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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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für ihre Frauen und Kinder sorgte, doch die Jaguare weigerten sich, das einzusehen oder aus den Fehlern anderer Spezies zu lernen. Sie wollten ihre animalischen Instinkte behalten und ein freies Leben führen.«
    MaryAnn schwieg sehr lange, beobachtete den schimmernden Nebel und das Geflatter und den Tanz von Fledermäusen, die am Nachthimmel Insekten jagten. Es lag etwas Schönes und Friedliches in dem seltsamen Ballett, das sie aufführten. Während Mary-Ann so dalag, konnte sie plötzlich verstehen, warum einige Leute den Regenwald der Stadt vorzogen, besonders, wenn sie in Begleitung eines Karpatianers waren, der Insekten und selbst den Regen daran hindern konnte, sie zu stören.
    »War es nicht schwierig, mit so vielen Veränderungen fertig zu werden?« Er musste in all den Jahrhunderten unendlich viel gesehen, gelernt und auch gelitten haben.
    »Langlebigkeit ist ein Fluch, aber auch ein Segen. Du siehst Leute, die dir etwas bedeuten, kommen und gehen, während du selbst endlos weiterlebst. Der Krieg ist immer der gleiche. Die Armut, der Ehrgeiz und die Gier. Aber es gibt auch so viel Wunderbares, MaryAnn, Wunder, die all das andere wert sind.« Er wandte sich ihr zu, und seine schwarzen Augen waren wie tiefe, dunkle Seen im Schein des Mondes. Das war sie für ihn: ein Wunder. Und es war ihr nicht einmal bewusst. Manchmal konnte er einen Blick in ihre Gedanken tun, wenn sie ihm ihr Bewusstsein öffnete. Sie verstand nicht, wie ein Mann wie er sich für sie interessieren konnte, geschweige denn, dass er in alle Ewigkeit mit ihr zusammen sein wollte. Sie war sich nicht einmal ihrer Attraktivität bewusst. Das Licht in ihren Augen leuchtete wie ein Signalfeuer.
    Alles an ihr zog ihn an. Sie war mutig, obwohl sie sich selbst nicht dafür hielt. Sie war mitfühlender als jede andere Person, der Manolito je begegnet war. Immer wieder, auch wenn es ein großes Risiko für sie bedeutete, kam sie anderen zu Hilfe. Sie hatte etwas Unschuldiges an sich, aber ihre Augen waren alt. Sie hatte das Leben von seiner schlimmsten Seite erlebt, es jedoch abgelehnt, die Hoffnung aufzugeben.
    »Was erwartest du von mir?«, fragte sie mit vorgeschobenem Kinn.
    »Dass du mich akzeptierst.« Er hatte nicht vor, ihr seine Gefühle zu verheimlichen. Er brauchte vielmehr diese uneingeschränkte Vertrautheit mit seiner Gefährtin. Dass sie ihn sehen konnte, nicht nur sein Äußeres, sondern alles von ihm. Er wollte mit all seinen Fehlern vor ihr stehen und wissen, dass sie trotz allem akzeptieren konnte, wer und was er war. Das hatte ihm noch nie etwas bedeutet, doch nun war es das Allerwichtigste für ihn.
    Wieder strich er sanft mit seinen Fingerspitzen über ihre warme Haut. Nichts hatte sich je so weich und einladend angefühlt. Es war wie ein Wunder – ein weiteres Wunder des Lebens –, sie so berühren zu können, neben ihr unter den Sternen zu liegen und sich in aller Buhe mit ihr zu unterhalten.
    »Sag mir, was dein schlimmster Charakterfehler ist.«
    Seine Zähne blitzten weiß im Mondschein auf. »Ich finde, wir sollten mit etwas Positivem beginnen.«
    »Wenn wir mit dem Schlimmsten anfangen, schaffen wir es aus dem Weg. Wir wissen, was es ist und ob wir damit fertig werden können. Bei mir zum Beispiel ist es Sturheit. Und ich bin nicht nur ein bisschen, sondern richtig stur. Ich mag es nicht, herumkommandiert zu werden.«
    »Und ich habe immer recht.«
    Ihr leises Lachen löste ein scharfes Ziehen in seinen Lenden aus. Er hatte vergessen oder es vielleicht auch nur noch nie erlebt, was für eine Freude es war, mit einer Frau zusammen zu sein, die ihn so erregen konnte wie MaryAnn. Er könnte bis in alle Ewigkeit ihr Lachen hören und seiner niemals müde werden.
    »Das denkst du.«
    »Das weiß ich.«
    »Und du erwartest von allen, dass sie dir gehorchen, weil du ja immer recht hast.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie wickelte ihr langes Haar um ihren Finger. »Da wir schon dabei sind, uns gegenseitig Geheimnisse anzuvertrauen – stört es dich eigentlich nicht, Manolito statt Manuel genannt zu werden? Ich weiß, dass »kleiner Mann‹ in manchen Ländern für Jungen, aber nicht für Männer verwendet wird.«
    »Für meine Brüder ist es ein Ausdruck ihrer Zuneigung zu mir. Mich stört es nicht, es hat mich noch nie interessiert, was andere denken, ich will nur akzeptiert werden von denen, die ich liebe. Ist das ein Problem für dich?«
    »In anderen Ländern ist Manolito ein häufig vorkommender Name ohne zusätzliche

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