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Gefangen

Gefangen

Titel: Gefangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Ryans Wagen. Wir können nur hoffen, dass wir nicht entdeckt wurden.
    „Heute Nacht“, schwört Ryan, als er seinen Wagen wieder startet, und seine Hände zittern leicht. „Heute Nacht holen wir sie raus.“
    Ryan setzt mich in der Paradise High ab, nachdem ich ihm versprochen habe, dass wir uns heute Abend nach der Chorprobe wieder bei ihm zu Hause treffen.
    Ich grinse. „Aber pass auf die Hunde auf.“
    Er wirft mir ein vielsagendes Lächeln zu. „Wenn das hier vorbei ist, wirst du mir noch ein paar Fragen beantworten müssen“, sagt er und winkt mir kurz zu, bevor er wegfährt.
    Wenn das hier vorbei ist, denke ich mit einem Anflug von Selbstmitleid, kannst du von Glück sagen, wenn Carmen dich überhaupt wiedererkennt.

Kapitel 21

    Ich schleiche mich in die letzte Stund e – Chemi e – und quetsche mich neben Tiffany, um sie ein bisschen zu ärgern. Ich weiß, dass sie mich ausfragen wird, und ausnahmsweise wird Carmen Zappacosta nicht einfach ihr Herz ausschütten zum Dank für ein bisschen Aufmerksamkeit. Nicht mit mir.
    Tiffany schafft es, zugleich gekränkt und entrüstet auszusehen, während ich in aller Seelenruhe mein geliehenes Lehrbuch aufschlage. „Wo zum Teufel warst du?“, faucht sie mich an. „Alle haben dich gesehen. Treibt sich mit ’nem mutmaßlichen Mörder herum. Und glaub ja nicht, dass dein Verschwinden unbemerkt geblieben ist! M r Masson ist stocksauer, er hat dich überall gesucht. Und Miss Fellows will dich suspendieren lasse n – auf unbegrenzte Zeit.“
    Ich gebe keine Antwort, sondern beuge mich vor, als wären die Ausführungen über wandernde Elektrolyte das Faszinierendste, was ich je gehört habe.
    Da zischt Tiffany: „Falls dich’s interessiert, deine Nummer mit dem Abhauen ist bereits Schnee von gestern. Ein Killer läuft frei herum. Wenn ich du wäre, würde ich nicht einfach so mit jedem ins Bett steigen.“
    „Wer hat denn was von Bett gesagt?“, erwidere ich ganz beiläufig.
    Diese Bemerkung reicht aus, um sie für den Rest der Stunde zum Schweigen zu bringen, aber ich spüre, dass sie neben mir kocht vor Wut.
    Um vier Uhr herrscht immer noch Funkstille zwischen mir und Tiffany, obwohl wir im Probensaal nebeneinandersitzen, als wären wir an der Hüfte zusammengewachsen. Schweigend sehen wir zu, wie die Leute, die von Little Falls und Port Marie angekarrt werden, ohne große Begeisterung hereindrängen, zur zweiten Schicht an diesem Tag, der letzten der Woche.
    Paul Stenborg flirtet lässig mit Miss Fellows und das alte Schlachtross kann sich fast zu einem Lächeln durchringen. Ihr Blick wird jedoch wieder eisig, als er meinem begegne t – ein schlechtes Omen für Carmens Zukunft. Miss Dustin steht wortlos da, errötet leicht, als Paul sie anspricht. Dann schnellen seine Augen kurz zu mir und Tiffany herüber.
    M r Masson nimmt seinen Taktstock und macht einen halbherzigen Versuch, uns zur Ordnung zu rufe n – die Erleichterung in seinen Augen ist beinahe komisch, als er mich erspäht. In diesem Moment fange ich Laurence Barrys Blick auf, der mich von der anderen Seite des Raums unablässig anstarrt.
    Ich starre zurück, ohne mit der Wimper zu zucken, so lange, bis der Mann den Blickkontakt abbricht. Ich frage mich, ob er Ryan und mich gesehen hat, als wir heute Nachmittag von seinem Haus weggerannt sind, und ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf. Aber er sieht mich nicht wieder an, und ich werde ruhiger, je weiter die Probe voranschreitet. Trotzdem kann ich das Ende der Stunde kaum erwarten, weil ich dann irgendwie an den alten Mann herankommen muss, um mir Gewissheit zu verschaffe n – mit der üblichen Methode.
    In den nächsten beiden Stunden spiele ich Carmen, ich bin so echt wie nur möglich. Ihre Stimme hat nie besser geklungen. Selbst Miss Fellows hört auf, mir gehässige Blicke vom anderen Ende des Saals zuzuwerfen, weil Carmen perfekt ist. Die Leute beugen sich vor, um einen Blick auf sie zu erhaschen, ein paar in den hinteren Reihen stehen sogar halb auf, weil Carmens Stimme wieder alle im Chor mitzieht. Ganze Phrasen des Stücks gelingen jetzt. Es ist ein Gewinn für alle außer Tiffany, die noch immer stocksauer ist.
    Carmens überirdische Stimme gibt Tiffany keine Chance, zerstört all ihre Anstrengungen, sie zu übertönen. Paul Stenborg hat Recht: Tiffany ist keine Konkurrenz. Plötzlich verstehe ich, warum Tiffany Carmen immer in ihrer Nähe haben will, obwohl sie ihr doch am liebsten Gift geben würde.
    „Du kommst dir ja so toll

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