zurück.
    »Steh auf und zieh dich an, Katja! Bei Aysegül ist es so weit: Sie hat Wehen. Du musst mit ihr ins Krankenhaus fahren!«, informierte er mich kurz und bündig.
    Ich war noch gar nicht richtig wach, und so dauerte es einen Moment, bis ich begriff, was er von mir wollte.
    »Wieso ich, Mahmud? Sie braucht jetzt ihren Mann an ihrer Seite. Warum fährt Ogün nicht mit?«
    Er schnalzte mit der Zunge, wie er es immer tat, wenn er mit seiner Geduld am Ende war.
    »Katja, du bist dumm! Was soll Ogün im Krankenhaus? Kinderkriegen ist

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