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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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und akzeptiert zu werden. Es wollte aus ihr heraus. MaryAnn befeuchtete ihre Lippen und griff wieder nach Manolitos Hand.
    »Ich war anders in dem Moment, völlig anders, und trotzdem dieselbe. Ich konnte Hindernisse überspringen, ohne auch nur mein Tempo zu verlangsamen. Jeder meiner Sinne war hellwach. Mein Körper... sang, als erwachte er zum ersten Mal richtig zum Leben. Ich kann nicht erklären, wie es sich anfühlte, mit all diesen geschärften Sinnen, die unablässig Informationen sammelten. Und dann begann ich, im Geiste Dinge zu sehen, ich hatte Visionen, die ich weder aus meinem Kopf verbannen noch verstehen konnte.«
    Manolito zog tröstend ihre Hand an seine Brust. Sie schien gar nicht zu bemerken, wie aufgeregt sie inzwischen war und dass ihre geistige Verfassung sich auf die Affen in den umstehenden Bäumen übertrug. Die Luft über ihnen kam in Bewegung, als sich auch die Vögel erhoben und ängstlich tschilpend mit den Flügeln schlugen. Manolito strich mit dem Daumen über MaryAnns Handrücken und spürte harte Knötchen unter ihrer Haut, als ihre Anspannung sich noch erhöhte. »Was hast du gesehen?« Was immer es auch war, es musste sie zutiefst beängstigt haben.
    »Einen Mann, der einer Frau zurief, das Baby zu nehmen und zu fliehen. Das Baby war ... ich. Ich lag in einer Wiege, und die Frau wickelte mich in eine Decke, küsste den Mann und klammerte sich verzweifelt an ihn. Draußen konnte ich Stimmen hören und sah Lichter vor den Fenstern tanzen. Der Mann küsste sie und mich ein letztes Mal und riss dann eine Falltür im Boden auf. Ich war voller Angst und Schrecken. Ich wollte ihn nicht verlassen, und sie wollte es auch nicht. Ich glaube, wir wussten beide, dass wir ihn nie wiedersehen würden.«
    MaryAnn strich mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen. »Das Kind war umgeben von Wald, während ich über die Bahn rannte, mein Herz und meine Schritte hörte und die anderen roch, und ich erinnere mich, dass Sterne um mich herum explodierten. Aber das geschah nicht wirklich an der Schule; die Lichter umflackerten die Frau und mich, das Kind, im Wald. Ich konnte etwas durch die Luft pfeifen hören, und dann zuckte die Frau zusammen und strauchelte. Als Nächstes war ich wieder auf der Bahn, aber zur selben Zeit rannte die Frau mit mir – dem Baby -durch den Wald.«
    »War die Frau deine Mutter?«
    »Nein!«, schrie MaryAnn und hätte fast noch heftiger protestiert. Aber sie nahm sich zusammen und rang nach Atem, während sie den Schock über die mögliche Bedeutung seiner Worte zu verarbeiten versuchte. »Nein, ich weiß nicht, wer sie war, aber sie war nicht meine Mutter.«
    Manolito zog sie sanft zu sich heran, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag. »Reg dich nicht so auf, sivamet.« Seine Stimme war weich wie Samt. »Beruhige dich. Die Nacht ist wunderschön, und wir unterhalten uns nur und lernen uns besser kennen. Ich bin sehr interessiert an deinem Erlebnis. Glaubst du, dass es wirklich so geschah? Wie alt warst du deiner Schätzung nach bei dieser Flucht durch den Wald? Und wo war das? In Amerika? Europa? Welche Sprache wurde dort gesprochen?«
    MaryAnn atmete tief ein und blieb ganz still liegen, um seine Kraft und Wärme in sich aufzunehmen. Sie konnte fühlen, wie sie in sie hineinströmten. Manolito rührte nicht an ihren Geist, aber er übermittelte ihr Verständnis und Akzeptanz. Er akzeptierte etwas in ihr, das sie selbst ganz offenbar nicht als Teil ihrer selbst akzeptieren konnte.
    »Es war kein Englisch. Ich weiß nicht. Ich hatte Angst. Große Angst.« Und jedes Mal, wenn sie einen Wald betrat, erstickte diese Angst sie fast. »Sie wollten uns töten. Ich wusste das, sogar als Baby schon. Wer auch immer das Haus in Brand steckte, wollte, dass wir alle starben, sogar ich.«
    Sie konnte kaum noch atmen, so eng war ihre Brust, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. »Die Frau rannte und rannte, aber ich wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie war völlig aus dem Rhythmus und keuchte und rang nach Atem. Wir beide wussten genau, in welchem Moment der Mann, der in dem Haus zurückge blieben war, gestorben war. Ich hörte ihren stummen Aufschrei, der ein Echo meines eigenen war. Trauer übermannte sie und mich, fast so, als empfänden wir genau das Gleiche. Ich wusste, dass sie verzweifelt bemüht war, durch den Wald zu einem benachbarten Haus zu gelangen. Das Haus stand für gewöhnlich leer, doch diesmal waren die Besitzer da und machten Ferien.«
    Ein Erschaudern

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