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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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Schultern und wiederholte nochmals seine Absicht, mich heiraten zu wollen.
    »Solltest du mich nicht in Ruhe lassen, werde ich Mahmud darüber informieren müssen!«, drohte ich ihm in meiner Verblüffung und Not noch, um dann auf der Stelle die Wohnung zu verlassen.
    Statt sofort nach Hause zu gehen, legte ich einen Zwischenstopp bei Petra ein. Ich musste das eben Erlebte unbedingt loswerden und mit jemand »Normalem« darüber reden. Unmöglich konnte ich mich jetzt daheim zu Bett begeben und so tun, als wäre alles in bester Ordnung.
    Zum Glück war Petra tatsächlich zu Hause und öffnete mir sogleich die Tür. Als ich ihr die neuesten Ereignisse geschildert hatte, schüttelte sie nur den Kopf.
    »Am Ende bleibt dir wirklich nichts anderes übrig, als Mahmud davon zu erzählen! Ich denke nicht, dass Kerim dich nun in Ruhe lassen wird«, orakelte sie düster.
    Schwerfällig erhob ich mich von meinem Stuhl, um mir eine Tasse Kaffee aus ihrer Küche zu holen. Sie hatte ja recht mit dem, was sie sagte! Mit großer Wahrscheinlichkeit würde ich nicht umhin kommen und Mahmud alles berichten müssen. Augenblicklich fiel mir die Szene bei der Telefonzelle wieder ein, als Mahmud gleich zwei junge Männer windelweich geprügelt hatte, nur weil sie mir eine Zigarettenkippe gegen das Bein geschnippt hatten.
    Mahmud und ich hatten zusammen mit Ogün, Aysegül und Özlem zu Abend gegessen. Zum ersten Mal hatte Aysegüls Tochter an dem Tag ein paar klein gedrückte Kartoffeln mit Gemüse verzehrt. Die Kleine entwickelte sich prächtig und war mittlerweile der ganze Stolz ihrer Eltern. Selbst Ogün hatte mit der Zeit sein Herz für das Kind entdeckt.
    Die Stimmung am Tisch war ruhig und friedlich, und so fasste ich mir ein Herz und berichtete Mahmud von den Belästigungen durch Kerim. Bereits während ich die Begebenheiten der letzten Tage schilderte, sah ich, wie sich Mahmuds Augen zu schmalen Schlitzen verengten. Selbst Ogün schien verärgert zu sein. Ich hatte die Geschichte natürlich bewusst in seiner Anwesenheit zur Sprache gebracht, da ich mir von ihm einen gewissen Schutz erhofft hatte. Erstaunlicherweise gab Mahmud jedoch nicht mir die Schuld an dem aufdringlichen Verhalten unseres Nachbarn. Sein gesamter Zorn richtete sich gegen Kerim.
    »Dieser verdammte Hurensohn!«, fluchte er auf Türkisch. »Dem werde ich zeigen, was mit Typen passiert, die sich an die Frauen von anderen Männern ranmachen!«
    Wie angestochen sprang er vom Tisch auf und stürmte aus der Wohnung. Ogün rannte hinterher.
    Entgeistert blieben Aysegül und ich zurück. Zumindest in einer Sache hatte ich mit meiner Vermutung richtig gelegen, dachte ich dann: Es bestand kein Zweifel daran, dass Mahmud Kerim nun zusammenschlagen würde. Und dennoch verspürte ich kein schlechtes Gewissen. Ich hatte Kerim schließlich oft genug gebeten, mich in Ruhe zu lassen. Die Konsequenzen seines Handelns würde er nun selbst tragen müssen.
    Aysegül und ich machten uns daran, den Tisch abzuräumen und wieder Ordnung in der Küche zu schaffen. Keine von uns sprach ein Wort. Beide hingen wir unseren Gedanken nach und verrichteten die Arbeit fast schon mechanisch.
    Wir waren längst fertig, als Mahmud und Ogün immer noch nicht zurück waren. Allmählich begannen wir uns Sorgen zu machen. Wir überlegten gerade, ob eine von uns mal nach dem Rechten schauen sollte, als wir die Männer durch das Fenster zurückkommen sahen. Man merkte Mahmud sofort an, dass er eine Schlägerei gehabt haben musste. Er trug zwar keinerlei Anzeichen von äußeren Verletzungen, aber die Anstrengung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ich verbiete dir, noch einmal dieses Haus da drüben zu betreten, wenn ich nicht dabei bin!«, befahl er mir, kaum dass er die Wohnung betreten hatte. »Sollte ich mitbekommen, dass du je auch nur einen Fuß dort reinsetzt, passiert ein Unglück, Katja. Ich warne dich im Voraus!«
    Mit diesen Worten verschwand er im Badezimmer und kurz darauf konnte ich hören, wie die Dusche in Betrieb genommen wurde.
    Ogün hatte weiter nichts gesagt. Er befahl Aysegül, Özlem die Jacke anzuziehen, da er nach Hause wollte. Bevor sie gingen, nahm er mich noch zur Seite.
    »Ich gebe dir einen guten Rat, Katja: Halte dich an das, was Mahmud dir gesagt hat! Am besten grüßt du die Familie nicht mal mehr, wenn dir einer von ihnen auf der Straße begegnet.«
    Ich brachte nur ein kurzes Nicken zustande.
    Nachdem die beiden gegangen waren, musste ich mich erst einmal

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