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Gefangen

Gefangen

Titel: Gefangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Lim
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Staffellauf, bei dem das eine Talent den Stab aus der Hand des anderen entgegennah m – es war Jennifers Abschlussjahr in Little Falls. Schade, dass sie so groß und fett geworden ist. Wer hätte das gedacht? Auf jeden Fall war es eine grandiose Aufführung. Die beiden haben wahre Begeisterungsstürme ausgelöst, obwohl das Publikum hier nichts Besseres kennt als Fahrstuhlmusik. Du hättest die Stille im Zuschauerraum erleben sollen, als sie fertig waren. Und dann diesen Riesenapplaus, als sich alle wieder gefangen hatten. Zwanzig Minuten lang! Jennifer und Lauren mussten noch zwei Zugaben geben. So was war noch nie da gewesen. Und das wird’s auch nie wieder geben. Wir wussten alle, dass mindestens eine von beiden das Zeug zu einer grandiosen Gesangskarriere hatte, wenn nicht alle beide.“
    Paul Stenborgs Augen leuchten bei der Erinnerung, und seine schöne Stimme bebt vor Ergriffenheit, doch dann verschließt sich sein Gesicht wieder. „Nun ja, und dann ist das alles passiert. Ein seltsamer Zufall, findest du nicht? Dass beide entführt wurden? Als hätte sie jeman d … gesammelt! “
    Dann wirft er mir einen wissenden Blick zu. „Aber für dich ist es sicher kein Zufall. Du vermutest also, dass Laurence etwas damit zu tun hatte. Hast du schon mit anderen darüber gesprochen? Du stocherst da in einem Wespennest herum, glaub mir! Laurence ist ein wichtiger Mann in dieser Gegend, in mehr als einer Hinsicht, und er ist mit Gott und der Welt bekannt. Er soll sogar einen direkten Draht z u …“ Er verstummt, nur seine Mundwinkel kräuseln sich leicht nach oben.
    Ich schüttle den Kopf. „Nein, nei n – war nur so ein verrückter Gedanke. Was weiß ich schon von diesen Dingen? Und wer in aller Welt würde mir glauben?“
    Instinktiv halte ich Ryans Namen aus der Sache raus. Über ihn wird auch so schon genug geredet.
    „Das ist wahr“, sagt Paul mitfühlend. „Aber eins steht fest: Gelegenheit hätte der Mann gehabt. Er ist mit den Appletons befreundet, seit Jennifers Eltern im Teenageralter waren, und er hat beiden Mädchen, Jennifer und Lauren, vor dem Konzert Privatstunden gegeben. Aber da gibt’s noch viel aufzurollen. Niemand hat Laurence bisher unter die Lupe genommen. Irgendwie macht es Sinn, auch wenn es verrückt klingt. Aber beliebt machst du dich nicht damit, das ist dir hoffentlich klar.“ Nachdenklich fügt er hinzu: „Vielleicht bist du da wirklich auf eine Spur gestoßen. Wie gesagt, er war immer ein leidenschaftlicher Opernliebhaber.“
    Ich nicke langsam. Allmählich fügt sich alles zusammen. Ryan hat Laurens Musik-Connections zur Paradise High abgecheckt, aber er ist bestimmt nicht auf die Idee gekommen, sich den Chorleiter der Little Falls Academy vorzuknöpfen.
    „Übrigens war es Barrys Idee, die beiden Mädchen das Blumenduett singen zu lassen“, fährt Paul fort und blickt auf seine feingliedrigen Hände hinunter. „Ich bezweifle, dass Gerard mit seinem volkstümlichen Geschmac k – Musicals, Operetten und dergleichen“, er erschaudert beinahe vor Ekel, „auf die Idee gekommen wäre, zwei Mädchen vom Land so anspruchsvolle Stücke singen zu lassen. Jennifer hat sich vielleicht schon als Kind von Laurence’ Opernbesessenheit anstecken lasse n – er ging ja in ihrer Familie ein und aus. Falls er wirklich in die Sache verwickelt ist, wird es ihnen ein zweites Mal das Herz breche n …“
    „Okay, danke für Ihre Hilfe“, unterbreche ich ihn, weil ich in Gedanken bereits bei Ryan bin, um ihm zu berichten, was ich Neues herausgefunden habe. Ob er sich freuen wird? Einfach abartig, wie ich nach Lob von ihm lechze. Ich erkenne mich selbst kaum wieder und das will etwas heißen.
    „Das hat mich einen guten Schritt weitergebracht“, füge ich hinzu, während ich Carmens Rucksack über die Schulter hieve. Mit einem dankbaren Lächeln wende ich mich zum Gehen.
    „He, was ist jetzt mit dem Kaffee? Willst du wirklich nicht?“, fragt Paul mit lässigem Charme. „Wär doch der ideale Zeitpunkt. Ich kann die Daleys für dich anrufe n – Louisa kennt mich gu t – und dich hinterher nach Hause bringen. Wir haben eine Menge zu bereden. Ich kann schon mal Kontakt mit den besten Schulen aufnehmen, dich bei den Verantwortlichen ins Spiel bringe n …“
    Wieder dieses leichte Unbehagen, wie von einem Muskelzucken.
    Pauls Gesicht ist offen und seine Körpersprache hat nichts Zweideutiges oder Schmieriges. Im Gegensatz zu Gerard Masson und Laurence Barry macht er keinerlei Versuch, mich

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