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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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klein, verloren und viel zu verletzlich an. Mary-Ann war eine selbstbewusste Frau, nicht dieses gebrochene kleine Geschöpf, das sich in seine Arme kuschelte, als wollte es in ihn hineinkriechen, ohne sich dessen auch nur bewusst zu sein. Ihre Verzweiflung war so groß, dass ihn Wellen davon überfluteten, sich im ganzen Regenwald verbreiteten und sämtliche Geschöpfe dort in große Unruhe versetzten.
    »Wie konnten sie mir das antun?«
    Manolito wartete. Sie erhielt die Barriere vor ihren Gedanken noch immer aufrecht und ließ ihm keinen Zugang zu ihrem Schmerz – oder auch nur zu ihren Erinnerungen. Und er ging davon aus, dass sie noch mehr hatte.
    »Meine Eltern hätten es mir sagen sollen. Diese Frau ... ich kenne sie. Ich fühle sie hier«, sagte MaryAnn und presste eine zitternde Hand auf ihr Herz. »Es tut mir weh, an sie zu denken. Sie hat ihr Leben geopfert, um mich zu retten, genau wie der Mann es tat.«
    »Die meisten Eltern würden bereitwillig ihr Leben für ihre Kinder opfern, MaryAnn. Es gibt keine größere Liebe als die der Eltern zu ihren Kindern.« Er sprach mit leiser, hypnotischer Stimme, achtete aber darauf, sie nicht zu bedrängen oder geistig zu beeinflussen. Er vermittelte ihr Wärme und Sicherheit, so gut er konnte, obwohl er geneigt war, seine Suggestionskraft anzuwenden, um MaryAnn zu beruhigen, zu trösten und alles wiedergutzumachen. Es fiel ihm schwer, seinen Instinkt zu unterdrücken, die Kontrolle über sie zu übernehmen. Aber sie war keine Frau, die sich beherrschen ließ.
    Deshalb beschränkte er sich darauf, sein Kinn auf ihren Kopf zu legen und Dutzende kleiner Küsse in ihr Haar zu hauchen. Die unterschiedlichsten Emotionen strahlten von ihr aus. Trauer. Zorn. Das Gefühl, verraten worden zu sein. Gewissensbisse, auch nur für einen Moment gedacht zu haben, jemand anders könnte sie zur Welt gebracht haben.
    »Ich liebe meine Eltern. Wir sind eine ganz normale Familie.«
    MaryAnn öffnete ihm wieder ihr Bewusstsein und ließ ihn Bilder ihrer Kindheit sehen. Sie versuchte, ihm – und sich selbst – zu beweisen, dass ihre Erinnerungen an das Aufwachsen in ihrer Familie real und wahr waren und alles andere nur eine Illusion, ein schlechter Traum. Er konnte ihre Eltern sehen, die sie hielten und küssten, sie in die Luft warfen und lachten und mit ihr glücklich waren. Sie war ihr ganzes Leben lang von Glück und Liebe umgeben gewesen.
    »Sie lieben mich.«
    In ihrer Stimme schwang Genugtuung mit, aber ihre Hand umklammerte Manolitos, und ihre Nägel gruben sich in sein Fleisch. Er blickte auf ihre miteinander verschränkten Hände herab und konnte die harten Knötchen unter MaryAnns Haut sehen, die Form ihrer Nägel, einer davon ohne Nagellack.
    »Es ist nur zu offensichtlich, dass sie dich lieben«, stimmte er zu und brachte ihre Hand an die Wärme seines Mundes, drückte seine Lippen auf die Knötchen, strich sie glatt und zupfte mit seinen Zähnen daran, bis sich ihre Hand entkrampfte und sie sich ein bisschen mehr entspannte.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte sie und klang zutiefst verletzlich und verloren.
    Sein Herz griff instinktiv nach ihrem. »Egal, wie deine Vergan genheit aussah, MaryAnn, du bist immer noch du selbst. Deine Eltern haben dich geliebt und dich von dieser Liebe umgeben aufgezogen. Falls sie nicht deine leiblichen Eltern sind, ändert das in keinster Weise diese Tatsache.«
    »Du weißt, dass mehr dahintersteckt als das.« Sie entzog ihm ihre Hand und setzte sich mit abgewandtem Gesicht auf, um zu den Baumwipfeln hinaufzuschauen. Sie konnte die Tiere im Blätterdach der Bäume sehen, die sich berührenden Äste, die ihnen als Brücke von Baum zu Baum dienten und auf denen sogar die größeren Tiere schnell vorankamen.
    Dann schluckte sie, weil der Kloß in ihrer Kehle sie zu ersticken drohte. »Mein ganzes Leben ist auf einer Lüge aufgebaut, Manolito. Die Geschichte, die meine Eltern mir gegeben haben, ist nicht meine. Ich habe nicht die Stabilität der festen Strukturen, auf denen ich mein Leben aufgebaut zu haben glaubte. Ich weiß nicht, wer ich bin. Oder was ich bin. Als ich aufwuchs, hatte ich manchmal unerwartete Gedächtnisblitze, und jedes Mal taten meine Eltern sie als belanglos ab, obwohl sie doch in Wirklichkeit sehr wichtig waren.«
    »Vielleicht hatten sie ihre Gründe, sivamet. Geh nicht zu hart mit ihnen ins Gericht, solange du nicht alle Fakten kennst.«
    »Du hast gut reden. Es ist ja nicht dein ganzes Leben, das aus den

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